Marktinterview

Schweinehaltung: Teurer Standort Deutschland

Auflagen und Inflation verteuern die deutsche Schweineproduktion. Ist die internationale Konkurrenz besser aufgestellt? Ein Interview mit Albert Hortmann-Scholten, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Bei den politischen Auflagen für deutsche Schweinehalter ist kein Ende in Sicht. Höhere Erlöse wären dringend nötig, um investieren zu können. Geht es 2023 bergauf?

Seit einigen Wochen nehme ich positive globale Entwicklungen wahr. Vor allem in der EU sinken die Schweinebestände. Stück für Stück normalisieren sich die Märkte. Aus Russland kommt relativ viel Getreide. Auch beim Eiweiß hat sich die Lage aufgrund der guten Rapsernte in Nordamerika entspannt.

Bisher ist noch keine Entlastung zu spüren. Wann wird sich das auf die Betriebe auswirken?

Gerade liegen die Vollkosten in der Mast noch bei mindestens 230 € pro Schwein. Allein das Futter kostet deutlich über 90 €. Das knabbert natürlich an der Rentabilität. Allerdings liegt Märzweizen an der Pariser Börse Matif schon wieder unter 280 €/t.

Das wird noch nicht reichen, um kurzfristig auf ein vollkostendeckendes Niveau zu kommen. Wie sieht es bei den Energiekosten aus?

In den vergangenen drei Jahren sind sie für Mastschweine von etwa 3 auf 6 € gestiegen, für Ferkel von 5 bis 6 € auf 10 bis 12 €. Aktuell liegen die Energiepreise auf einem Niveau wie vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, sind aber beim Endkunden noch gar nicht mit ­voller Wucht angekommen. Was Schweinehaltern in die Karten spielt, ist der bislang milde Winter.

Von 40 kg Schweinefleisch, das die Deutschen verbrauchen, kommen 11 kg aus dem Ausland. Unsere hohen Tierwohl-Standards sind eine Steilvorlage für die europäische Konkurrenz. Können wir da auf Dauer mithalten?

Über die Tierwohl-Diskussion sind Effizienz und Kostenführerschaft definitiv aus dem Fokus gerückt. Deutschland trifft es besonders hart, weil Mehrkosten und Ökologisierung quasi staatlich ­verordnet werden. Bald liegen wir in Deutschland unter 44 Mio. Schlachtungen pro Jahr. Das führt zu Überkapazitäten und Schlachthofschließungen, wodurch...