Rinderhaltung

Hofhund als Keimschleuder

Auf den meisten Rinderbetrieben dürfen sich Hunde frei bewegen. Dabei können sie für die Übertragung von Krankheiten verantwortlich sein.

Der beste Freund des Menschen ist der Hund. Er ist auf fast jedem Hof zu finden. Aber welche Aufgaben hat er, speziell in einem Rinder haltenden Betrieb? Wie nehmen die Betriebsleiter die Beziehung zu ihrem Hund wahr? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich Studentinnen der Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft Soest, im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten beschäftigt und eine Onlinebefragung durchgeführt. 66 Hundehalter füllten den Fragebogen aus.

Hofhund ist Familienhund

Auf den meisten Betrieben ist der Hofhund ein „Familienhund“ und erfüllt seine Aufgabe als Wachhund. In 22 Betrieben unterstützt der Vierbeiner beim Viehtrieb und in sechs Betrieben wird er zur Jagd eingesetzt. Einzelne Hunde helfen bei der Erkennung von Brunst und Abkalbungen. In 54 Betrieben bewegt sich der Hund frei auf dem Hof. Auf 23 Höfen hält er sich überwiegend im Haus auf und in etwa zehn Betrieben lebt er die meiste Zeit im Zwinger oder an der Leine.

Landwirte beobachten die Hunde häufig auf dem Futtertisch und im Kälberstall. Am Misthaufen, in der Milchkammer und im Melkstand haben 9 bzw. 7 der 66 Teilnehmenden ihre Hunde gesehen. Sehr häufig oder häufig wurde der Hund beim Trinken aus Tränken oder der Kälbermilch beobachtet. Etwa ein Drittel der Teilnehmer sah den Hund beim Fressen der Nachgeburt. Weniger Teilnehmer sahen den Vierbeiner das Futter der Kühe oder Kot fressen. Im Kälberstall herrscht ein hohes Erregerübertragungspotenzial: Der Hund hält seine Schnauze in das Tränkewasser oder in die Kälbermilch. Die Nutztiere können Speichelreste des Hundes über das Wasser oder über das Futter aufnehmen und damit mögliche verschleppte Erreger aus anderen Tierbereichen oder von infizierten Tieren.

Übertragung von Erregern

Auch beim Fressen der Nachgeburt oder bei der Aufnahme von Sekret und Fruchthüllen kann der Hund Keime aufnehmen. Er kann nicht nur Keimüberträger, sondern auch (Zwischen-)Wirt für bestimmte Parasiten sein, beispielsweise für Neospora caninum.

Nachgeburten bleiben häufig entweder in der Abkalbebox oder werden im Misthaufen vergraben. Frei laufende Hunde haben leichten Zugang und können ungehindert Keime aufnehmen und verbreiten. Durch einen großen Bewegungsradius entstehen Kontakte mit weiterem, betriebsfremdem Erregerpotenzial. Auf die Frage „Inwieweit sehen Sie Hunde als Gesundheitsrisiko für Ihren Betrieb?“ unterschieden die Teilnehmer zwischen dem eigenen und einem fremden Hund. Während dem eigenen Hund nur von vier Befragungsteilnehmern ein hohes gesundheitliches Risiko zugesprochen wurde, sahen in einem fremden Hund 28 Teilnehmende dieses Risikopotenzial. Bewegt sich der eigene Hund auf dem Hof frei, birgt dies ein vergleichbar hohes Risiko wie der Kontakt eines betriebsfremden Hundes zu den Tieren. Es ist unstrittig, dass auch der eigene Familienhund hygienisch bedenkliche Kontaktstellen aufsucht. Erschwerend kommt hinzu, dass der Eintrittsweg von Erregern vor Ausbruch einer Krankheit oder einer plötzlich verringerten Milchleistung kaum zu rekonstruieren ist, da sich die meisten Erkrankungen erst nach der Inkubationszeit bemerkbar machen.

Hund genießt Sonderrolle

Hofhunde haben auf den meisten Betrieben eine Sonderrolle für ihre Besitzer. Mehr als 80 % der Befragten sind stolz auf ihren Hund. Ebenfalls fast 80 % der Befragten können sich ein Leben ohne ihren Hund nicht mehr vorstellen. Bei aller Liebe zum Hofhund sollten Landwirte das Erregereinschleppungsrisiko im Auge behalten und dem Hund Zugang zu sensiblen Betriebsbereichen verbieten. Es kann sein, dass der Hofhund seit Jahren für ein „Hintergrundrauschen“ von Krankheiten oder Leistungseinbußen verantwortlich ist.

Es gilt, die Gesundheit der Nutztiere und damit die Wirtschaftlichkeit im Auge zu behalten und gleichzeitig das Zusammenleben mit dem Hofhund in der Familie zu genießen.