Unter anderem durch die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sowie die dritte Programmphase der Initiative Tierwohl (ITW) erlebt das Thema Raufutter einen regelrechten Boom bei den Schweinehaltern. Unterstützt wird dies durch das „Corona-Konjunkturprogramm“ der NRW-Landesregierung, das Vorrichtungen zur Bereitstellung von verzehrbarem organischem Beschäftigungsmaterial für die Schweinehaltung fördert.
Raufen, Rohre, Automaten
Die Möglichkeiten, den Tieren Raufutter anzubieten, sind vielfältig und nahezu alle namhaften Hersteller haben Produkte dazu im Angebot. Das optimale System für den eigenen Betrieb zu finden, ist unterdessen nicht nur eine Frage der Anschaffungskosten, sondern hängt auch mit der Buchtengröße, dem möglichen Lagerplatz für das Raufutter (Stroh, Pellets, getrocknete Maissilage, CCM usw.), dem Güllesystem, der Arbeitszeit und der Produktionsausrichtung (Ferkelerzeugung, Aufzucht, Mast) zusammen.
Im Folgenden wollen wir deshalb eine Auswahl an unterschiedlichen Raufutter-Darreichungsvarianten vorstellen, um eine Einordnung zu ermöglichen.
Strohraufen: Sie sind die klassische Variante, Raufutter bzw. Stroh anzubieten. Das Futter wird in einen Vorlagebehälter gegeben, wo es die Tiere über Öffnungen herausarbeiten können. Die Arten der Raufen sind sehr variabel. Eine Befestigung an der Buchtenwand nah am Versorgungsgang ermöglicht das leichte Nachfüllen und Kontrollieren.
Strohkörbe oder -kugeln, welche frei hängend in der Bucht verbaut sind, benötigen dagegen mehr Arbeitszeit zur Befüllung. Je nach Art der Raufe kann vermehrt Stroh in das Güllesystem gelangen. Ist das Güllesystem für größere Strohmengen nicht ausge-legt (beispielsweise Wannensysteme), sollte der Fußbodenbereich unter der Strohraufe geschlossen werden. Das geht beispielsweise mit Bodenplatten, Bodenelementen mit sehr geringerem Schlitzanteil oder Spaltenverschlussleisten aus Kunststoff.
Es gibt auch Raufen, bei denen die Schlitzgröße, durch welche das Raufutter von den Tieren gezupft wird, variabel einstellbar ist. Damit kann auf unterschiedliche Materialien reagiert werden. So benötigt kurz geschnittenes Gerstenstroh eine wesentlich engere Einstellung als beispielsweise Weizenlangstroh. Durch die Schlitzverstellung lassen sich Verluste und Luxuskonsum reduzieren. Die Kosten einer flexiblen Raufe (befestigt an der Buchtenwand) liegen bei etwa 40 bis 60 €.
Pelletautomaten: Pellets sind eine attraktive Alternative zum Stroh oder Heu. Bei der Produktion der Pellets können unterschiedliche Ausgangsmaterialien wie Heu oder Luzerne eingesetzt werden. Durch die Hitzebehandlung im Fertigungsprozess erfolgt zudem eine gewisse Hygienisierung.
Gelagert werden die Raufutterpellets in Silos oder Big Bags. Weil sie gut förderbar sind, eignen sie sich zudem gut für automatisierte Lösungen beispielsweise mit einer zusätzlichen Futterkette. Pelletautomaten sind so konzipiert, dass die Tiere über einen beweglichen Hebel das Raufutter herausspielen und dieses in eine Auffangschale fällt.
Es gibt unterschiedliche Vorratsbehälter, um die Automaten auch bei größeren Tiergruppen nicht mehrfach am Tag befüllen zu müssen. Montiert werden die Geräte an der Buchtenwand, sodass eine Befüllung und Kontrolle vom Futtergang aus möglich ist. Die Dosiereinstellung hängt von der Größe der Pellets und der beabsichtigten Verbrauchsmenge am Tag ab. Je nach Größe, Ausführung und Hersteller kosten solche Automaten zwischen 70 und 100 € netto. Genutzt werden kann ein Pelletautomat laut ITW-Berechnung je nach Tiergewicht und Auffangschalengröße von 40 bis 50 Mastschweinen.
Häckselspender: Speziell für Sauen in Abferkelbuchten gibt es Häckselspender für Stroh und anderes Raufutter. Ähnlich wie beim Pelletautomaten kann die Sau das Futter über einen Hebel aus dem Kunststoffbehälter herausarbeiten. Befestigt wird dieser am Ferkelschutzkorb oder an der Buchtenwand.
Knabberrohre: Rohrhalterungen für große Presslinge beispielsweise aus Luzerne werden in allen Produktionsstufen eingesetzt. Die Presslinge aus organischem Material sind etwas schlanker als die Rohre und rutschen daher nach, wenn die Schweine daran am unteren Rohrauslass „knabbern“.
Die Dosierung erfolgt über die Öffnungsgröße, wobei das Knabberrohr bei zu sparsamer Einstellung (zu kleine Öffnung) für die Tiere schnell uninteressant wird und der Verbrauch entsprechend sinkt. Dann wird die erwünschte diätetische Wirkung im Darm nicht erreicht. Bei einer zu weiten Einstellung kommt es dagegen zu Luxuskonsum. Die Tiere verbrauchen mehr als ernährungsphysiologisch sinnvoll ist und die Kosten gehen unnötig in die Höhe.
Je nach Hersteller sind die Knabberrohrhalterungen rund oder gekantet, um ein Steckenbleiben des Presslings zu verhindern. Dies ist bei der täglichen Kontrolle zu prüfen. Befestigt werden die Geräte an der Buchtenwand. Eine Befüllung der Knabberrohre ist nur von Hand möglich. Die automatische Befüllung scheitert an der Größe der Presslinge. Die Investitionskosten liegen je nach Hersteller und Bauweise bei etwa 20 €. Presslinge kosten je nach Material etwa 1 bis 1,50 €/kg.
Da die Knabberstangen in der Regel zugekauft werden, lässt sich der Raufuttereinsatz gut dokumentieren und kontrollieren. So kann sich der ITW-Prüfer die Rechnungen oder Lieferscheine zeigen lassen und nachhalten, ob den Tieren ausreichend Raufutter zur Verfügung gestellt wird.
Behälter für Stroh
Strohautomaten: Diese werden in der Regel wandseitig befestigt und funktionieren ähnlich wie die Pelletautomaten. Das Stroh wird hierbei in einen senkrechten Vorratsbehälter gegeben. Am unteren Ende befindet sich eine Auffangschale mit Drehvorrichtung, um das Stroh herauszuarbeiten. Durch Veränderungen an der Höhe des unteren Auslasses und am Abstand der Drehsterne lässt sich die Fördermenge einstellen. Die glattwandigen Automaten (gutes Nachrutschen) sind für Lang- und Häckselstroh geeignet.
Auch der Einsatz getrockneter Maissilage ist bei einigen Automaten möglich. Natürlich müssen diese und alle anderen Automaten nach jedem Ferkelaufzucht- oder Mastdurchgang gereinigt werden. Die Investitionskosten liegen bei etwa 150 €.
Düsser Wühlturm: Der Düsser Wühlturm ist im Grunde ein großer Strohautomat. Ein Behälter aus Kunststoff, welcher an einer Halterung pendelnd über dem Boden aufgehängt ist, wird mit Stroh oder Heu befüllt. Über einen verstellbaren Spalt wird die Auslasshöhe eingestellt. Eine Bodenplatte sorgt dafür, dass das herausgespielte Material nicht direkt im Güllekeller landet. Der Pendeleffekt verhindert, dass sich das Stroh nicht im Behälter festsetzt. Der Wühlturm eignet sich vor allem für größere Gruppen, da mehrere Tiere sich gleichzeitig damit beschäftigen können.
Nachteilig ist der hohe Platzbedarf (Verlust an Nettobuchtenfläche). Das große Fassungsvermögen sorgt dafür, dass der Wühlturm nicht zwingend täglich nachgefüllt werden muss. Das Material sollte aber frisch bleiben, um die Akzeptanz zu erhalten. Ein Wühlturm kostet knapp 250 €.
Frei hängende Behälter für Stroh: Diese Variante besteht zumeist aus einem Rundbehälter aus Edelstahl oder Kunststoff, der an einer Kette hängt. Dafür wird eine stabile Fixiermöglichkeit an der Decke oder der Buchtenwand benötigt – an der Buchtenwand mit zusätzlichem Abstandshalter. Durch (verstellbare) Öffnungen können die Schweine das Stroh herausspielen. Bei einigen Modellen sorgt eine Metallkugel im Behälter dafür, dass regelmäßig Stroh nachgeführt wird. Im Idealfall ist die Kette höhenverstellbar, um die Behälterposition dem Alter der Tiere anzupassen.
Besonders gut eignet sich geknicktes Langstroh. Da die Tiere sich Halm für Halm aus dem Behälter herausarbeiten, ist keine Auffangplatte notwendig. Durch das freie Hängen in der Luft „verbrauchen“ die Behälter keine Nettobuchtenfläche. Zudem können sich durch den Zugang von allen Seiten mehrere Tiere gleichzeitig beschäftigen.
Nachteilig ist, dass man bei einer Befestigung in der Buchtenmitte für eine Befüllung in die Bucht hereintreten muss und sich somit die Arbeitszeit gegenüber Darreichungsformen an der Buchtenwand erhöht. Die Investitionskosten betragen etwa 60 bis 150 €.
Wichtig zu wissen
Weil die Position des Raufutterspenders in der Bucht die Erreichbarkeit durch die Tiere beeinflusst, hat die ITW in ihrem Kriterienkatalog festgelegt, wie viele Schweine bei welchem Automatenstandort im Höchstfall berücksichtigt werden. Die komplette Tierzahl laut ITW-Tabelle wird beispielsweise erst anerkannt, wenn der Behälter mindestens eine Schweinelänge von der Buchtenwand entfernt steht.
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