Markt für Schlachtrinder

Rindfleisch: Markt bleibt angespannt

Seit Monaten liegt der Preis für Jungbullen bei weniger als 3,60 €/kg. Trotz 10 % weniger Rinderschlachtungen erholt sich der Markt nur mühsam. Die Aussicht für die kommenden Monate ist eher wolkig als heiter.

Rinderhalter befinden sich schon lange auf einer Durststrecke: Die Preise für deutsche Jungbullen dümpeln seit Beginn der Corona-Pandemie auf niedrigstem Niveau. Der deutsche Kuhbestand und die Schlachtzahlen liegen weit unter den Vorjahreszahlen, trotzdem atmet der Markt nicht auf. Parallel wächst der Druck auf den Fleischmarkt durch internationale Konkurrenz. Wann ist die Talfahrt endlich zu Ende? Wir fragen Dr. Albert Hortmann-Scholten, Geschäftsführer bei der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) nach der aktuellen Situation auf dem Markt für Rindfleisch.

Herr Hortmann-Scholten, der Preis für Rindfleisch hat Freitag das erste Mal seit Wochen die 3,50-€-Hürde geknackt. Der Preis liegt laut VEZG-Notierung bei 3,55 € für R3-Bullen. Die Gastronomie hat wieder geöffnet. Können Rinderhalter endlich aufatmen?

Die Erlöse für Jungbullen liegen mittlerweile oberhalb der Vorjahreslinie. Deutsche Gastronomien und auch europäische Urlaubsgebiete beklagen aber nach wie vor schlechte Umsatzerlöse. Das Geld sitzt beim Verbraucher nicht mehr so locker.

Angesichts des Preiszusammenbruchs am Schweinemarkt müssen die Bullenmäster noch einigermaßen zufrieden sein. Allerdings war der Preisrutsch zwischen Ostern und Pfingsten schmerzhaft genug. In den Sommermonaten ist absatzmäßig, insbesondere bei den hochwertigen Kurzbratstücken, kein Nachfrageboom zu erwarten. Zudem machen einige Fleischverarbeitungsbetriebe Betriebsferien. Das alles dämpft die Preisentwicklung.

Sind wir also von der Corona-Krise direkt ins Sommerloch gestolpert?

Nach dem rasanten Absturz im März ist der normalerweise zu Ostern und Pfingsten stattfindende Nachfrageschub durch die Schließung der Gastronomie ausgefallen. Lukrative Fleischgeschäfte sind ausgeblieben. Die Ausfälle werden auch im Sommer nicht kompensiert. Hoffen sollten wir auf eine positive Nachfrageentwicklung zum Herbst. Voraussichtlich machen viele Menschen ihren Urlaub in Deutschland.

Es gibt aktuell 10 % weniger Rinderschlachtungen als im Vorjahr zu dieser Zeit. Müsste das knappe Angebot nicht zu besseren Preisen führen?

Besonders gravierend ist der Rückgang bei den Kühen. Im ersten Halbjahr kamen rund 13 % weniger Tiere bei den Schlachthöfen an. Angesichts des kleinen Großviehaufkommens müsste die Preisentwicklung besser laufen, da der Selbstversorgungsgrad für Rind- und Kalbfleisch in Deutschland unter 100 % liegt. Allerdings ergänzen Zufuhren aus Ländern wie Irland und Polen immer wieder den deutschen Rindfleischmarkt und verhindern einen Anstieg der Notierungen.

Auch für Rindfleisch gab es Beihilfen für Private Lagerhaltung. Wie viel Rindfleisch ist aktuell noch eingelagert?

Die EU-Kommission hat die wegen der Corona-Krise eingeführten Beihilfen für die Private Lagerhaltung (PLH) von Rindfleisch beendet. Dafür wurden je nach...