Schweinekrise spitzt sich zu

1,30 € je Kilo Schweinefleisch, 25 € für ein Ferkel: Die Preise sind auf dem Tiefpunkt. Mäster und vor allem die Ferkelerzeuger schreiben tiefrote Zahlen.

Die „Großen“ wie auch der Mittelstand schlachten in Nord- und Westdeutschland nur auf etwa 80 % ihrer Kapazität. Trotzdem ist der Schweinepreis um 7 Cent/kg gefallen. Der Fleischabsatz ist schwierig, zum Teil fehlen auch Mitarbeiter.

Billigangebote aus Ausland

Die Schlachtunternehmen beklagen Billigangebote aus dem Ausland, weil China als Exportmarkt weitgehend ausfällt. Bei den Exporten hapert es auch deshalb, weil Kühlcontainer weltweit extrem knapp und teuer sind.

Entscheidender Faktor aber ist der schwache Inlandskonsum. Die Grillsaison war völlig unbefriedigend. Zudem fehlen unverändert Sonderangebotsaktionen des LEH. Diese sehen Landwirte unter dem Aspekt „Fleisch verramschen“ kritisch. Aber Auswertungen zeigen, dass sich der Absatz für die beworbenen Artikel oftmals verdoppelt. Solche Impulse sind jetzt dringend nötig.

Weniger Schlachtungen

Aus den Schlachtbetrieben ist zu hören, dass bei unveränderter Absatzlage eine Schlachtung von etwa 700.000 Schweinen pro Woche ausreicht – derzeit sind es rund 825.000 Schweine. Das entspräche einem Minus von etwa 6,5 Mio, Schlachtschweinen pro Jahr.

Sauenhalter vor dem Exitus

Die Verzweiflung bei den Sauenhaltern ist groß. Der Ferkelpreis hat sich seit Juni mehr als halbiert. Von Kostendeckung sind die Sauenhalter weit entfernt.
Genauso schlimm wirkt die sinkende Einstallbereitschaft. Besonders betroffen sind kleine Partien. Besser läuft es bei festen Partnerschaften zwischen Ferkelerzeugern und Mästern. Wer für den freien Markt produziert, kämpft mit verzögerter Abnahme. Die Flatdeckställe sind übervoll, die Liefergewichte steigen.
Stark steigende Futterkosten treffen auch Sauenhalter mit voller Wucht. Das ohnehin strapazierte Konto wird noch stärker belastet.
Kein Wunder, dass bei vielen Sauenhaltern die Nerven blank liegen. Die Besamungszahlen sind um rund 10 % gesunken. Immer mehr Betriebe geben auf.
Das kann zum Bumerang für die Mäster werden. Betriebe, die ihre Sauen jetzt zum Schlachter schicken, werden im nächsten Jahr keine Ferkel mehr liefern. (sb)

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Ein Hoffnungsschimmer: Rewe will ab 1. September den Mindestpreis für seine Lieferanten erhöhen. Zudem soll bis Mitte 2022 Frischfleisch ausschließlich aus Deutschland kommen.