Milchhandwerker

Käse aus Schafmilch

Einst ging es auf dem Betrieb Böhner um Schweine. Heute melkt Nachfolger Frank Schafe. Die Milch verarbeiten sie auf dem Betrieb zu Frischkäse – eine Erfolgsgeschichte, die etwas ins Stocken gerät.

Zwei statt vier Zitzengummis baumeln am Melkgeschirr im Melkstand des Demeter-Betriebes Böhner. In Beverungen-Jakobsberg, ganz im Osten von NRW unweit der Weser, melkt Frank Böhner Schafe statt Kühe. Von seinen 400 Muttertieren der Rasse Lacaune geben etwa 250 Tiere zeitgleich Milch. Bis zu zweimal am Tag kommen sie in den 2 x 20 Side-­by-Side-Melkstand.

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Anja Wolff veredelt er seit sieben Jahren die Schafmilch zu Frischkäse. Damit besetzen die Jakobsberger Milchhandwerker eine Nische in der Nische. Denn in Deutschland werden gerade mal 14  500 Schafe auf weniger als 100 Betrieben gemolken.

Das ganze Jahr Milch

Die Lacaune-Schafe lammen im Frühjahr und im Herbst. „Durch ein gestaffeltes Ablammen haben wir das ganze Jahr über Milch für die Käserei“, sagt Frank Böhner. Pro Tag kommen bis zu 200 l Milch zusammen. Das macht etwa 1 l pro Schaf und Tag. Im Vergleich zu Kuh und Ziege hat das Schaf eine geringe Milchleistung, aber einen höheren Fettanteil in der Milch. Das macht es attraktiv für den Biokäsemarkt. Aus 10 l werden etwa 4 kg Käse.

Die Milch fließt per Gefälle und ohne Pumpe aus dem Melkstand in die benachbarte Käserei. Dann dürfen die Milchsäurebakterien bis zu 24 Stunden wirken. „Das ist eine sehr langsame und flache Säuerung“, beschreibt Anja Wolff. Per Tuch trennt sie die Molke vom späteren Käse. Denn Handarbeit ist hier Trumpf. Die Milchhand­werker sehen sich schließlich als Manufaktur und nicht als Fabrik.

Am nächsten Tag gelangt der Frischkäse ins Gläschen. Zutaten wie Kräuter, Maulbeeren oder ­Chili kommen hinzu. Neben fünf Schafmilchsorten stellt das Paar mittlerweile auch Frischkäse aus Kuh- und Ziegenmilch her. Sie stammen von befreundeten De­meter-Höfen. „Wir sind auf Frischkäse im Glas spezialisiert“, sagt die 40-Jährige.

Der Käse ist geschlossen im Gläschen sieben Wochen haltbar, geöffnet wenige Tage. Nur etwas Salz konserviert ihn. Die Milchhandwerker käsen viermal die Woche. So entstehen zwischen 1 und 2 t Frischkäse. Das sind ungefähr 6000 Gläser in der Woche – hochgerechnet bis zu 300  000 Gläschen im Jahr.

Keine direkte Vermarktung

Zu Beginn haben sie noch 600 Gläser am Tag gefüllt, heute sind es bis zu 600 in der Stunde. Vor zehn Jahren hat Frank Böhner den Betrieb vom Vater übernommen. Der 38-Järige verwandelte die...