Die Ferkelerzeuger stehen in der tiefsten Depression seit Beginn der Marktbeobachtung bzw. der ökonomischen Auswertung. Selbst Betriebe mit allerbesten biologischen Leitungen schreiben tiefrote Zahlen.
Zum Jahresende 2021 waren in den meisten Ferkelbetrieben die finanziellen betrieblichen Reserven aufgebraucht. Nicht wenige Sauenhalter gehen an privates Vermögen. Die Corona-Hilfen waren für viele Sauenhalter der einzige, dringend notwendige Lichtblick.
Etwa 30€ je Tier fehlen
Sicher ist, dass bei Mastschweinepreisen von 1,20 € und auch für die Mast ständig steigenden Kosten höhere Ferkelnotierungen schwer durchzusetzen sind. Selbst wenn die Ferkel knapper werden, meinen viele Mäster. Aber wenn der Markt anspringt, werden Mäster mit Leerständen „nachbestellen“. Dann gehen auch die Ferkelpreise hoch.
Für eine Vollkostendeckung für Ferkelerzeugung und Mast bräuchte es im Spätherbst 2021 einen Basispreis für Mastschweine von 1,80 €/kg. Die Differenz von 0,60 €/kg bedeutet, dass sowohl in der Ferkelerzeugung als auch in der Mast etwa 30 € je Tier fehlen.
EU-weite Abstockung
Neben Deutschland müssten auch die wesentlichen europäischen Schweineerzeugungsländer ihre Produktion abstocken, denn an eine generelle Wiederaufnahme des Asienexportes ist nicht zu denken. In Deutschland fällt der Schweinefleischkonsum weiter – trotz des hohen Rindfleischpreises.
5 x D nicht preiswirksam
Das Durchsetzen von 5 x D läuft derzeit zwar in Ansätzen, ist aber noch nicht preiswirksam. Die Umstellung der Mast auf ITW Haltungsstufe 2 kostet die Sauenhalter erst einmal nur Absatzpotenzial. Überzählige Kleingruppen, weil der Mäster für ITW jetzt weniger aufstallt, sind aktuell schwer zu vermarkten. Da bleibt oft nur das Abstocken des Sauenbestandes. Genau das ist zu beobachten: Die Absatzgruppen werden nicht nur kleiner; es stehen Abferkelabteile leer, weil ganze Gruppen ausfallen.
Höhere Ferkelnotierung
Zu Beginn des neuen Jahres wird es preislich für die Ferkel wieder aufwärts gehen – wenn denn die Schweineschlachter wegen Corona und Personalmangel nicht auch mit einem kleineren Mastschweineangebot überfordert sind und die Ferkel wegen voller Ställe nicht abfließen.
Da die Sauenhalter ihre eigene Ernte oftmals verfüttert haben und teures Futter zukaufen müssen, ändern steigende Ferkelpreise wenig am negativen Saldo auf dem Konto. Umso dringender wären höhere Ferkelnotierungen.
Wo nicht die Betriebsleiter selbst das Handtuch werfen, werden Steuerberater und Banken für deutliche Worte sorgen. In Betrieben, die in den nächsten zwei Jahren aufhören wollen oder betriebliche oder außerbetriebliche Einkommensmöglichkeiten bestehen, ist der Ausstieg ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
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