Rinderzucht

RUW auf neuen Wegen

Nach einem zufriedenstellendem Geschäftsjahr gewinnt die RUW einen neuen Partner und hat ab August ein neues Gesicht an der Spitze.

Wir hatten ein intensives Jahr, kontroverse Diskussionen und Reibungen zur Fusion mit der Rinderunion Baden-Württemberg (RBW). Die interne Zusammenarbeit war jedoch gut und am Ende haben wir neue Gespräche aufgenommen.“ Das sagte Georg Geuecke, Aufsichtsratvorsitzender der Rinder-Union West (RUW), der die Vertreterversammlung vergangene Woche in Hamm leitete.

Rückwirkend zum 1. Oktober 2022 gehört die Rinderbesamungsgenossenschaft Aachen (RBG) auf eigenen Wunsch zur RUW-Familie. Bereits Anfang des Jahres hatten die beiden Zuchtunternehmen einen Verschmelzungsvertrag abgeschlossen. Die Fusion haben die 75 anwesenden RUW-Vertreter einstimmig genehmigt. Die Mitglieder der RBG hatten bereits am 14. März zugestimmt. Die RBG überträgt ihr Vermögen einschließlich ihrer Verbindlichkeiten auf die RUW. Sie fasst 158 Mitglieder, 3800 Erstbesamungen, 240 000 € Jahresumsatz und ein bilanzielles Eigenkapital von 411 000 €. „Ziel ist für beide weiterhin eine leistungsstarke Stellung am Markt“, kommentierte Dr. Michael Steinmann, Geschäftsführer für den kaufmännischen Bereich bei der RUW.

Zufriedenstellendes Jahr

Finanziell konnte das Zuchtunternehmen im vergangenen Wirtschaftsjahr (1.Okt. bis 30. Sept.) wachsen: Mit 50,1 Mio. € Gesamtumsatz liegt das Ergebnis 1,3 % über dem Vorjahresniveau. Daraus ergibt sich ein Jahresüberschuss von rund 1,9 Mio. €. Davon will das Unternehmen 1,5 Mio. € in Rücklagen einstellen, sodass ein Bilanzgewinn von 474 881,30 € bleibt.Insbesondere die Umsatzerlöse in der Vermarktung sind durch die hohen Preise für Zuchttiere um 7,2 % gestiegen. Auch, wenn rund 41 000 (-8,6 %) Zucht- und Nutzrinder weniger gehandelt wurden.

14 % der vermarkteten Zuchtrinder werden am größten Auktionsstandort in Hamm versteigert. „Es ist der einzige Standort, an dem Tiere noch am Strick geführt werden. Wir wollen auch hier auf eine lose Vermarktung umsteigen, um Auktionen attraktiver zu gestalten“, sagte Geschäftsführer für den operativen Bereich, Dr. Jürgen Hartmann.

Demgegenüber hat der Bereich Besamung um 1,6 % nachgelassen. Die Gesamtbesamungen sind um 5,1 % und die Erstbesamungen um 2,6% gesunken. Etwa 37 % der künstlichen Befruchtung übernehmen Eigenbestandsbesamer auf den Betrieben selbst. Der Trend zur Fleischrasse war gebremst und ging erstmals um 1,3 % zurück. Besamungen mit Weißblauen-Belgiern sanken um 8,3 %, während der Einsatz von INRA95 mit +18,5 % und Angus (+43,2 %) deutlich zulegten. „Diese Entwicklung zu weniger Weißblauen-Belgiern ist nachvollziehbar. Dem Kälberwert stehen teils schwere Geburten und ein verzögerter Laktationsstart gegenüber“, erklärte Hartmann.

In der Zucht sind die Umsatzerlöse um 1,1 % gestiegen. Zwar sind die Herdbucheinträge gesunken, jedoch konnten Kuheinstufungen und Herdentypisierung deutlich zulegen. Über 620 Betriebe im lassen ihre Herde im RUW-Gebiet genomisch untersuchen. Durch die genomische Selektion waren die Fortschritte in der Hornlosgenetik besonders groß. Mehr als 20 % der schwarzbunten und fast 45 % der rotbunten Bullen sind genetisch hornlos. „Was zuerst eine Marktnische war, ist jetzt ein gesellschaftlich hoch brisantes Thema“, sagte Hartmann.

Erstmals Frau im Vorstand

Bei den Wahlen im Anschluss ist Joachim Berg aus Argenthal im Hunsrück neu in den Aufsichtsrat gewählt worden. Josef Rüping, Jürgen Tacken, Matthias Zens und Stefan Siepermann wurden wiedergewählt. Inse-Marie Stalter ist aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden und bekleidet nun als erste Frau im Vorstand ihr Amt.

Richtige Botschaft senden

Als Gastreferent war Dr. Ludger Schulze Pals, Geschäftsführer vom Landwirtschaftsverlag in Münster vor Ort. Er versuchte Antworten darauf zu geben, warum sich Bürgerinnen und Bürger immer weiter von der Landwirtschaft entfernen. „Es gibt weniger Bauern und dadurch auch weniger zufällige Kontakte mit ihnen. Diese Kontakte sind jedoch wichtig für den Austausch“, sagte er. Es sei wichtig, die richtigen Botschaften an Nicht-Landwirte zu senden. Laut eine Studie des Marktforschungsinstituts Rheingold sehen sowohl Landwirte als auch Verbraucher die Landwirtschafts als Zukunftsgestalter. „Das Bild ‘matcht’. Genau dort müssen wir ansetzen und zeigen, was wir alles bewegen.“ Schulze Pals machte Mut: „Wir müssen wieder mehr Optimismus für die Landwirtschaft aufbringen, um uns selbst und jungen Menschen mehr Lust auf die Landwirtschaft zu machen.“

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