Praxistest

Optiscan: Schweine wiegen ohne Mühe?

Kamera übers Schwein und schon hat man das Gewicht? Ob das wirklich so einfach ist, haben Berater des Erzeugerrings Westfalen im mehrwöchigen Praxiseinsatz herausgefunden.

Den Arm mit dem Pistolengriff hoch in der Luft. Den Blick nach unten aufs Tablet gesenkt, das vor dem Bauch hängt. Rundherum Schweinegewusel. Niemand käme bei dieser Szene auf die Idee, dass hier Schweine gewogen werden.

Und doch setzen etliche Schweinemäster und Berater seit Herbst vergangenen Jahres auf Optiscan, die mobile Kamerawaage der Firma Hölscher + Leuschner. Diese ist seit der Eurotier auf dem Markt, nachdem HL mit stationären Kamerastationen zur Gewichtserfassung im Stall langjährige Erfahrungen gesammelt hat.

Für 12 .900 € netto erhält der Kunde Kamera, Tablet und Trageweste. Die 3-D-Kamera wird an einem „Pistolengriff“ gehalten und erfasst Maße des Schweins. Aus den Messdaten berechnet das dazugehörige Tablet umgehend das aktuelle Gewicht. Kamera und Tablet sind durch ein Kabel verbunden, das die Daten- und Energieversorgung sichert. Das Tablet wird mithilfe einer Weste sicher vorm Bauch fixiert, sodass der Nutzer darauf schauen kann, aber die Hände frei hat für Kamera und Farbspray. Die Weste wird mit Klettverschlüssen an die Körperstatur angepasst.

Multitasking gefragt

Der Wieger muss ständig mehrere farbige Markierungen auf dem Bildschirm des Tablets im Auge halten:

Vorwärts oder rückwärts: Die Kamera muss die Richtung des Schweins kennen – Rüssel vorn auf dem Bild oder hinten? Zeigt der grüne Pfeil auf dem Display in die falsche Richtung, korrigiert man das durch Kippen der Kamera aus dem Handgelenk.

Immer schön waagerecht: Die Kamera muss waagerecht gehalten werden. Ist der entsprechende Kreis auf dem Tablet-Display grün, passt der Winkel der Hand. Ist er rot, muss man korrigieren. Ein schwarzer Punkt dient als Wasserwaage und hilft beim Ausrichten.

Alles drauf: Ohren und Schwanz müssen im Bild sein, da das Schwein nur dann für die Software „vollständig“ ist.

Kein Gruppenfoto: Das Wiegeschwein muss auf dem Bildschirm mit ­einem grünen Pfeil markiert sein. Erst wenn es zudem vollständig durch eine blaue Linie umrandet ist, ist ein fehlerfreier Scan möglich. Dazu sollte das Schwein möglichst frei stehen. Bei Schweinen im „Drubbel“ oder mit Kopf im Trog passt die Umrandung nicht.

Wiegen mit der Ampel: Der Bediener startet die Berechnung, indem er den „Abzug“ des Pistolengriffs drückt. Ein Kreis am oberen rechten Bildschirmrand, der sich in Reihenfolge der Ampel-Farben füllt, signalisiert den Fortschritt der Messung. Bei „rot“ passen die Messbedingungen nicht, weil beispielsweise die Kamera schräg gehalten wird, das Schwein aus dem Sichtfeld läuft oder sich zu dicht an andere Tiere drängt. Bei „grün“ sind die Bedingungen optimal.

Wiegen als Prozess

Das Gewicht wird während der Aufnahme am linken Bildschirmrand angezeigt. Es ändert sich im Verlauf der Messung....


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