Kommentar

Geschlechtsbestimmung im Ei: Jetzt den Mut zum Durchhalten zeigen!

Das Geschlecht eines Kükens vor dem Schlupf zu bestimmen erschien vor einigen Jahren noch unvorstellbar. Inzwischen ist viel erreicht worden.

Die Politik hat die Entwicklung verschiedener Techniken in Millionenhöhe gefördert. Doch kann man bei so komplizierten Verfahren keine Wunder erwarten.

Die Geflügelbranche hat bereits mehrfach bewiesen, dass sie sich neuen Herausforderungen anpassen kann. Sollte Klöckners Gesetz, das im Frühjahr 2023 auf den Prüfstand gestellt werden soll, unverändert gelten, wird sie in diesem Fall die Ziellinie aber zu spät erreichen. Dann müssten ab 2024 alle Geschlechtsbestimmungsverfahren zu Grabe getragen werden, weil sie zu spät ansetzen. Was erwartet uns dann? Politikers Liebling, das Zweinutzungshuhn, ist jedenfalls keine Lösung für die breite ­Masse. Alle Hähne aufziehen?

Gegen den Strom

Eine aktuelle Studie von Prof. Werner Bessei hat erstmals die dadurch entstehenden Umweltfolgen beziffert. Bei ­einer Verdoppelung der Treibhausgase im Vergleich zur Hähnchenaufzucht und 60.000 ha zusätzlich benötigter Fläche bleibt der Klimaschutz auf der Strecke. Es lohnt ein Blick zum Nachbarn. In Frankreich wird das Kükentöten ab dem kommenden Jahr verboten, die Hahnenaufzucht ist dort kein Thema. Vielmehr setzt man auf die Geschlechtsbestimmung im Ei, der Zeitpunkt der Anwendung wird vom Gesetzgeber nicht eingeschränkt.

Statt alle technischen Errungenschaften ab 2024 in die Tonne zu hauen sollte die neue Bundesregierung jetzt den Mut zum Durchhalten beweisen – auch gegen den Mainstream. Mehr Zeit könnte weiteren Verfahren zum Durchbruch verhelfen, es ermöglichen früher anzusetzen und den Durchsatz zu erhöhen. Mit 45 Mio. aufgezogenen Bruderhähnen aus Deutschland wird dem Umweltschutz jedenfalls ein Bärendienst erwiesen. Und das Fleisch, das in diesen Mengen hier niemand haben will, zerstört regionale Märkte in Afrika.

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