Rindermarkt

Rindfleisch: Wie geht´s weiter?

Die Preise für Jungbullen sind nach Ostern um 50 Cent/kg gefallen. Diese Woche stabilisieren sich die Kurse jedoch erneut. Das überschüssige Angebot ist abgebaut. Kühe sind extrem gefragt.

Albert Hortmann-Scholten ist Geschäftsführer bei der VEZG (Bildquelle: VEZG)

Drei Wochen vor Ostern erreichten die Erzeugerpreise für Jungbullen mit mehr als 6 €/kg Schlachtgewicht (SG) ein historisches Hoch. Dann folgte jedoch eine heftige Preiskorrektur mit Abschlägen von mehr als 50 Cent/kg SG. Vor den Feiertagen haben einige Bullenmäster ihre schlachtfertigen Tiere im Stall behalten. „Das hat mich gewundert. Jeder erfahrene Mäster weiß, dass man seine Bullen zwei bis drei ­Wochen vor den Feiertagen auf den Weg bringen muss“, erklärt Dr. Albert Hortmann-Scholten, Geschäftsführer bei der VEZG.

Albert Hortmann-Scholten ist Geschäftsführer bei der VEZG (Bildquelle: VEZG)

Preise stabilisieren sich

„Die Spekulationen der Landwirte haben die Preise kaputt gemacht. Deshalb hat der Markt mit den Preisabschlägen überreagiert.“ In den kommenden Wochen rechnet der Marktexperte mit einer Stabi­lisierung der Preise, da die Überhänge abgebaut sind. „Die Bodenbildung ist erreicht. Das Angebot an Rindfleisch ist knapp, die Preise steigen schätzungsweise wieder“, vermutet Hortmann-Scholten. Auch in der EU entwickeln sich die Preise für Rindfleisch weiter positiv.

„Ein so enges Verhältnis zwischen den Notierungen für Jungbullen und Schlachtkühen gab es noch nie.“

Zum Redaktionsschluss pendelten sich die ­Preise für Jungbullen R 3 zwischen 5,48 und 5,50 €/kg SG ein. Für die schwarzbunten O-Bullen bei 5,28 €/kg SG. Die ­Notierungen für R 3- Schlachtkühe liegen bei 5,10 €/kg, für O3-Tiere bei 5,00 €/kg SG. „Kühe sind so teuer wie noch nie“, brachte es der Marktkenner auf den Punkt. Er rechnet nicht mit einem wachsenden Angebot an Kühen, da die Milchpreise sehr gut sind und der Weideauftrieb stattgefunden hat. Futter ist nicht knapp.

Rindfleisch weiter gefragt

Die feiertagbedingte Korrektur nach Ostern war zu erwarten. Denn im Sommerhalbjahr stehen Schweine- und Geflügelfleisch im Vordergrund. Vieles spricht dennoch für ein konstantes Niveau:

  • Durch die Lockerungen der Corona-Auflagen profitiert die Gastronomie. „Es wird verstärkt auf hochwertiges deutsches Rindfleisch gesetzt“, sagt Hortmann-Scholten. Da Hotels und Gaststätten wieder in den Normalbetrieb gehen, dürfte ein Kompensationseffekt zu erwarten sein.
  • Das Angebot an Schlachtrindern schrumpft weiter. „Bis zur 14. Kalenderwoche wurden deutschlandweit etwa 11 % weniger Schlachtrinder abgeliefert“, so der Fachmann. Die Viehzählungsergebnisse weisen im Trend sowohl in Deutschland als auch in der EU eine weiter rückläufige Eigenproduktion aus. Damit bewegt sich der Selbstversorgungsgrad in der Bundesrepublik 2022 voraussichtlich unter 95 %.
  • Die Einfuhren aus anderen EU-Staaten und vor allem aus Südamerika bleiben weiterhin gering. Aldi Nord und Süd haben erklärt, dauerhaft auf brasilianisches Rindfleisch zu verzichten. Der Einzelhandel konzentriert sich vermehrt auf deutsche Ware.

Dennoch ist allen Marktbeteiligten klar, dass die hohen Erzeugerpreise nur schrittweise an die Konsumenten weitergegeben werden können. „Die Kaufkraft der Kunden dürfte schrumpfen. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Verbrauch von Fleisch aus dem Biosegment oder der Haltungsform 3 sinkt“, prognostiziert Hortmann-Scholten.

Probleme im Handel

Der Viehhandel hat zudem zahlreiche Probleme. „Sowohl in der Erzeugung als auch in der Vermarktungskette steigen die Energie­kosten. Besonders im Bereich der Logistik von Viehhandel bis zu den LEH-Verteilzentren“, beschreibt der Geschäftsführer. Vielfach fallen ukrainische Lkw-Fahrer aus. Er rechnet mit steigenden Lohn- und Transportkosten. Diese führen dauerhaft zu höheren Vorkosten für Landwirte.

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