Schweinemast: Jahr der Extreme

Schweinemast als Glücksspiel: Der Zufall hat im letzten Jahr das Jahresergebnis bestimmt. Das veranschaulichte die Jahresversammlung des Rheinischen ­Erzeugerrings für Mastschweine (REMS).

Zum passenden Zeitpunkt eingestallt? In der Ernte Futterkontrakte gemacht? Für 1,20 €/kg verkauft oder für 2 €? Jede Entscheidung hat sich in diesem Jahr extrem in den Auswertungszahlen niedergeschlagen. 36 € pro Schwein liegen im Rheinland zwischen dem oberen und dem unteren Viertel. „Nie waren die Unterschiede so groß wie in diesem Jahr“, bilanzierte Dr. Frank Greshake bei der Jahresversammlung des Rheinischen ­Erzeugerrings für Mastschweine (REMS). „Und das wegen Effekten, die der einzelne Landwirt nicht in der Hand hat.“ Gerade Rein-Raus-Mäster konnten dadurch nach ganz oben, aber auch nach ganz unten katapultiert werden.

Mehrerlös kommt nicht beim Landwirt an

Im Gegensatz zu den Schweinehaltern konnte der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) steigende Kosten weitergeben. Denn die Verbraucher mussten von 2016 bis 2022 im Schnitt gut 2 €/kg mehr an der Ladentheke bezahlen, während die Erzeuger nur 0,43 €/kg mehr erlösten. Zum Nutzen des LEH: Dessen Spanne stieg im gleichen Zeitraum von 4,24 €/kg auf 5,82 €/kg Schweinefleisch.

VVR und AgriV fusionieren

Personalmangel, Generationswechsel in der Geschäftsführung und steigende Kosten für die Vermarktung führen dazu, dass die Viehvermarktung Rheinland (VVR) ab Januar mit der genossenschaftlichen AgriV und dem privaten Viehhandel Buirs im Groß­vieh- und Schlachtschweinegeschäft ­fusioniert. Über Details des Zusammenschluss berichten wir in der übernächsten Ausgabe des Wochenblatts.

Krankenställe im Blick behalten

Ein durchweg gutes Zeugnis stellte Valentina Wörhoff den Mästern im Umgang mit kranken Tieren aus. Sie hat im Auftrag der Westfleisch in 25 Bestschwein-Betrieben die Krankenställe unter die Lupe genommen. Ihre Tipps:

  • Krankenbuchten durch Schilder oder Ähnliches kennzeichnen. Dann ist im Fall eines Stalleinbruchs erklärbar, warum das Video gehäuft kranke Schweine zeigt.
  • Tote Schweine und Eimer mit Totgeburten nicht über Nacht im Stall lassen, sondern sofort entfernen.
  • Einzelschweinen in der Krankenbucht Sichtkontakt zu anderen Schweinen ermöglichen.
  • Mindestens das gesetzliche Platzangebot vorhalten bzw. so viel Platz, wie die gewählte Haltungsform vorschreibt.
  • Gesetzlich vorgeschriebenes Beschäftigungsmaterial in der Bucht anbringen, bei ITW-Schweinen entsprechend aufrüsten.
  • Den kranken Schweinen eine weiche Matte oder trockene, weiche Einstreu bieten.
  • Kranke Schweine brauchen jederzeit frisches Wasser, ebenso täglich ausreichend Futter in guter Qualität.
  • Wörhoffs Appell: „Machen Sie es Stalleinbrechern nicht zu einfach – schließen Sie Ihre Ställe gut ab!“

Lesen Sie mehr:

SWE Mitgliederversammlung

Ebergenetik: Durocs hoch im Kurs

von Viktoria Schulze Lohoff

Der Shop läuft, der Tubenabsatz sinkt – so lautet die Bilanz der Schweine­besamung Weser-Ems für 2021. Trotzdem tut sich etwas bei der Genetik.