Schwere Schweine – magere Ergebnisse

Schweinemast: Bilanz 2020/21

Trotz bester Leistungen in den Ställen haben die heimischen Schweinehalter im vergangenen Wirtschaftsjahr unbefriedigende ökonomische Ergebnisse erzielt.

Gute Leistungen – enttäuschende Erlöse. So lässt sich das Wirtschaftsjahr (WJ) 2020/21 in vier Worten zusammenfassen. Detailinformationen liefern die Auswertungen des Rheinischen Erzeugerringes für Mastschweine. Dieser hat die Daten von insgesamt 436  876 Schweinen aus 126 Mitgliedsbetrieben ausgewertet. Das waren rund 10  000 Tiere und sieben Betriebe weniger als im Vorjahr: Die Zeichen in der Schweinehaltung ­stehen längst nicht mehr auf Wachstum!

Höhere Schlachtgewichte

Ein Blick in Übersicht 1 zeigt einen deutlichen Anstieg der Schlachtgewichte (SG) von durchschnittlich 95,9 auf 96,9 kg. Hintergrund sind die verschiedenen, Corona-bedingten Lieferverzögerungen während des Wirtschaftsjahres (Stichwort „Schweinestau“). Dadurch verzögerten sich auch die anschließenden Ferkeleinstallungen und die Einstandsgewichte erhöhten sich im Schnitt um 0,7 auf 30,1 kg. Der Ferkelpreis fiel gegenüber dem Vorjahr um gut 20 € auf im Mittel 61,46 €.

Gängige Genetiken verfetten nicht

Auffällig ist, dass die Autofom-Index­punkte der Schweine trotz gestiegener Gewichte mit 0,997 IXP/kg SG exakt auf Vorjahresniveau blieben. Zumindest eine leichte Einschränkung hätte man sich vorstellen können. Festzustellen ist aber, dass die gängigen Genetiken auch bei höheren Gewichten nicht übermäßig verfetten.

Futterkkosten für das Wirtschaftsjahr noch im Rahmen

Die Futterkosten pro Mastschwein stiegen von 61,88 auf 63,06 € und damit nur um knapp 1,20 € pro Schwein. Doch Vorsicht: Das Wirtschaftsjahr endete am 30. Juni.

Die Getreidepreise sind seitdem sprunghaft gestiegen. Im laufenden Jahr dürfte sich daher bei den Futterkosten ein völlig anderer Wert einstellen.

Im Schnitt 868 g Zunahme

Die Verluste in der Mast gingen von 2,08 auf 1,95 % zurück – ein Wert, der auch in früheren Jahren schon erreicht wurde. Wieder zugelegt haben die rheinischen Mastschweine bei den täglichen Zunahmen, und zwar um 8 auf im Mittel 868 g. Mit einem derartigen Wachstumsniveau ist man vom 100-Tage-Schwein nicht mehr weit entfernt: Im Schnitt brauchten die Schweine 2020/21 nur noch 106 Tage bis zur Schlachtreife.

Schwacher Trost

Die guten biologischen Leistungen sind jedoch nur ein schwacher Trost angesichts des enttäuschenden ökonomischen Ergebnisses. Bei einem Erlösrückgang von 2,02 € auf 1,48 €/kg SG konnten selbst die preiswerteren Ferkel und die hohen Tageszunahmen die sehr magere Direktkostenfreie Leistung (DkfL) von lediglich 12,28 € pro Schwein nicht mehr ausgleichen. Zieht man davon noch Kosten wie Abschreibung, Verzinsung, Gülleverwertung usw. von insgesamt etwa 24 € je Tier ab, so beträgt der Verlust unterm Strich knapp 12 € je verkauftem Mastschwein.

Ferkelpreise im Sturzflug

Beim Vergleich der beiden Halbjahre des Auswertungszeitraumes fällt der Rückgang der Ferkeleinstandspreise von 96,90 auf 46,23 € auf, während der Verkaufserlös je Mastschwein mit 143,69 bzw. 142,99 € fast gleich blieb. Auch die Futterkosten änderten sich nur geringfügig. Die täglichen Zunahmen waren im zweiten Halbjahr mit 876 g besser als im ersten (861 g).

Ferkel sind Hauptfaktor beim Deckungsbeitrag

Aufgrund der höheren Ferkel­einstandspreise bei den Schlachtschweinepartien, die von Juli bis Silvester 2020 verkauft wurden, ergeben sich unterm Strich komplett unterschiedliche Halbjahresergebnisse. In der ersten WJ-Hälfte lag der Deckungsbeitrag bei –2,45 € DkfL. Im zweiten Halbjahr gab es immerhin ein Plus von 26,90 € DkfL.

Auszeichnung für Spitzenleistungen

Alljährlich würdigt der Rheinische Erzeugerring für Mastschweine (REMS) besonders gute Leistungen seiner Betriebe. Bei der Mitgliederversammlung Anfang Dezember 2021 erhielt der Thomas Hußmann aus Alpen (Kreis Wesel) den ­Ehrenteller des REMS für ­herausragende biologische Leistungen:

Im vergangenen Wirtschaftsjahr hat der Mäster bei seinen Tieren im Schnitt 936 g tägliche Zunahme bei 1,004 Autofom-Indexpunkten/kg SG erreicht. Die Tierverluste betrugen lediglich 1,14 % und die Futterverwertung lag im Schnitt bei sehr niedrigen 2,56 kg Futterverbrauch je kg Zuwachs.

Ergebnisse im Jahresverlauf

Eine detaillierte Aufstellung über die Entwicklungen im Jahresverlauf bietet Übersicht 2. Die Monatsergebnisse richten sich dabei stets nach dem Verkauf der Mastschweine: Das Juli-Ergebnis 2020 beispielsweise basiert auf den Schlachterlösen dieses Monats, wobei die Ferkel des Mastdurchganges im März zuvor eingestallt wurden. Damals kostete ein Ferkel bis in den Stall des Mästers – bei lediglich 28,43 kg Gewicht – inklusive Mehrwertsteuer fast 100 €. Beim Ferkeleinkauf im Dezember 2020 (und Schlachtschweineverkauf im April 2021) musste für ein 31,57 kg schweres Ferkel dagegen mit 41,90 € nicht einmal mehr die Hälfte des Betrages bezahlt werden.

Die wenigsten Masttage benötigten die im Frühjahr 2021 verkauften Tiere. Von März bis Mai 2021 war man vom 100-Tage-Schwein nicht mehr weit entfernt. Die Indexpunkte je kg zeigen wenig interpretierbare Unterschiede. Wohl aber ist festzustellen, dass im Sommer (August und September 2020) die täglichen Zunahmen mit weniger als 850 g deutlich unter dem Durchschnitt lagen. Von Juli bis November 2020 schrieben die Mäster selbst bezüglich des Deckungsbeitrages rote Zahlen. Gerechnet hat sich die Mast erst wieder von März bis Juni 2021.

Überall gute Leistungen

Bei der Auswertung nach Leistungsniveau ist grundsätzlich vorab festzustellen, dass es keine „schlechten“ Mastbetriebe mehr gibt. Selbst das untere Viertel (sortiert nach DkfL) erreichte tägliche Zunahmen von 856 g mit durchaus noch respektablen 2,2 Verlustprozenten.

Aber: Im Ferkeleinkauf lagen 5 € Differenz je Tier – wobei in einem solchen Jahr der Zeitpunkt des Ferkeleinkaufes große Auswirkungen hat. Gleiches gilt für den Vermarktungszeitpunkt bzw. -erlös. Auch hier lagen zwischen den Betrieben des oberen und unteren Viertels 5 € Differenz.

Bei den Futterkosten betrug der Unterschied allerdings fast 7 € pro Schwein. Aus kleinen Differenzen summiert sich zum Ende ein großer Unterschied: Die +25%-Betriebe erreichten im Jahres­schnitt noch eine DKfL von 20,72 €/Schwein, während das weniger erfolgreiche Viertel mit 3,36 €/Tier weder eine Kapitalrendite noch ­eine Entlohnung realisieren konnte und auch für die Abschreibung fast nichts übrig blieb.