Seit Ende September dümpelte der Schweinepreis um 2 €/kg. Jetzt machte er zwei Sprünge in einer Woche. „Der Knoten am Schlachtschweinemarkt ist geplatzt“, jubelte die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) über das deutliche Plus ihrer Internetschweinebörse um 16 Cent/kg auf 2,32 €/kg Schlachtgewicht. Schon am Mittwoch war die VEZG-Notierung um 8 Cent/kg angezogen.
Paukenschlag: 16 Cent/kg
Die Mäster witterten Höhenluft. Etliche stornierten ihre Schlachtpartien für die erste Wochenhälfte. Denn ein Jahr zuvor war die VEZG-Notierung ähnlich abgezischt: Anfang März ging’s um 15 Cent/kg hoch, eine Woche später um 25 Cent/kg – insgesamt ein Plus von 75 Cent in sieben Wochen. Wer zu früh verkauft hatte, hatte das Nachsehen.
Händler und Erzeugergemeinschaften sind alarmiert. Wie sollen sie den Schlachtern die vereinbarten Stückzahlen liefern, wenn die Bauern ihre Tiere zurückhalten?
Die Schlachthöfe haben andere Sorgen: Können sie diesen Preissprung bei Handel und Verarbeitung durchsetzen? Erste Warnungen vor Hauspreisen wurden laut.
VEZG in der Zwickmühle
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) ist in der Zwickmühle. Sie muss mittwochs einen Preis notieren, der in der Breite des Markts durchsetzbar ist.
Demgegenüber bildet die Internetschweinebörse nur die Spitze des Eisbergs ab. Am Freitag wurden neun Partien mit 1300 Schweinen in einer Spanne von 2,23 bis 2,37 €/kg gehandelt. Bei dieser Gemengelage den richtigen Preis zu treffen, ist schwierig. Meldet die VEZG zu hoch, reagieren die Schlachter mit Hauspreisen. Ausbaden müssen das die Erzeugergemeinschaften, die ihren Mästern die Differenz aus eigener Kasse zahlen müssen. Notiert die VEZG zu zaghaft, werben Händler den Erzeugergemeinschaften die Schlachtschweine ab.
Sprung oder Schritt?
Was aber ist besser? Einmal ein heftiger Preissprung oder kontinuierlich kleinere Schritte? Das hängt von der Situation ab. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs schnellten in allen Branchen die Preise mit der Begründung „Force Majeur“ hoch. Aktuell sind zwar die Schlachtzahlen rückläufig. Doch da gleichzeitig der Verbrauch sinkt, sei genug Fleisch am Markt, argumentieren die Schlachter.
Zudem lahmt der Export, seit China aufgrund der Corona-Welle verhalten ordert. Darunter leiden vor allem die Dänen, die ihren Mästern gerade mal 1,67 €/kg zahlen. Damit können sie deutsche Ware locker ausstechen, da Großkunden für Billigofferten empfänglich sind.
Ferkel sind Mangelware
Der Wind am Ferkelmarkt hat sich um 180 Grad gedreht. Ferkel sind knapp und gesucht. Zu Jahresbeginn wurde bereits der Gewichtszuschlag von 25 bis 30 kg um 0,20 €/kg erhöht. Seitdem ist die VEZG-Notierung um 10 € gestiegen, Tendenz Aufwind. Auch die Qualitäts- und Mengenzuschläge werden vielerorts neu verhandelt. Wann der Höhenflug endet, hängt auch vom Schlachtschweinemarkt ab. Geht’s weiter aufwärts, bleibt der Ferkelmarkt flott. Ist kein Gewinn in Aussicht, schwindet die Einstallbereitschaft der Mäster.
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