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Neustart mit Rosémast

Rosémast gleicht der Haltung von Jungbullen, das Fleisch konkurriert aber mit dem der Milchkälber. Auch Rosékälber dürfen nicht älter werden als acht Monate.

Es ist kein Laut zu hören, kein Toben zu erkennen. Mindestens die Hälfte der Schwarzbunten liegt wiederkauend im hinteren Teil der Buchten.

Der Stall ähnelt einem Bullenstall: In der Mitte der Futtergang, links und rechts Buchten mit Tieren, allerdings sind Holstein Friesians und keine Fleckviehkälber zu sehen.

nde April hat Frilling die ersten Rosékälber in seine neuen Ställe gestallt. Die Trennwände sind alle klappbar und mit Toren versehen. (Bildquelle: Schildmann)

Der Stall ist, wie in der Milchmast, geschlossen und wird über den Gang durch Unterdruck belüftet. Links und rechts sind große Fensterflächen an den Wänden, sodass Tageslicht in den Stall scheint. Das Gebäude ist 84 m lang und 12 m breit. In jeder Bucht stehen acht Tiere, sie haben jeweils etwa 2 m2 Platz und stehen auf Spalten mit Gummiauflagen. Die Spaltenbreite beträgt 3 cm.

Mast ab Starterkalb

Andreas Frilling aus Vechta hat im vergangenen Jahr zwei neue Ställe für die Mast von Rosékälbern gebaut. Seit Mai dieses Jahres hält er 550 Kälber, 275 Tiere pro Stall. Im Jahr fährt er etwa 2,5 Durchgänge. Neben den Kälbern mästet der Landwirt 14.000 Putenhähne.

Andreas Frilling ist gerne in seinem Kälberstall. Nachmittags, gegen 17 Uhr, schiebt er das Futter noch mal an. (Bildquelle: Schildmann)

Der Rosémäster bekommt Holstein Friesian (HF)-Bullenkälber im Alter von 13 Wochen als sogenannte Starter. Das bedeutet: Die Kälber waren vorher schon für elf Wochen auf einem Aufzuchtbetrieb und sind bereits von der Milch abgesetzt, wenn sie bei dem Mäster ankommen. Denn im Gegensatz zu den Kälbern in der Milchmast bekommen die Rosékälber nur die ersten zehn Lebenswochen eine Milchaustauscher-Tränke und werden danach mit einer Mischration gemästet. „Ich nehme nur männliche und schwere HF-Kälber. Bei Ankunft wiegen sie im Schnitt 115 bis 120 kg“, erklärt Frilling.

Der Rosémäster hält zwei verschiedene Altersgruppen: In dem einen Stall sind die Tiere aktuell knapp vier Monate alt, in dem zweiten etwa sieben Monate. In beiden Ställen arbeitet der Landwirt mit dem Rein-Raus-Verfahren. Bevor eine neue Gruppe kommt, sind also alle Tiere der alten Gruppe verkauft.

Problem: Viele Herkünfte

Der Familienvater aus Vechta lässt seine Tiere gegen Rindergrippe impfen. „Ich finde das sinnvoll und meine Erfahrungen mit der Impfung sind gut. Andere machen keine Impfungen. Das muss letztlich jeder Betriebsleiter für sich entscheiden.“

Das Ziel des Mästers ist, alle Aufzuchtkälber von einem Betrieb zu bekommen. Dann gebe es weniger Probleme mit der Einschleppung von Krankheiten. „Bisher habe ich noch keinen Aufzuchtbetrieb in der Region gefunden, der knapp 280 Kälber gleichzeitig fertig hat“, so der Vechtaraner. Deshalb kommt er in der Regel nicht um eine Behandlung der Tiere durch seinen Tierarzt herum.

Der Rosémäster würde am liebsten alle Kälber von einem Aufzuchtbetrieb kaufen. (Bildquelle: Schildmann)

Ähnlich wie in der Milchmast stallt Frilling seine Kälber nicht nach Zunahmen und Gewicht zusammen: „Ich sortiere nach Alter. Für mich geht es darum, das älteste Kalb möglichst dicht an den neunten Monat heran zu mästen.“ Deshalb ist für ihn auch entscheidend, dass die Kälber einer Gruppe alle möglichst gleich alt sind und nicht mehr als zwei Wochen Altersunterschied zwischen den Tieren liegen. „Die Tiere dürfen auf keinen Fall den neunten Monat erreichen, dann bekomme ich pro kg 1 € Abzug. Da es sich dann offiziell um Jungrinder und nicht mehr um Kälber handelt.“

Der Vechtaraner ist freier Mäster und entscheidet selbst, wann er seine Tiere schlachten lässt.

Vorsicht bei Futterkosten

Entsprechend den verschiedenen Altersgruppen füttert der Tierhalter seine Schwarzbunten auch mit zwei Rationen. Die Tiere erhalten eine Mischung aus Kraftfutter, Maissilage und entstaubtem, kurzgehäckseltem Gerstenstroh. „Mit etwa vier Monaten bekommen die Kälber bei mir 3,2 kg Maissilage, 0,3 kg gehäckseltes Stroh und 3 kg Kraftfutter.

Von der Fütterung hängt in der Rosémast der betriebliche Erfolg ab: Sie muss gute Zunahmen garantieren und trotzdem günstig sein. (Bildquelle: Schildmann)

In diesem Jahr noch etwas Mais- und Gerstenmehl, da der Mais aus dem vergangenen Jahr so schlecht ist“, informiert Frilling. Die Gruppe im zweiten Stall ist etwas älter als sieben Monate. Die Ration besteht aus 7 kg Maissilage, 0,3 kg gehäckseltem Stroh und etwa 6 kg Kraftfutter. Der Mäster füttert die Ration morgens mit einem Futtermischwagen. Nachmittags schiebt er das Futter noch mal an.

„In der Rosémast kommt es auf eine gute und günstige Fütterung und auf eine gute Tierqualität an. Dann kann man ein gutes Ergebnis erzielen, sonst ist es schwer“, betont der Kälbermäster die Bedeutung von Fütterung und Zunahmen.

Wasserreinigung

Bei seinen Puten hat Frilling schon länger eine Wasserreinigung integriert. „Das gefällt mir sehr gut, deshalb habe ich mich dafür auch bei den beiden Kälberställen entschieden. „Zum einen zieht sie Eisen aus dem Wasser, zum anderen und für mich noch entscheidender: Ich kann den Wasserverbrauch meiner Tiere genau überprüfen“, erklärt der Rosémäster.

Frilling hat eine Wasserreinigung integriert. (Bildquelle: Schildmann)

Gerade am Wasserverbrauch kann er schnell feststellen, ob alle Tiere fit sind. „Wenn sie weniger saufen, sieht man im Stall vielleicht noch keine Veränderung, aber dann stimmt mit ihnen etwas nicht.“

Am Mastende, mit acht Monaten, wiegen die HF-Bullenkälber etwa 320 kg und erreichen eine Ausschlachtung von ungefähr 52 %. Das Schlachtgewicht liegt bei etwa 160 bis 170 kg. „Bei guter Leistung können die Kälber ab Starter Tageszunahmen von bis zu 1400 g erreichen“, erklärt der Landwirt.

Bevor Frilling die Kälber zum Schlachten liefern darf, werden stichprobenartig Urin- und Haarproben genommen. Das wird bei allen Mästern, die der Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch angehören, so gemacht. Nur wenn das Ergebnis der Probe unbedenklich ist, dürfen die Kälber geschlachtet werden.

Ilex gegen Kälberflechte

Zwischen den Buchten im Stall sind Ilex-Büschel, fein säuberlich an ­einem Haken aufgehängt. Sie hängen mittig, so weit oben, dass die Kälber sie nicht berühren können. „Der Geruch der Ilex-Pflanze hilft gegen Flechte“, grinst der Landwirt.

Frilling hat Zweige der Ilex-Pflanze zwischen die Buchten gehängt. (Bildquelle: Schildmann)

„Ich weiß nicht, ob die Pflanze wirklich hilft. Aber mein Gefühl ist, dass sich die Flechte nicht weiter ausbreitet. Allerdings verschwindet sie auch nicht.“ Wenn seine Kälber stark mit Flechte befallen sind, lässt Frilling sie trotzdem impfen. Die Impfung funktioniert als Prophylaxe und als Therapie. Für das Fell der Kälber war bis zu Corona-Beginn ein guter Preis zu bekommen. Dann muss es aber auch schön und sauber sein.

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