Lidl hat mit seiner 1-€-Bonus-Aktion für Schweinehalter für Furore gesorgt, weitere Handelsunternehmen haben sich angeschlossen. Wie nachhaltig diese Aktion ist, ist noch ungewiss. Mit einer Sonderangebots-Offensive verstärkte Lidl vergangene Woche die Zweifel vieler Landwirte. Schinkengulasch 20 % billiger – das wirkt auf den ersten Blick völlig konträr zum Slogan „Preiserhöhung für unsere Bauern“.
Doch finden Branchenkenner das nicht bedenklich, solange Lidl den Rabatt nicht seinen Lieferanten aufdrückt, sondern die eigene Spanne reduziert. Ganz im Gegenteil seien Sonderangebote im Handel notwendig, um den Konsum zu erhöhen. Indirekt helfen die Angebote somit, den Schweinestau abzubauen.
Westfleisch überweist 2,50 €/Schwein
Lidl hat Wort gehalten und das erste Bonus-Geld bereits überwiesen. Westfleisch zahlt ihren Landwirten für Lieferungen in der 51. Kalenderwoche 2,50 € pro geliefertem Schwein sofort mit der Schlachtabrechnung aus. Viehvermarktungspartner aus Handel oder Genossenschaft, die eine eigene Abrechnung erstellen, sind verpflichtet, den Zuschlag umgehend in voller Höhe an den Landwirt auszuschütten.
Westfleisch hat ein Sonderkonto für alle Zusatzerlöse eingerichtet, die beim Rechnungsausgleich abgegrenzt vom Artikelpreis eingehen. Der Zuschlag wird wöchentlich montags für die Vorwoche festgelegt und auf der Homepage veröffentlicht.
Der Zusatzerlös gilt für alle Schlachtschweine aus deutscher QS-Mast, sowohl für Vertragstiere als auch für vertragsfreie Kunden.
Einkaufsleiter Heribert Qualbrink bilanziert: „Wir wollen das Auszahlungsverfahren so einfach, fair und transparent wie möglich gestalten, damit das Geld punktgenau und schnell dort ankommt, wo es hingehört – beim Landwirt!“
ITW: Einmalzahlung von 3000 € für Teilnehmer
Auch die Initiative Tierwohl (ITW) hat sich jetzt positioniert, wie sie die Finanzspritze in Höhe von 50 Mio. € verwenden will, die die Schwarz-Gruppe Anfang 2021 zur Verfügung stellen wird. Zur Schwarz-Gruppe gehören die Discounter Lidl und Kaufland. Die ITW will mit dem Geld die Schweinehalter unterstützen, die in der nächsten Programmphase mitmachen. Das haben die ITW-Gesellschafter in Abstimmung mit Lidl und Kaufland beschlossen.
- Alle schweinehaltenden Betriebe, die an der Programmphase 2021-2023 teilnehmend, erhalten eine Einmalzahlung von 3.000 Euro, wenn sie bis spätestens 30. Juni 2021 ein ITW-Audit erfolgreich bestanden haben.
- Zusätzlich steigt die Vergütung für Ferkelerzeuger über die gesamte Programmlaufzeit um 1 Euro auf insgesamt 4,08 Euro pro Tier.
- Schweinemäster erhalten für jedes Mastschwein, das im Zeitraum 1. Juli 2021 bis 31. Dezember 2021 geschlachtet wird, einen zusätzlichen Aufschlag von 1,- Euro, der direkt aus dem Fonds der ITW an die Tierhalter ausgezahlt wird. Den „normalen“ Tierwohl-Bonus von 5,28 €/Mastschweine bekommen Mäster ab Juli 2021 über die gesamte Vertragslaufzeit vom Schlachthof.
Klaus Gehrig, Leiter der Schwarz Gruppe, wertete die Entscheidung positiv: „Wir freuen uns, dass die konkrete Umsetzung der Auszahlung so schnell gemeinsam mit der ITW ausgearbeitet und beschlossen werden konnte. Ein gutes Signal für die Landwirte und ein wichtiges Signal für mehr Tierwohl.“
Auch ITW-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs freut sich, „dass wir durch die Sonderzahlung von Lidl und Kaufland eine zusätzliche finanzielle Unterstützung bei dieser Entscheidung geben können, erst recht in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage.“
Bislang haben sich 4.416 Schweinehalter für die neue Programmphase ab 2021 angemeldet. In den Ställen der dann teilnehmenden Sauenhalter, Ferkelaufzüchter und Mäster werden ab 2021 nach derzeitigem Stand jährlich rund 24,7 Millionen Schweine gehalten – darunter 14,6 Millionen Mastschweine. Ab Januar 2021 startet die nächste Möglichkeit der Registrierung für schweinehaltende Betriebe.