Eine neue Ära der Rinderzucht beginnt: Die PhönixGroup will am 1. Januar 2021 mit ihrer Arbeit beginnen. Vereint werden dabei fünf Zuchtverbände. Bei einer Online-Pressekonferenz am gestrigen Abend stellten Vertreter der jeweiligen Zuchtorganisationen ihr neues Konzept vor. Wie Heinrich Buxtrup, Vorstandsvorsitzender der Rinder-Union West (RUW), betonte, handele es sich dabei nicht um eine Fusion, sondern eine Kooperation: „Die einzelnen Verbände bleiben eigenständig und unabhängig.“
Großer Spieler mit verschiedenen Rassen
Durch die Zusammenlegung der gemeinsamen Arbeit bildet sich eine beachtlich große Zuchtpopulation. Mehr als 1 Mio. Holstein-Kühe stehen dann unter dem Namen PhönixGroup. Zudem werden in den fünf Organisationen insgesamt fast 300 000 Fleckvieh- und fast 55 000 Brown Swiss-Besamungen gezählt. Auch Jersey-Bullen und Vererber heimischer Rassen gehören zum Angebot der Gruppe. Somit schreibt die PhönixGruppe „Vielfalt“ auf ihre Fahnen. Dies sei Teil der Zuchtphilosophie erklärte Frank Groß, stellvertretender Vorsitzender der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH und weiter: „Die Verbände haben die Zeichen der Zeit erkannt und wollen gemeinsam deutsche Genetik hervorheben. Wir hoffen, wir können die Rassenvielfalt noch erweitern.“ Dabei sei die Zusammenarbeit mit anderen Zuchtverbänden nicht ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil: „Wir sind offen für weitere Partner. Jeder ist herzlich willkommen“, erklärte Buxtrup.
Erst vor rund zehn Wochen habe man die Gespräche aufgenommen und in relativ kurzer Zeit den Plan der Kooperation konkretisiert. Das fertige Konzept wurde den anderen norddeutschen Holsteinverbänden vorgestellt. Ob noch in naher Zukunft weitere Partner mit im Boot sind, bleibe abzuwarten. Dazu Klaus-Dieter Augustin von der RinderAllianz: „Mit den fünf Verbänden sind wir schon gut aufgestellt und können eine Menge erreichen. Ich hoffe sehr, dass weitere Verbände dazu kommen. Denn dann können wir international richtig was bewegen.“
Bullen nur noch unter dem Namen „Phönix“
Basis der PhönixGroup sei die bislang schon sehr erfolgreiche Zuchtarbeit der einzelnen fünf Verbände. Ihr Know-how sowie wissenschaftliche Erkenntnisse fließen in die Gruppe ein und werden so gebündelt. Auch im Bereich „Forschung und Entwicklung“ solle zukünftig noch enger mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen gearbeitet werden. Damit erhoffe man sich sowohl nationale als auch internationale Stärke im Bereich der Rinderzucht. Die Kooperation sieht vor, gemeinsam Genetik aus dem In- und Ausland anzukaufen – in einem Anteil von 60 bzw. 40 %. Dabei sprachen sich die Vertreter für ein rotierendes Ankauf-Verfahren aus, damit jede Einzelorganisation gleichberechtigt ist.
Die Vererber bleiben weiterhin im Besitz der jeweiligen Organisation. In den Bullenkatalogen und den Toplisten findet man sie in Zukunft jedoch nur noch unter dem Namen Phönix. Konkret bedeutet das für Milchviehhalter, Züchter und Mitglieder der fünf Verbände, dass ihnen alle Bullen der Partner-Organisationen zur Verfügung stehen. Für Ingrid Epting, Vorstandsmitglied der Rinderunion Baden-Württemberg, der größte Vorteil des gemeinsamen Zuchtprogrammes: „Der Zugriff auf alle Bullen, ist für uns Züchter eine Riesenchance.“ Mit höheren Spermapreisen müssen Milcherzeuger laut Buxtrup demnächst jedoch nicht rechnen. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Preise stabil zu halten.“
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