Der frühe Vogel fängt den Wurm – dieses Prinzip galt für Mäster bei der dritten Runde der Initiative Tierwohl (ITW). Nur wer die erste Anmeldephase von Mitte September bis Anfang Dezember 2020 genutzt hat, bekommt in der ersten Jahreshälfte einen Bonus aus dem ITW-Fonds – Voraussetzung: Ein erfolgreich bestandenes Audit. Das gilt sowohl für „Bestandskunden“ als auch für neu zur ITW gestoßene Mäster. Insgesamt produzieren diese Betriebe 14,6 Mio. Schweine jährlich.
Damit ist der ITW-Fonds ausgeschöpft. Betriebe, die sich erst in diesem Jahr zur Teilnahme entschlossen haben, schauen beim Bonus zunächst in die Röhre. Sie bekommen für ihre verkauften Schweine erst vom 1. Juli an eine Tierwohlprämie. Dann allerdings, wie alle anderen Mäster auch, nicht aus dem ITW-Fonds, sondern direkt vom Schlachtbetrieb. Diese Staffelung hat ITW von Beginn an klar kommuniziert.
Sprinterbonus Westfleisch
Etliche Mäster, die daher trotz mittlerweile bestandenen Audits keine Tierwohlprämie für ihre Schweine bekommen, haben mit ihren Abnehmern verhandelt. Westfleisch bietet jedem ITW-Betrieb mit erfolgreichem Erstaudit einen „Sprinterzuschlag“ an, wenn er keinen Bonus aus dem ITW-Fonds bekommt. Der Zuschlag beträgt 2,50 € je Schwein, das von April bis Ende Juni geschlachtet wird. Tönnies geht ähnlich vor.
Das Unternehmen zahlt erfolgreich auditierten Vertragsbetrieben einen Partnerbonus in Höhe von 2,64 € je Schwein, wenn sie keinen Anspruch auf den Bonus aus dem ITW-Fonds haben. Allerdings beginnt die Zahlung erst ab dem 190. Schwein im Lieferzeitraum April bis Juni, um keine Trittbrettfahrer anzulocken. Zusätzlich erhält jeder Betrieb eine einmalige Tönnies-Tierwohlprämie in Höhe von 500 €. Die Auszahlung erfolgt rückwirkend mit Ablauf des 30. Juni 2021.
Mittelstand macht mit
Nachdem der Mittelstand der dritten Runde der ITW anfangs ablehnend gegenüberstand und den Ausstieg angekündigt hatte, hat jetzt ein Umdenken eingesetzt. Bei Heinz Tummel vom gleichnamigen Schlachtbetrieb in Schöppingen haben vermehrte Anfragen seiner Kunden nach ITW-Fleisch den Ausschlag gegeben, weiter an der Initiative teilzunehmen. Hier bekommen Mäster die vereinbarte ITW-Prämie in Höhe von 5,28 € je Tier von Juli an vom Schlachtbetrieb. Das Schlachtunternehmen Manten in Geldern bietet ebenfalls Verträge für ITW-Mäster an.
Was geschieht mit den 50 Mio. Euro?
50 Mio. € hat die Schwarz-Gruppe als Eigner von Lidl und Kaufland im Dezember an die ITW gezahlt. Aus diesem Topf bekommen alle teilnehmenden Betriebe unabhängig von der Tierwohlprämie folgende Sonderzahlungen:
- 3000 € einmalig für jeden Betrieb nach bestandenem Audit,
- 1 € für jedes ITW-Mastschwein, das im zweiten Halbjahr 2021 geschlachtet wird,
- 0,50 € für jedes Ferkel, das während der kommenden dreijährigen Programmphase vermarket wird.
Dabei hat sich die Zahl der Ferkel mit 14 Mio. Stück pro Jahr gegenüber der vorherigen Programmphase verdoppelt.
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