Milchmarkt

Rechnet sich Biomilch?

Während die Auszahlungspreise für Biomilch schwanken, sind die Kosten deutlich gestiegen. Das müssen Biobetriebe in ihrer Kalkulation bedenken. Eine Vollkostenrechnung gibt Aufschluss.

Unsere Autoren: Dr. Otto Volling und Sören Binder, Bioland

Noch nie waren Biomilchkuhbetriebe mit derartigen Kostensteigerungen konfrontiert wie 2022. Zwar ließen sich auch für Milch und Fleisch höhere Preise erzielen, doch deckten diese nicht die Vollkosten.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge verteuerte sich Diesel um bis zu 69 % und Strom um 195 % im zweiten Halbjahr 2022 gegenüber dem Wirtschaftsjahr (WJ) 2019/20. Die Bioland-Fachberatung hat drei Vollkostenrechnungen aus den WJ 2019/20 bis 2021/22 von bundesweit 28 Biomilchkuhbetrieben ausgewertet. Zudem haben sie das laufende Wirtschaftsjahr ergänzt. Die Daten stammen von der Landwirtschaftskammer NRW und vom Verband Bioland selbst. Alle Angaben sind Nettowerte und beziehen sich auf die energiekorrigierte verkaufte Milch.

159 € mehr pro Kuh

Im Wirtschaftsjahr 2020/21 liegen die Kosten für das Grundfutter ­unter dem Vorjahresniveau. Grund dafür ist vor allem die Trockenheit im WJ 2019/20, die für extrem hohe Kosten in der Erzeugung und für teils notwendige Futterzukäufe ­gesorgt hat. Insbesondere die höheren Kosten der Grundfutterwerbung werden erst im aktuellen Wirtschaftsjahr wirksam. Denn die Wirtschaftsjahre enden für ­etwa die Hälfte der Betriebe am 30. April oder am 30. Juni. Das WJ 2021/22 enthält also nur einen Teil der Kostensteigerungen des Kalenderjahres 2022.

Dennoch ist die höhere Belastung gegenüber dem Vorjahr schon sichtbar. In folgenden Bereichen sind die Kosten deutlich gestiegen:

  • Kraftfutter: 39 €/Kuh
  • Mechanisierung: 24 €/Kuh
  • Personal: 66 €/Kuh
  • Allgemeine Kosten (Steuerberatung, Versicherung usw.): 10 €/Kuh

Der Effekt wäre noch stärker, wenn die Betriebe keine längerfristigen Kontrakte beispielsweise für Futtermittel und Diesel gehabt hätten.

Die Mehrkosten je Kuh liegen im WJ 2021/2022 bei 159 € je Kuh im Vergleich zum Vorjahr im Wirtschaftsjahr. (Bildquelle: Bioland)

Insgesamt sind die Kosten je Kuh um 159 € gestiegen. Umgerechnet auf die verkaufte Milch sind dies 2,2 Cent/kg (Übersicht 1). Dem stehen höhere Erlöse von insgesamt 4,4 Cent/kg Milch gegenüber. Diese resultieren aus 3,5 Cent mehr je kg Milch und einem Plus von 0,9 Cent/kg bei der Vermarktung von Schlachtkühen. Daraus ergibt sich ein um 2,2 Cent/kg Milch besseres Betriebszweigergebnis für das WJ 2021/22. Die Vollkosten lassen sich jedoch nicht decken.

Teures Grundfutter

Im laufenden Wirtschaftsjahr zeichnen sich weitere Kostensteigerungen ab: Günstige Kontrakte sind ausgelaufen und bedürfen neuer Verträge. Große Teile des Grundfutters sind zu höheren Kosten geworben worden. Gleichzeitig sinken aktuell die Nebenerlöse aus Tierverkäufen.

Viele Segmente im Agrarsektor sind von Juli bis Dezember 2022 deutlich im Preis gestiegen. (Bildquelle: Statistisches Bundesamt, KTBL, AMI)

Auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamts von Juli bis Dezember 2022 (siehe Grafik) ergibt sich eine weitere Kostensteigerung um 4,2 Cent/kg Milch. Im gleichen Zeitraum wuchs der Erlös für Milch und Fleisch pro kg Milch um 8,6 Cent (Milch 8,8 Cent/kg, Schlachtkühe –0,2 Cent/kg). So ­ergibt sich ein um 4,4 Cent/kg besseres Betriebszweigergebnis, die Vollkosten lassen sich aber damit nicht decken.

Die Auszahlungspreise der Biomolkereien haben sich stark auseinander entwickelt, was die Ergebnisse der Einzel­betriebe deutlich prägt: Wer eine Molkerei mit niedrigem Auszahlungspreis beliefert, kann die gestiegenen Kosten nicht ausgleichen.

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