Die Prognose bis zum Jahresende: Nur noch 48,3 Mio. Schlachtschweine. 2021 waren es noch 51,9 Mio. Tiere. „Die Schweinehaltung ist bereits deutlich zurückgegangen, aber es reicht noch nicht“, fasste Dr. Albert Hortmann-Scholten vergangene Woche auf der SuS-Fachtagung in Saerbeck die missliche Lage deutscher Schweinehalter zusammen.
Deprimierende Börsenkurse
Der Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen verdeutlichte anhand von Börsenkursen, dass die Futter- und Energiekosten so schnell nicht sinken werden.
Schon bald könnte Russland die Ukraine ganz vom Meer und damit vom Welthandel abschneiden. Das Schienennetz zwischen der Ukraine und Westeuropa reicht als Ersatz nicht aus. Für September 2022 prognostiziert Euronext Paris daher stolze 422,25 €/t Weizen. Erst ab Mai 2025 rechnet die Börse wieder mit einem Preis wieder bis auf 285,25 €/t sinken. Landwirte müssen sich darauf einstellen.
Was im Stall möglich ist
Biologische Leistung steigern: 100 kg Zuwachs kosten den Landwirt aktuell rund 111 €. Steigert er die Futterverwertung in der Mast um 0,3 kg, spart er schon 29 kg Futter. Das bedeutet gut 12 € pro Schwein.
Nicht an der falschen Stelle sparen: Verzichten Landwirte auf Impfungen, Remontierung, Hygiene oder den Tierarzt, bauen sich neue Probleme im Stall auf.
Die Schlachtgewichte müssen runter: Mehr als 90 bis 92 kg lohnen sich nicht. Doch eine Maskenöffnung nach unten durch die Schlachthöfe ist nicht absehbar. Zudem wären erstmal mehr Schlachtungen nötig. Das scheitert an der Logistik.
ITW und Regionalprogramme prüfen: Nur direkte Verträge mit dem Handel helfen Landwirten weiter.
Direkte Verträge
Den Handel enger an die Landwirtschaft binden will auch Christian Bode von der Raiffeisen Viehvermarktung (RVG). Er stellte Umbaukonzepte und Werbeaktionen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) für die Haltungsform 3 vor. Dafür vernetzt die RVG Landwirte mit Kollegen, Stallbauern und Handelspartnern – zum Beispiel für die Programme Bauernliebe, Fairfarm und das regionale Strohschwein.
Außenklima neu verhandelt
„Zugegeben, aktuell fällt es schwer, neue Betriebe zu gewinnen“, stellte Bode klar. „Das gilt vor allem dann, wenn der Bonus schlechter ausfällt als die Notierung.“ Schließlich wurde der Mehrerlös für Programmteilnehmer vor Corona, Krieg und ASP festgesetzt. Doch aktuell läuft eine Abfrage bei Landwirten. In den kommenden Wochen erarbeitet die RVG mit ihren Handelspartnern, wie sich die Mehrkosten der Landwirte abbilden lassen.
Gegen einen Bonus auf Basis des VEZG-Preises sprach sich Dr. Hortmann-Scholten aus: „Wenn die Markenfleischprogramme 30 bis 40 % Marktanteil erreichen, könnte die konventionelle Notierung unter Druck geraten.“ Bisher produziert aber erst etwa 1 % der Landwirte für Haltungsform 3.
Hoffnungsschimmer
Beim China-Export sieht es zwar weiterhin schlecht aus. Doch Korea akzeptiert vermutlich ab der zweiten Jahreshälfte das deutsche Regionalisierungskonzept. Und wenn der Preisschock verdaut ist, könnte die Fleischnachfrage auch hierzulande wieder anziehen. Zudem geht die Fleischproduktion EU-weit langsam zurück. In den USA und China sind die Preise bereits im Aufwärtstrend.
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