Wolfsübergriffe

Kompetenzzentrum Weidetierhaltung gegründet

Der Wolf gefährdet die Existenz vieler Weidetierhalter. Deshalb hat der Bundestag das Kompetenzzentrum Weidetierhaltung gegründet. Tierhalter sind mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden.

Die Wolfsschäden nehmen immer gravierendere Ausmaße an. Die Weidetierhaltung in ganz Deutschland ist in Gefahr. Der Deutsche Bundestag ruft deshalb ein Kompetenzzentrum Weidetierhaltung ins Leben. In der Bereinigungssitzung zum Bundeshaushalt 2021 gaben die Parlamentarier 300.000 Euro für ein solches Zentrum bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) frei. Albert Stegemann, agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU, dazu: „Die Weidetierhalter in Deutschland sehen sich mit vielfältigen Problemen konfrontiert. Eine der großen Herausforderungen ist die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland“. Das geht aus einer Pressemitteilung des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung hervor.

Wolfsmanagement nötig, nicht nur Wolfsverwaltung

Die Bildung eines Kompetenzzentrums ist aber kein problemorientiertes Ergebnis für die Weidetierhalter, erklärt Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung. Er macht seinem Unmut Luft: „Seit Jahren fordern wir ein aktives Wolfsmanagement statt einer bloßen Wolfsverwaltung." Die bedrohliche Lage der Weidetierhalter und ihrer Tiere sei nicht verstanden worden.

Das Zentrum soll unter anderem für den Umgang mit der stetig wachsenden Wolfspopulation als Beratungs- und Dokumentationsstelle für Weidetierhalter geschaffen werden. „Im Ergebnis ist man also nicht viel weiter als zuvor", zeigt sich Schmücker enttäuscht. Dabei dränge die Zeit, denn die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere hat im vergangenen Jahr erneut deutlich zugenommen. Durch die abwartende Haltung würde das Ende der Weidetierhaltung durch die Bundespolitik billigend in Kauf genommen.

„Problembewusstsein wenig vorhanden“

Nur mit Herdenschutzzäunen und Hunden alleine sei keine Koexistenz zwischen Weidetierhaltern und Wölfen zu sichern. Es gibt keine praktikable Herdenschutzmaßnahme, um Wolfsrisse zu verhindern. Trotzdem verursachen die Maßnahmen hohe Kosten und einen enormen Aufwand in den Betrieben. „Die Naturschützer dürfen nicht die Verantwortung für die Wölfe beim Herdenschutz bei den Weidetierhaltern abladen, sondern eine Regulierung der Wölfe in Deutschland ist dringend erforderlich“, so Schmücker. Die neue Änderung des Bundesnaturschutzgesetz helfe nicht weiter und eröffne nicht den längst überfälligen Einstieg in ein Wolfsmanagement. „Die exponentielle Entwicklung der Wölfe führt zu wachsenden und größeren Problemen für die Weidetierhalter."

Aktives Wolfsmanagement

Weidetierhalter fordern laut Pressemitteilung ein aktives Wolfsmanagement. Dies sei unausweichlich zum Erhalt der Weidetiere in Deutschland. "Alle Spielräume des europäischen Naturschutzrechts, die Länder wie Frankreich, Schweden und Finnland nutzen um eine Schutzjagd zum Schutz der Weidetiere durchführen, müssen auch in Deutschland genutzt werden“, so der Vorsitzende des Fördervereins. Dazu müsse die FFH-Richtlinie vollständig in nationales Recht umgesetzt werden. Außerdem fordern die Weidetierhalter den Wolf ins Bundesjagdrecht aufzunehmen, um die Regulierung des Bestandes zu ermöglichen.

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