Milchviehhalter verkaufen ihre Holstein Friesian-Bullenkälber und teilweise auch Kuhkälber häufig an spezialisierte Kälbermäster in Nordwest-deutschland oder den Niederlanden. Als Kälber gelten Tiere, jünger als acht Monate. Ältere Tiere können nicht mehr als Kalbfleisch vermarktet werden.
In der Rosa-Kalbfleischerzeugung füttern Landwirte die Kälber mit vergleichbar hohen Anteilen an Strukturergänzern (Maissilage und Stroh) wie in der Bullenmast. Weder in Deutschland noch in den Niederlanden gibt es bisher Versuchskapazitäten an öffentlichen Institutionen, die sich der Rosémast widmen.
Johannes Stromberg, Landwirt aus Legden im Kreis Borken, hat festgestellt, dass bei ihm in der Rosémast weniger Nährstoffe in der Gülle anfallen, als bisher in den DLG-Werken (2021) angenommen. „Meine Tiere fressen mehr und die Nährstoffe in den Ausscheidungen sind geringer als von der DLG angenommen. Ich kann nicht Gülle abgeben mit Nährstoffen, die gar nicht drin sind“, erklärt der Rindermäster. Damit sich etwas ändert, hat er verschiedenste Fachleute an einen Tisch geholt. So hat ein Forschungsteam begonnen, Praxiserhebungen zur Fütterung und Nährstoffausscheidung von Rosékälbern auf seinem Betrieb durchzuführen.
Zum Versuchsaufbau
Von April bis September 2021 fand eine Praxiserhebung mit 244 Rosékälbern der Rasse Deutsch Holstein auf dem Betrieb von Stromberg statt. Da die Kälber den Betrieb erst nach der Milchphase mit rund zehn Wochen erreichen, wurde nur die Hauptmast geprüft.
Stromberg stallte die Kälber mit einem Lebendgewicht von 122 kg ein. Der Altersunterschied zwischen den Tieren betrug maximal 21 Tage und die Kälber stammten von zwei Aufzuchtbetrieben. Am Tag nach dem Einstallen wog der Landwirt die Kälber und gliederte sie anschließend gleichmäßig in zwei Fütterungsgruppen.
Zwei verschiedene Rationen
Die Einteilung der Gruppen erfolgte nach Gewicht, Alter und Herkunft der Kälber. Die Tiere verblieben bis zur Schlachtung in den jeweiligen Stallabteilen. Die Fütterungsgruppen bestanden
- aus 100 Kälbern in der Kontrolle (normale Fütterung)
- und 144 Tieren, die eine N- und P-reduzierte Ration erhielten.
Die Tierzahlen in den Fütterungsgruppen hängen mit den baulichen Gegebenheiten des Stalles zusammen. An drei Terminen innerhalb von drei Wochen wurden Kälber zur Schlachtung ausgestallt. Dabei wogen die Forscher die Kälber erneut einzeln mit einer mobilen Viehwaage. Mit im Mittel 239 Tagen kamen die Kälber zum Schlachter.
Stromberg fütterte die Kälber täglich vormittags mit einem Futtermischwagen. Die Rationen bestanden aus Maissilage, Stroh und Konzentratfutter (KF). Die Nährstoffgehalte in den Fütterungsgruppen passte das Forscherteam durch den Einsatz unterschiedlicher Kraftfutter an. Die Menge der übrigen Rationskomponenten war in beiden Fütterungsgruppen einheitlich.
Während des Versuchs wurden in jeder Gruppe drei unterschiedliche KF eingesetzt (Übersicht 1). In der ersten Mastwoche erhielten alle Kälber das gleiche KF, anschließend begann die differenzierte Fütterung mithilfe unterschiedlicher Rohprotein (XP)- und Phosphor (P)-Gehalte in den eingesetzten KF. Die Rationszusammensetzungen wurden entsprechend des Futterplans wöchentlich angepasst, so änderten sich entsprechend Energie- und Nährstoffgehalte.
In Übersicht 2 sind die Energie- und Nährstoffgehalte der vorgelegten Rationen beispielhaft von drei Zeitpunkten dargestellt. In der Kontrollvariante enthielt die Ration im Mittel über die gesamte Mastperiode 165 g XP/kg TM und 4,5 g P/kg TM. Die Ration der Fütterungsvariante „N/P-red.“ enthielt im Mittel 154 g XP/kg TM und 4,1 g P/kg TM.
Ergebnisse und Fazit
In Übersicht 3 sind die aufgenommenen Futtermengen der Kälber der beiden Fütterungsvarianten, die kalkulierten Futtermengen nach dem vorab angelegten Futterplan sowie im Vergleich die Angaben für das gesamte Mastverfahren nach DLG (2021) angegeben. Die Kälber beider Gruppen hatten vergleichbare Futteraufnahmen, jedoch lagen diese deutlich höher als zuvor unterstellt. Im Mittel nahmen die Kälber der Kontrollvariante 6,8 und die Kälber der Variante „N/P-red.“ 6,7 kg TM/Tag auf.
Der Wasserverbrauch lag pro Tier und Tag über die gesamte Mastdauer im Mittel bei 23,5 l/Tier und Tag. Insgesamt erzielten die Tiere in beiden Fütterungsgruppen ähnliche Zunahmen und Schlachtleistungen (Übersicht 4).
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