Lammzeit

Lämmer senden Signale

Die Lammphase entscheidet maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg in der Schafhaltung. Gerade in den ersten Lebenstagen der Lämmer gilt es einiges zu beachten, um unnötige Verluste zu vermeiden.

Die Weichen für die Ablammung werden schon in den ersten Wochen der Trächtigkeit gestellt. Aber der Zeitraum davor ist ebenso entscheidend: „Die Fütterung drei Wochen vor bis sechs Wochen nach der Befruchtung beeinflusst die Lämmerzahl pro Schaf“, erklärte Dr. Heinz Strobel von der Schafpraxis Stoffenried bei einer Veranstaltung von MSD Tiergesundheit vergangene Woche. Bei der fötalen Entwicklung gibt es für den Tierarzt drei wesentliche Dinge:

  1. Infektionen vermeiden: Denn diese können zu Aborten führen, zum Beispiel dem Chlamydienabort.
  2. Immunsystem: Schutzimpfungen, bzw. Muttertierimpfungen sind wichtig. Die Antikörper werden an die Lämmer weiter gegeben.
  3. Spurenelemente: Die richtige Versorgung mit Jod, Kobalt, Kupfer und Selen ist für Lämmer überlebenswichtig. „Allerdings macht eine Ergänzung auch nur Sinn, wenn ein Mangel vorliegt“, betonte Strobel. Dafür muss erst eine Diagnose gestellt werden.

52 % der Lämmerverluste am ersten Tag

Rund 52 % der Lämmerverluste finden bereits am ersten Lebenstag statt. Die ersten drei Tage sind besonders kritisch, erklärte der Tierarzt. Außerdem würden gerade bei Zwillingen Totgeburten häufiger als bei Einlingen vorkommen.

Ganz wichtig ist dem Fachmann, dass Schafhalter Lämmersignale richtig wahrnehmen. „Gesunde Lämmer finden das Euter, trinken, wedeln mit dem Schwanz. Gute Mütter locken ihre Lämmer und lassen sie ungestört trinken“, beschreibt er. Beide sind dann ruhig und zufrieden. Sorgen sollten sich die Schafhalter machen bei:

  • Unruhe: Die Tiere sind extrem aktiv und die Einstreu verschmutzt.
  • Blöken: Die Lämmer sind hungrig.
  • Haltung: Wenn die Jungtiere ihren Rücken aufkrümmen oder zitternd in der Ecke liegen, ist das ein sehr schlechtes Zeichen. „Dann ist die Magensonde das wichtigste Werkzeug“, sagte der Tierarzt.

Ruhe an Tag eins

Wichtig ist Strobel zudem, dass an Tag eins keine unnötigen Aktionen mit den Lämmern durchgeführt werden. Zum Ohrmarken einziehen, Schwänze kupieren oder andere Behandlungen seien Tag zwei und drei früh genug. Zwischen dem dritten und 14. Lebenstag kommt es laut Fachmann auch vermehrt zu Kinderkrankheiten, wie:

  • Lungenentzündungen,
  • Durchfälle,
  • Lämmerdysenterie,
  • Nabelentzündungen,
  • Gelenksentzündungen oder
  • Wundstarrkrampf.

Bei all diesen Lämmererkrankungen handle es sich um bakterielle Infektionen. Diese überleben Lämmer nur mit viel Biestmilch. „Generell gilt, dass diese Probleme oder Infektionsketten nur mit gutem Management zu lösen sind“, betonte der Tierarzt. Dazu gehöre der intelligente Einsatz von Mutterschutzimpfungen, sinnvoll eingeteilten Stallplätzen, passendes Rittmanagement, Einstreu und ein gutes Stallklima.

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