Je kleiner, desto besser? Zumindest aus Sicht der Gesellschaft besteht eine Korrelation zwischen der Größe landwirtschaftlicher Betriebe und ihrer Bewertung. Dass zeigen zwei Studien zum Begriff der „Massentierhaltung“ von der Universität Göttingen. Ein Kernergebnis: Kleine Betriebe sind positiver besetzt.
Bereits im Jahr 2011 wurde an der Universität Göttingen untersucht, welche Assoziationen der Begriff „Massentierhaltung“ in der Bevölkerung auslöst. Zehn Jahre später, im Juni 2021, wurden Teile der Studie wiederholt und um einige Themenbereiche erweitert. Über 70% der Befragten bewerten kleinere Betriebe besser als große Betriebe – sowohl 2011 als auch 2021. Befragt wurden 281 Personen im Jahr 2011, 985 in 2021.
Wissenschaftlich belegbar ist dieser gesellschaftlich ausgemachte Zusammenhang nicht. Die wissenschaftliche Literatur zeigt keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen der Betriebsgröße und Aspekten wie Tierwohl oder Umweltfreundlichkeit.
Betriebsgröße als Indikator für Tier-, Umwelt- und Klimaschutz
Gefragt nach einem idealen landwirtschaftlichen Betrieb spielt für die Befragten die Betriebsgröße dagegen eine untergeordnete Rolle. Hier sind die Aspekte Tierschutz, Umweltschutz, Regionalität und Klimaschutz am relevantesten. Eben diese Aspekte werden von den Studienteilnehmern jedoch vor allem mit kleinen Betrieben in Verbindung gebracht, so die Wissenschaftler. Die Größe fungiere dabei als eine Art Indikator für einen „guten“ Betrieb.
Insbesondere Tierwohlaspekte verbinden die Befragten mehrheitlich mit kleinen Betrieben. So sagen 91,5% der 2021er-Studie, dass sich Landwirte eher oder nur auf kleinen Betrieben um jedes einzelne Tier kümmern. Auch das Wohlbefinden der Tiere assoziieren 84% mit kleinen Betrieben.
Ein etwas ausgeglicheneres Bild zeigt sich beim Aspekt der Ökologie. Zwar hängt der Arten- und Naturschutz für jeweils zwei Drittel der Befragten mit kleinen Betrieben zusammen. Jeweils rund 30% sagen jedoch, dass der Schutz von Natur und Arten auf kleinen ebenso wie auf großen Betrieben gleichsam möglich ist. Die Produkte kleiner Betriebe sind für die Befragten zu 83% naturbelassener und gesünder.
Große Betriebe werde dagegen mit den Aspekten Ernährungssicherheit (zu 35% nur bzw. eher auf großen Betrieben) und Wirtschaftlichkeit (76% nur bzw. eher auf großen Betrieben) in Verbindung gebracht. Der Gewinn, so benennen es fast 80% der Teilnehmer, steht für große Betriebe an erster Stelle.
Was heißt „Massentierhaltung“?
Die Forscher haben zudem untersucht, ob und wie sich das Verständnis von „Massentierhaltung“ von 2011 bis 2021 verändert hat. Wurden 2011 noch einzelne Tierarten – vor allem Geflügel und Schweinen – in einer offenen Abfrage mit dem Begriff „Massentierhaltung“ assoziiert, so ist diese Nennung zehn Jahre später stark zurückgegangen (von 24 auf 9% bei Geflügel, von 18 auf 12% bei Schweinen). An Bedeutung gewonnen haben die Begriffe Krankheiten (von 17 auf 26%), Umwelt (von 2 auf 6%) sowie ein verwehrter Zugang zu Außenklima, der 2011 noch von keinem Befragten genannt wurde (2021 6%).
Im Wandel befindet sich auch die Anzahl der gehaltenen Tiere, ab derer die Befragten von „Massentierhaltung“ sprechen. 2011 gingen 90% Befragten ab 500 Rindern, 1000 Schweinen und 5000 der Gattung Geflügel zugerechneter Tiere von „Massentierhaltung“ aus. 2021 haben sich alle Tierbestände jeweils verdoppelt (1000 Rinder, 2000 Schweine, 10.000 Geflügel). „Massentierhaltung“ beginnt in der 2021er-Studie also bei höheren Betriebsgrößen.
Hinweis zur Lesart: 90% der aller Befragten sprechen bei den dargestellten Schwellen von „Massentierhaltung“. Für viele der Teilnehmer liegt die Schwelle aber sehr viel tiefer. So beginnt Massentierhaltung bei Schweinen für 50% schon ab etwa 150 Tieren.
Video: Vorstellung der Studienergebnisse
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