Rapsschrot-Monitoring

Rapsschrot: Gut, knapp, teuer

Rapsextraktionsschrot wird jährlich durch ein bundesweites Monitoring kontrolliert. Ergebnis: Gute Qualitäten, Deklaration eingehalten. Zur Rationsgestaltung reichen Tabellenwerte.

Nach dem dürrebedingten Einbruch im Jahr 2018 nähert sich der Rapsanbau wieder dem langjährigen Niveau, das zuletzt bei rund 1,2 bis 1,3 Mio. ha lag.
Bei einer Verarbeitungskapazität deutscher Ölmühlen von rund 9 Mio. t liegt der Anteil heimischer Rapssaat bei 47 %. In den letzten Jahren ist der Importbedarf deutlich angestiegen aufgrund rückläufiger heimischer Ernten. Im Jahr 2020/21 wurden daher 6,2 Mio. t Rapssaaten importiert – hauptsächlich aus der EU, aber auch aus der Ukraine, Russland, Australien und Kanada. Hauptprodukt ist Rapsöl, das größtenteils zur Herstellung von Biodiesel genutzt wird. Als „Abfall“ entstehen etwa 5,2 Mio. t Rapsextraktionsschrot (RES). Davon sind etwa 4,2 Mio. t in die Fütterung deutscher Nutztiere geflossen.

Rapsextraktionsschrot (RES) ist der Shootingstar unter den Eiweißkomponenten. In den letzten zwölf Jahren ist sein Einsatz als Futtermittel um rund 40 % gestiegen. Damit überflügelt RES seit einigen Jahren das Sojaextraktionsschrot (SES) deutlich. Im Mischfutter wurden 2020/2021 2,6 Mio. t RES eingesetzt. Dies entspricht knapp der Hälfte der insgesamt eingesetzten Ölschrote.

Ohne Gentechnik-Fütterung

Beim Milchvieh fordern die meisten Molkereien Fütterung „ohne Gentechnik“. Daher schätzen Rinderhalter RES schon seit Längerem, da es die Gentechnikfreiheit der Futtermittel gewährleistet.

Fütterungsversuche zeigen, dass Milchkuhrationen auch im Hochleistungsbereich ohne SES funktionieren. Das belegen Ergebnisse verschiedener Landesversuchseinrichtungen, die von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. gefördert wurden.

Umdenken bei Schweinen und Geflügel

Auch bei Schweine- und Geflügelhaltern beginnt ein Umdenken, da gentechnikfreie Fütterung immer häufiger nachgefragt wird – insbesondere bei Eigenmarken der Lebensmitteleinzelhändler oder bei Markenfleischprogrammen.

Fütterungsversuche deutscher Versuchseinrichtungen haben in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einsatz von RES bei Schwein und Geflügel ohne Probleme möglich ist. Welche Obergrenzen dabei zu beachten sind, zeigt Übersicht 1. Ergänzen freie Aminosäuren die Ration, kann sogar weitestgehend auf Sojaschrot verzichtet werden.

Voraussetzung für einen hohen Anteil an RES im Futter ist eine gleichbleibend hohe Qualität. Das aktuelle Monitoring schließt an die Untersuchungen von 2018 bis 2020 an. Es wurden knapp 40 RES-Proben gezogen und bei der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft Lichtenwalde untersucht.

Konstante Qualität

Ähnlich wie in den letzten Jahren hatte RES auch 2021 eine durchgehend gleichmäßig hohe Qualität, wie Übersicht 2 belegt. Mit einer mittleren Trockenmasse von 89,3 % waren die Voraussetzungen für die Lagerung optimal. Der Rohfasergehalt bewegt sich im Rahmen der Vorjahre bei 12,5 %. Der Fettgehalt liegt mit 3,7 % auf gleichem Level wie in den letzten Jahren. Der Eiweißgehalt lag mit 32,7 % knapp unter dem Vorjahr.

All dies hat keine Auswirkungen auf den Energiegehalt. Der lag mit 6,3 MJNEL/kg für das Rind und 9,8 MJME/kg für das Schwein im Mittel der Vorjahre. Der Energiewert für das Geflügel erreichte mit durchschnittlich 7,5 MJME/kg die Tabellenwerte. Sowohl die nXP- als auch die RNB-Werte trafen die Ergebnisse der vergangenen Jahre ziemlich genau.

Auch beim Lysin war das Ergebnis mit 18,9 g/kg RES auf gleicher Höhe wie 2019 und 2020. Bei der Untersuchung auf Mengen- und Spurenelemente zeigte sich auch im Jahr 2021, dass die Tabellenwerte etwa erreicht wurden.

Besonders interessant ist der P-Gehalt, der in diesem Jahr mit 10,8 g/kg ähnlich lag wie der Mittelwert des vorhergegangenen Jahres. Man erkennt eine Streuung der Werte mit Abweichungen von rund 20 % nach oben und unten. Das bewegt sich im Bereich des Analysenfehlers, sodass man von einer niedrigen Streuung sprechen kann.

Die Milchfiebergefahr in der Vorbereitungsfütterung bei Milchkühen kann man anhand des Kationen-Anionen-Verhältnisses (DCAB) berechnen. Mit einem Wert von –88 meq/kg liegt der Wert etwas ­tiefer als im Vorjahr.

Ein niedriger Glucosinolatgehalt ist wichtig für Schmackhaftigkeit und Akzeptanz. Kein Problem bei den in Deutschland angebauten Sorten, eventuell aber bei Importen. Hier gibt das Monitoring Entwarnung. Der Glucosinolatwert beträgt im Mittel 8,9 mmol/kg. Die Werte schwanken zwischen 1 und 12 mmol/kg, mit einem Ausreißer von 17 mmol/kg.

Deklarationen eingehalten

Im Zuge des Monitorings wurden die Firmenangaben überprüft: Wie stark weichen die Analysenwerte von den deklarierten Werten ab? Bezieht man die Toleranzen ein, haben alle Proben die deklarierten Rohproteinwerte eingehalten. Die Auswertung belegt also, dass bei Rationsberechnungen der vom Verkäufer deklarierte Rohproteinwert angesetzt werden kann und sollte.

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Wo lohnt sich der Einsatz von Rapsextraktionsschrot? Kann ich damit Geld sparen oder steigt der Preis jetzt aufgrund hoher Nachfrage? Fragen beantwortet Fütterungsexperte Dr. Manfred Weber aus Iden.