Markt Schlachtkälber

Kalbfleisch gefragt

Das Preisniveau für Kalbfleisch ist für September überraschend gut. Das liegt am knappen Angebot und der starken Nachfrage.

Die Notierungen für helles Kalbfleisch steigen diese Woche voraussichtlich auf 5,25 €/kg, für roséfarbenes Fleisch bezahlen Vermarkter aktuell 4,20 €/kg, berichtet Christoph Hackmann, freier Kälbermäster aus Holdorf, Landkreis Vechta. „Das ist gerade für September ein hohes Preisniveau. Im Oktober tut sich schätzungsweise nicht viel, aber im November ziehen die Preise sicherlich noch mal stark an“, prognostiziert er.

Dr. Bernhard Schlindwein, Geschäftsführer der Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch (KDK), erklärt das so: „Gerade während der Corona-Pandemie haben die Niederländer weniger Kälber aufgestallt und viele Ställe blieben leer. Auch in Deutschland haben wir ein kleineres Angebot an Kälbern. Das belebt den Markt.“ Hierzulande gebe es in diesem Jahr rund 2 % weniger Mastkälber als 2020.

Knappes Angebot

Der Selbstversorgungsgrad mit Kalbfleisch liegt in Deutschland nur bei 50 %. Die andere Hälfte stammt aus den Niederlanden. Deshalb haben die Nachbarn und besonders das dort ansässige Unternehmen Van Drie großen Einfluss auf die Preisfindung in Deutschland: „Momentan verkaufen die Niederländer nicht um jeden Preis, sondern ziehen die Preise an, da Kalbfleisch bei ihnen sehr knapp ist. Das ist unser Vorteil“, sagt Hackmann. Der Preis für helles Fleisch von schwarzbunten Bullenkälbern liegt dort bei 5,17 €/kg.

Normalerweise sind die Preise für Schlachtkälber in den Sommermonaten auf niedrigerem Niveau – ähnlich wie bei Rindfleisch. In diesem Jahr gab es aber in beiden Segmenten kein Sommerloch. „Das haben wir vor allem der geöffneten Gastronomie zu verdanken“, sagt Schlindwein. Ansonsten seien beide Märkte grundverschieden. Richtung Winter rechnet er ebenfalls mit weiter steigenden Preisen.

Startklar für ITW

14 Tage alte schwarzbunte Bullenkälber ab Hof kosten etwa 90 €. „Kälbermäster müssen mit 50 bis 60 € Aufschlag rechnen, dann haben sie ihren Einkaufspreis“, erklärt der KDK-Geschäftsführer. Als Erfolg für deutsches Kalbfleisch betrachtet er, dass die Kriterien der Initiative Tierwohl (ITW) abgestimmt sind. Wer die jetzt definierten Kriterien einhält, kann sobald ITW an den Start geht, in Haltungsstufe 2 eingeordnet werden.

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