In jedem Betrieb kommt es vor, dass Tiere erkranken oder sich ernsthaft verletzen. Das gehört zum Alltagsleben dazu und ist auch kein Problem, solange die Schweine umgehend fachkundig versorgt werden. Dazu gehört in der Regel die unverzügliche Absonderung von den Buchtengenossen und die Einleitung einer tierärztlichen Behandlung, erklärte Prof. Dr. Wilfried Hopp vom Veterinäramt des Kreises Soest kürzlich bei einer Online-Informationsveranstaltung im Rahmen des Projektes "Fokus Tierwohl".
Kein unnötiges Leiden
Handelt es sich um eine frische Verletzung eines ansonsten gesunden Tieres, beispielsweise einen Knochenbruch, kommt auch eine Notschlachtung auf dem Hof mit anschließender Verwertung des Schlachtkörpers in Betracht. Bedingung dafür sind unter anderem eine amtliche Lebendtieruntersuchung und die Einhaltung bestimmter Hygienevorschriften.
Ist das Tier dagegen erkrankt, kommt eine Schlachtung nicht infrage. Es bleiben die Möglichkeiten "Behandlung" oder "Nottötung", wobei der Heilungsfortschritt des behandelten Schweines regelmäßig zu überprüfen ist. Falls keine Aussicht auf Besserung besteht, hilft kein Abwarten. Schließlich darf niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Deshalb sind solche Tiere umgehend zu erlösen. Die Entscheidung zur Nottötung darf jedenfalls nicht zulasten des Tieres auf die lange Bank geschoben werden, so Hopp.
Dann muss das Schwein gekonnt betäubt und sicher getötet werden, ergänzte Dr. Jürgen Harlizius vom Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW. Dafür kommen unter anderem Bolzenschussgerät plus Entblutungsmesser oder Rückenmarkszerstörer sowie alternativ die Elektrozange in Betracht – bei Ferkeln bis 5 kg auch der Kopfschlag mit anschließendem Entblutungsschnitt oder die CO2-Box. Wer das alles nicht möchte oder schafft, kann natürlich auch seinen Tierarzt mit der Tötung beauftragen.
Geeignete Krankenbuchten
Viele Krankheiten oder Verletzungen heilen jedoch wieder aus, sofern die Schweine eine echte Chance zur Genesung erhalten. Dazu brauchen die "Patienten" allerdings eine optimale Unterbringung sowie Ruhe vor den Buchtengenossen. In einer Krankenbucht sollten die Tiere daher warm und weich liegen können sowie Futter, Wasser und Beschäftigungsmaterial vorfinden. Eine Unterbringung des kranken Schweines auf dem Stallgang ist jedenfalls keine Lösung. Das gibt im Zweifel nur willkommenes Bildmaterial für die Stallvideos militanter Tierhaltungsgegner.