Rund 75 Mutterkühe der Rassen Charolais und Limousin stehen im Boxenlaufstall bei Familie Stinn aus Attendorn im Kreis Olpe. Im November stallte Michael Stinn seine Tiere für den Winter auf, im April beginnt die neue Weidesaison. In den vergangenen Sommern musste er die Kühe samt Bullenkälbern allerdings bereits im August wieder reinholen. Das Futter auf dem Grünland reichte aufgrund der Trockenheit nicht für die gesamten Rinder.
Zur Herde zählen neben den Mutterkühen etwa 60 Jungtiere und drei Zuchtbullen. Ein Teil der Rinder steht im Laufstall direkt am Hof, die anderen Tiere sind auf einem Pachthof im Nachbarort untergebracht.
Mehrere Standbeine
Zusätzlich zur Mutterkuhhaltung bewirtschaftet Stinn 65 ha Grünland. Dies nutzt er als Weideland und zum Futteranbau. Im Winter bekommen seine Tiere Grassilage und Stroh zu fressen. Neben der Landwirtschaft betreibt die Familie ein Forstunternehmen und seit 60 Jahren ist sie für den Winterdienst im Kreis Olpe zuständig. „Diesen Winter hatten wir gut zu tun“, berichtet der Landwirt.
Zusätzlich ist der Sauerländer Geschäftsführer bei der Projektentwicklung eines Bürgerwindparks. Das Herz des jungen Familienvaters schlägt aber für die Wiederkäuer, vor allem für die weißen Rinder: „Ich züchte vorrangig Charolais. Sie haben ein besonders ruhiges Gemüt und sind daher einfacher im Umgang als Limousins.“ So gehören zur Herde zwei Charolais- und ein Limousin-Zuchtbulle.
Liegeboxen im Laufstall
Im Laufstall steht jeder Kuh eine Liegebox zur Verfügung. Auch die Deckbullen passen in die Hochboxen mit Gummiauflage. Der Stall ist in drei Abteile unterteilt. Auf der rechten Seite stehen die Mutterkühe mit ihren Kälbern bei Fuß. Die Kälber können sich frei zwischen Kälberschlupf auf Stroh und Laufstall bei den Müttern hin und her bewegen. Auf der linken Stallseite sind die tragenden Kühe zu Hause. Diese Gruppe ist noch mal nach dem Futterzustand der Tiere unterteilt. „Im ersten Abteil stehen die leichtfuttrigen Tiere und im angrenzenden Bereich Kühe, die noch mehr auf den Rippen brauchen bis zur Kalbung“, erklärt Stinn.
Am Ende des Gebäudes ist das Jungvieh in Gruppenbuchten untergebracht. Ebenfalls befinden sich dort große, frei zugängliche Abkalbeboxen mit Einstreu.
Die ersten Kalbungen fanden bereits im Januar statt. „Eigentlich ist die Hauptkalbesaison aber zwischen Februar und April. Denn mein Ziel ist es, die Bullenkälber im Herbst als Absetzer zu verkaufen“, sagt der Landwirt. Trotzdem achtet er darauf, dass sich nicht zu viele Geburtstermine überschneiden. „Ich betreue die Tiere engmaschig und versuche bei jeder Kalbung dabei zu sein.“ Abends macht er die Kühe im Fressgitter fest und kontrolliert ihre Beckenbänder. „Sind die Beckenbänder locker, kalben die Kühe in der Regel noch nachts.“
Die Kälberverluste liegen bei Stinns Herde bei etwa 4 %. Gleichwohl gibt der Landwirt zu bedenken, dass er vielleicht manchmal zu oft bei der Geburt eingreift. Für wichtig hält er die Gabe eines guten Mineralfutters. „Ich glaube, dass es dann zu weniger Nachgeburtsverhaltungen kommt.“ Bei 24 Monaten liegt das Erstkalbealter in seiner Herde.
Das Durchschnittsalter in Stinns Herde ist relativ hoch: „Im Herdenschnitt haben die Kühe jetzt die fünfte bis sechste Kalbung. Die älteste Kuh hat gerade das zehnte Kalb bekommen.“ Abgangsgründe sind zu geringe Milchleistungen, schlechte Fruchtbarkeit oder Probleme mit der Klauengesundheit.
Im Sommer sind alle Tiere auf der Weide
Wenn alle Mutterkühe gekalbt haben, kommen die Tiere auf die Weide. Die Zuchtbullen stehen fast den ganzen Sommer bei der Herde. Im Herbst, mit etwa sieben bis acht Monaten, vermarktet Stinn die Bullenkälber als Absetzer. Sie gehen zu einem Bullenmäster ins Münsterland. „Die Tiere wiegen dann mindestens 300 kg. Das müssen sie auch, sonst ist der Verlust der Muttermilch zu hart“, berichtet der Landwirt. Die beste weibliche Nachzucht behält er für die eigene Remontierung, alle anderen weiblichen Tiere verkauft er als Fresser an Hobbybauern vor Ort.
Insgesamt ist der Landwirt froh, viele Standbeine zu haben, denn wirtschaftlich ist es nicht immer einfach mit der Mutterkuhhaltung, deshalb gründete er auch mit zwei Berufskollegen den Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Olpe (siehe Interview). „Außerdem halten wir die Maschinenkosten auf unserem Betrieb extrem gering. Unser jüngster Schlepper ist 20 Jahre alt“, lacht Stinn. Die anderen Maschinen hat er in Kooperation mit seinem Vetter. Dieser bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb in der Nähe.
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