Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Olpe

Mutterkuhhaltung eine Zukunft geben

Im Landwirtschaftlichen Kreisverband Olpe in Südwestfalen gründeten Michael Stinn, Tobias Belke und Matthias Stuff im Juni 2020 einen Arbeitskreis für Mutterkuhhalter.

Wie viele Mitglieder hat der ­Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Olpe aktuell?

Stuff: Insgesamt zählen wir etwa 50 Mitglieder. Wir hoffen auf weiteren Zulauf.

Warum haben Sie den Arbeitskreis gegründet?

Stuff: Mutterkuhhalter werden in Gremien und Politik benachteiligt. Dabei sind wir der Blühstreifen für die intensive Landwirtschaft. Wir wünschen uns, dass unsere Umweltmaßnahmen endlich honoriert werden.

Stinn: Das Fass zum Überlaufen brachte, dass Milchviehhalter eine Weidetierprämie erhalten, wenn sie ihre Kühe draußen halten. Aber wir nicht, für unsere Weidehaltung auf schwer zu bewirtschaftenden Flächen. Außerdem plagen wir uns in Deutschland mit einer Auflagenflut herum und das Rindfleisch aus Argentinien wird trotzdem ­importiert.

Wo drückt also der Schuh?

Belke: Bevölkerung und Touristen erfreuen sich an unseren Mutterkühen auf den Weiden. Alle wollen die extensive Landwirtschaft, aber keiner fördert sie. Wir fordern eine gekoppelte Weidetierprämie, nicht nur für Schafe, auch für Mutterkuhhalter.

Stuff: Und dann ist da noch der Wolf. Wir sind das Thema zwar langsam leid. Aber, wenn es weiterhin kein vernünftiges Wolfsmanagement gibt und bei uns auch ein Rudel ansässig wird, dann schaffe ich meine Mutterkühe ab. Ich will nicht verantworten, dass sie durch den Zaun gehen, auf die Straße rennen und einen Unfall verursachen.

Warum ist die Weidetierprämie so nötig?

Stuff: Wir arbeiten auf kleinen Flächen, oftmals mit Hanglage. Aber auch wir müssen uns an die neue Düngeverordnung halten. Das bedeutet, wir dürfen unter anderem keine Gülle mehr mit dem Möscha-Verteiler ausbringen. Viele kleine Betriebe sind davon hart betroffen.

In einem Positionspapier fordern Sie zusätzlich eine Mutterkuhprämie.

Stinn: Mutterkuhhaltung fördert Biodiversität, Tierwohl, Landschaftspflege und Artenschutz. Diese Besonderheiten werden aber bisher finanziell in keiner Weise honoriert. Damit der Betriebszweig am Leben bleibt, fordern wir eine Mutterkuhprämie von 300 € je Kuh und Jahr.

Was haben Sie mit Ihrem Arbeitskreis bisher erreicht?

Stuff: Viele Politiker sind unseren Einladungen gefolgt. Nun müssen sie aber ihre Versprechen, uns zu unterstützen, einhalten. Denn daran werden wir sie messen.

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