Veranstaltung "Zukunft Rindermast"

Rindermast: Vorzüge mit Stolz kommunizieren

Deutsches Rindfleisch ist wettbewerbsfähig, qualitativ hochwertig, gesund und nachhaltiger als viele Verbraucher meinen. Wichtig ist, diese Stärken auch den Verbrauchern zu erklären.

Rund 400 Rindermästerinnen und Rindermäster, Branchenvertreter und Interessierte kamen Donnerstag vergangener Woche auf dem Hof von Familie Schulze-Finkenbrink in Münster-Amelsbüren zusammen. Bei der Wochenblatt-Veranstaltung „Zukunft Rindermast“, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauernverband, gab es drei Fachvorträge, eine Podiumsdiskussion und anschließend ein Showgrillen. Deutlich wurde: Die Branche braucht einen gemeinsamen Austausch. Denn das bringt Mut.

Beim Showgrillen freuten sich die Besucher über besondere Cuts vom Rind. (Bildquelle: Lütke Hockenbeck)

Gute Marktperspektive

Der Rinderbestand in Deutschland hat mit 11,2 Mio. Rindern ein 35-Jahrestief erreicht. Und auch der Selbstversorgungsgrad für Rind- und Kalbfleisch liegt in der Bundesrepublik momentan bei etwa 95 %, Tendenz sinkend. Hinzu kommt, dass die Rinderschlachtungen immer weiter rückläufig sind. Das ist zum Vorteil für die deutschen Mäster, erklärte Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Geschäftsführer der VEZG.

Außerdem erwartet der Fachmann einen wachsenden Rindfleisch-Hunger aus China aufgrund der afrikanischen Schweinepest. Positiv auf den Markt wirkt sich zudem aus, dass deutsche Verbraucher zunehmend Hackfleischprodukte vom Rind schätzen.

Die Preise für Jungbullen scheinen sich zu stabilisieren. (Bildquelle: Lütke Hockenbeck)

Nachdem die Preise für Rindfleisch nach dem Hoch vor Ostern in den vergangenen Wochen gefallen sind, rechnet Hortmann-Scholten nun wieder mit stabileren Preisen.

Initiative Tierwohl Rind

Seit März können sich Rinderhalter bei der Initiative Tierwohl (ITW) Rind registrieren lassen. Offiziell ist das Programm im April an den Start gegangen und wird der Haltungsform Stufe 2 zugeordnet.

Robert Römer, Geschäftsführer der ITW betonte, dass Landwirte bilaterale Vereinbarungen mit ihrem Abnehmer ausmachen müssen, damit sie auch den Tierwohlaufpreis erhalten. Der Bonus liegt im ersten Programmjahr bei 10,7 Cent/kg Schlachtgewicht und im zweiten und dritten Jahr (Scheuerbürste gefordert) bei 12,83 Cent. Momentan ist noch keine ITW-Ware vom Rind im Handel zu finden. Das soll sich aber vom ersten Quartal 2023 an ändern.

Die Teilnehmer freuten sich über Fachvorträge und Diskussionen. (Bildquelle: Lütke Hockenbeck)

Die Rindermäster aus dem Publikum zeigten sich dem Tierwohl-Programm gegenüber noch misstrauisch und wünschten sich weniger Kontrollen und Audits. Ansonsten würde sich ITW für sie nicht rechnen.

Die Krux mit dem Tierwohl

Bei den aktuell hohen Kosten für Fresser, Futter und Energie, müssten Bullenmäster etwa 5 €/kg Schlachtgewicht am Markt bekommen, damit sich die Mast rechnet. Das gilt für Haltungsform 1, den Standard, rechnete Matthias Lambers vom Beratungsring Osnabrück und Geschäftsführer des Berufsverbands Rindermast (BVRM) den Teilnehmern vor. Je Platz kalkuliert der Berater 789 € für den Fressereinkauf, 880 € für die Direktkosten und 310 € für die Festkosten. Daraus ergeben sich Gesamtkosten von knapp 2000 € je Platz. Aktuell liegt der Preis für R3-Jungbullen allerdings bei etwa 4,60 €/kg. Damit sind die Kosten nicht gedeckt.

Matthias Lambers vom Beratungsring Osnabrück (Bildquelle: Lütke Hockenbeck)

Für die Initiative Tierwohl (ITW) Rind (Haltungsform 2) müssten Mäster noch mal 11 Cent/kg mehr bekommen als für Stufe 1, also 5,12 €/kg SG. Für Stufe 3 sogar 51 Cent/kg (5,52 €/kg SG) mehr als für Stufe 1. „Momentan reichen die Zuschläge für ITW und Haltungsform 3 für die meisten Bullenmäster nicht aus, um ihre Ställe umzubauen und weniger Tiere einzustallen“, erklärte Lambers und brachte es auf den Punkt: „Momentan können Rinderhalter die Ställe besser voll machen, als bei den Tierwohlprogrammen mitzumachen.“

Das heißt aber nicht, dass es mit Tierwohl nicht weiter geht. Denn sicher ist auch, dass die Erwartungen von Verbrauchern und auch vom Ministerium weiter wachsen. Allerdings muss die Finanzierung der Programme besser werden.

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