Die Supermärkte Kaufland, Edeka, Rewe und Aldi bieten im Bereich Schwein immer mehr Markenfleisch an. Zwar steigt die Nachfrage eher moderat, aber einzelne Programme suchen neue Mäster. Dabei stehen Außenklima und Stroh hoch im Kurs. Welche Programme es gibt und wo noch Luft ist, erläuterte Malin Speckmann von der Landwirtschaftskammer NRW bei einer Veranstaltung des Netzwerks Fokus Tierwohl.
Schweine per Livestream
Rewe holt Schweinehaltung live in den Supermarkt. Einige Filialen übertragen direkt über der Fleischtheke den Stallalltag des Strohwohl-Schweins. Die Tiere profitieren von Strohhaltung mit Auslauf und GVO-freier Fütterung. Das entspricht der Haltungsform 4 des Lebensmitteleinzelhandels (LEH).
Aktuell werden 60 Märkte in NRW und im nördlichen Rheinland-Pfalz beliefert. Dahinter stehen bisher nur zwei Betriebe: Ferkelerzeuger Spellerberg aus Bad Sassendorf und Mäster Albersmeier aus Lippetal. Ein Ausbau des Programms ist jedoch geplant. Den Strohwohl-Betrieben winken feste Zuschläge und Preisuntergrenzen.
Edeka setzt auf das Programm BauernLiebe, das der Haltungsform 3 des LEH entspricht. Ferkel kommen aus Deutschland, die GVO-freie Mast erfolgt in NRW – nach Standards von QS und Initiative Tierwohl (ITW). Für die Schlachtung kooperiert Edeka mit Westfleisch. Die Zerlegung übernimmt Edeka-Tochter Rasting. Teilnehmende Landwirte erhalten Tierschutz-Schulungen und erstellen vor jeder Antibiotikagabe ein Antibiogramm. Der Bonus pro Schlachtschwein beträgt etwa 20 €, die durchschnittliche Preisuntergrenze 1,57 €/kg. Speckmann betonte eine steigende Nachfrage. Entsprechende Betriebe seien gesucht.
Kaufland ist ebenso auf der Suche für sein Programm Wert-Schätze. Die Produkte entsprechen der Haltungsform 3 des LEH. Teilnehmer sollten GVO-frei und regional füttern, an QS und ITW teilnehmen sowie maximal 2500 Mastschweine halten. Vorgeschrieben sind außerdem Transporte unter 250 km und deutsche Ferkel – das Ganze zum Mindestpreis plus 12 € Tierwohlbonus und 8 € Futterbonus. Im Frühjahr 2020 nahmen schon 60 Mäster mit insgesamt etwa 3500 Schweinen pro Woche teil.
Nur sechs Betriebe bei Aldi
Aldi bietet mit dem Programm Fairfarm derzeit sechs Mästern eine alternative Vermarktung. Das Fleisch entspricht der Haltungsform 3 des LEH. Offenställe oder ein Auslauf sind damit Pflicht. Hinzu kommen eine QS-Teilnahme und GVO-freie Fütterung der Mastschweine. Neben dem doppelten Platzangebot muss ein Drittel der Fläche planbefestigt sein. Dafür winkt ein Festpreis von 2,05 €/kg.
Aldi kooperiert außerdem mit Neuland. Der Verein vermarktet Fleisch nach eigenen Kriterien und lässt sich der Haltungsform 4 des LEH zuordnen. Er fordert Betriebsgrößen von maximal 150 Sauen oder 950 Mastschweinen sowie maximal 300 ha Ackerfläche.
Spaltenböden, GVO-Futter, Hormone und Antibiotika sind tabu. Heimische Futtermittel, Raufutter, Ringelschwänze sowie eingestreute Ställe und Ausläufe sind dagegen Pflicht. Hinzu kommen 35 Tage Säugezeit und mindestens 1,5 m² Platz pro Mastschwein. Der Preis für Neuland-Ferkel liegt laut Speckmann bei etwa 72 €. Mastschweine bringen 2,22 €/kg.
Tierwohl-Spezialist
Ein Spezialist in Sachen Tierwohl ist der Schlachthof Brand in Lohne. Mit etwa 10 % der insgesamt geschlachteten Schweine beliefert er über 20 verschiedene Tierwohl-Programme mit 1500 bis 2000 Tieren pro Woche. Der Schlachthof arbeitet mit Betrieben im Umkreis von 300 km und bietet Verträge von mindestens drei Jahren an. Ausgezahlt werden je nach Programm und Auflagen zwischen 1,80 € und 3 €/kg.
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