Rinderzucht

Fusion RUW und RBW

Von einer Blitz-Fusion sind die Rinder-Union West (RUW) und die Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) weit entfernt. Es sind einige Fragestellungen noch offen. Wir haben nachgehorcht.

Ende Juni ging die Meldung durch die Fachpresse: Die Rinder-Union West (RUW) und die Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) wollen fusionieren. Wie kam es zu dieser Überlegung? Eigentlich ist die RUW doch gut aufgestellt, oder?

Hartmann: Die RUW ist wirtschaftlich gut aufgestellt, spürt jedoch die anhaltenden Rückgänge in den Rinderbeständen und folglich die sinkenden Besamungs- und Vermarktungszahlen. Außerdem ist das Exportgeschäft für Zuchtrinder, in dem wir sehr stark waren, weitgehend weggebrochen. Dies drückt auf Umsatz und Ertrag. Eine Zusammenlegung innerhalb der deutschen Zuchtorganisationen ist daher ein Schritt in die richtige Richtung, um weiter gut aufgestellt zu bleiben. Vorstand und Aufsichtsrat beabsichtigen somit, das Unternehmen künftig wirtschaftlich und schlank aufzustellen. Dies geht selbstverständlich allein – aber mit einem Partner an der ­Seite, vielleicht besser.

Treiber der Gespräche soll die RUW gewesen sein. Warum der Blick in den Süden statt in den Norden oder Osten?

Steinmann: Das stimmt so nicht. Die RBW ist auf die RUW zugegangen. Natürlich haben wir auch andere Optionen geprüft. Diese erscheinen momentan jedoch nicht realistisch. Zu derartigen Gesprächen gehören immer zwei Partner mit gleichen oder ähnlichen Zielen.

Zwei Partner, die auf Augenhöhe agieren – so läuft es im Idealfall. Die RUW hat jedoch doppelt so viele Mitglieder wie die RBW. Auch die Mitarbeiterzahl ist bei ­Ihnen um einiges höher als bei den Kollegen in Baden-Württemberg. Auf den ersten Blick wirkt das nicht wie eine gleichgestellte Partnerschaft.

Hartmann: Die RUW ist im operativen Geschäft eindeutig umsatzstärker als die RBW. Im RUW-Einzugs­gebiet in NRW, Rheinland-Pfalz und im Saarland gibt es mit durchschnittlich mehr als 105 Herdbuch­kühen je Betrieb zudem eine deutlich größere Betriebsstruktur als bei der RBW. Die Betriebe dort halten im Mittel 55 Herdbuch­kühe. Somit stellen die Strukturunterschiede eine Herausforderung für die Organisation dar. Deshalb ist es wichtig, dem etwas kleineren Partner entgegenzukommen. Bei einer Unternehmensgründung werden fehlende Umsatzanteile durch höhere Sacheinlagen aus­geglichen. Diese Vermögenswerte sind bei der RBW sehr wohl vorhanden.

Laut Plan sollte die neue Organisation am 1. Januar 2023 an den Start gehen. Wie ist der aktuelle Stand?

Steinmann: Das war der ursprüngliche Plan. Aktuell ist eine ganze Reihe von Fragen noch offen. Somit ist das ursprünglich veranschlagte Zeitfenster nicht mehr zu halten. Zudem bestehen weitere Fragen zu Mitarbeiterübergängen, die geklärt werden müssen. Dies alles ist in der Aufarbeitung, teilweise mit externer Unterstützung und Beratung.

Noch im September 2020 startete die „PhönixGroup“. Mit dabei sowohl die RUW als auch die RBW. Alle Beteiligten sollten unabhängig und eigenständig bleiben. Warum der doch überraschend schnelle Schritt in Richtung Fusion zeitlich fast unmittelbar nach Gründung der besagten Gruppe?

Hartmann: Die PhönixGroup ist eine Kooperation von...