Seit mehr als drei Jahren verzichtet Patrick Plate auf das Kupieren der Schwänze. Anfangs eher aus Gründen der Arbeitsersparnis, da der junge Agraringenieur in Vollzeit in der Beratung arbeitet. Die 100 Sauen im geschlossenen System betreuen hauptsächlich seine Eltern. Er stößt nach Feierabend dazu.
Zusatzeinkommen erwirtschaften
Mit den Ringelschwänzen hat er eine unerwartet gute Einnahmequelle erschlossen. Das Land Niedersachsen zahlt 5 € pro Absatzferkel und 16,50 € pro Mastschwein bis zur Obergrenze von 3000 Mastschweinen. Bedingung ist, dass mehr als 80 % der Flatdeckferkel und mehr als 70 % der Mastschweine einen unversehrten Schwanz aufweisen. Das wird einmal jährlich durch die Landwirtschaftskammer kontrolliert.
Erfahrung sammeln dank Prämie
Patrick Plate hat pragmatisch entschieden: „Irgendwann wird der Ringelschwanz Pflicht. Bis dahin können wir dank der Prämie experimentieren.“ Seine Erfahrungen stellte der junge Landwirt auf der gemeinsamen Veranstaltung von Landwirtschaftskammer NRW und GFS (Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung) in Davensberg vor.
So gelingt der Ringelschwanz
Ruhige Genetik: Seit zwei Jahren betreibt Plate Eigenremontierung mit Schweizer Genetik. Bei den Ebern sucht er noch das Optimum, nachdem er Pietrain-, Duroc- und Kreuzungseber getestet hat.
Futterqualität: Sauen und Ferkel bekommen Eigenmischungen. Plate legt viel Wert auf die Toxinbindung durch Rohfaserträger.
Rohfaser: Eigenes Heu ist fester Bestandteil der Fütterung. Loses Heu finden die Tiere schnell langweilig. Heupellets bleiben lange interessant. Aktuell experimentiert er mit Grassilage aus Rundballen. Die Sauen sind begeistert. Aber der Arbeitsaufwand ist hoch.
Abwechslung und Puffer: Im Flatdeck können die Ferkel sich aus einer Schale mit Gesteinsmehl und Futtertorf bedienen.
Gute Luft: Täglich passt der Landwirt die Lüftung ans Liegeverhalten an. 18 °C reichen im Maststall, wenn die Vormasttiere gut fressen. Gefährlich ist Wechselwetter im Frühjahr und Herbst.
Restestall: Kleinere Ferkel bringen Unruhe in die Gruppe. Diese sortiert Plate in einen Restestall ab.
Immer mit der Ruhe: Keine Hektik beim Umtreiben der Schweine. Auf Lärm reagieren Langschwanzschweine allergisch, wie Plate während der Bauphase feststellte.
Augen auf: Die Schweine öfter unbemerkt durchs Fenster beobachten, sodass der Mensch nicht stört. Lassen sie den Schwanz herunterhängen, ist das ein Alarmzeichen. Schweine, die länger als 20 Sekunden mit dem Schwanz wackeln, signalisieren Unzufriedenheit. Für Abwechslung sorgen. Fühlt die Schwanzspitze sich kühl an, dosiert Plate dem Futter Aspirin als Blutverdünner zu.
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