"Wir machen uns auf den Weg und untersuchen mit unserem Projekt „TUI-Milchkuh“ die Tierwohl-Umwelt-Interkationen (TUI) in der Milchviehhaltung.“ Das waren die einleitenden Worte vom Kammerdirektor NRW, Dr. Martin Berges, gestern auf Haus Riswick in Kleve.
Der neue Milchkuh-Versuchsstall soll auf der grünen Wiese, etwa 100 m vom bestehenden Kuhstall von Haus Riswick gebaut werden. Das gesamte „TUI-Kuhstall“-Projekt wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert. Die Planung und Umsetzung erfolgen in Kooperation mit der Universität Bonn und der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Für den neuen Stall sind vier Abteile mit á 24 Tieren vorgesehen. Diese sollen eine Versuchseinheit bilden. Zusätzlich gibt es voraussichtlich 24 Strohplätze. Das erklärte Dr. Sebastian Hoppe, Fachgebiet Rinderhaltung auf Haus Riswick. Zudem sei eine Nährstoffbilanzierung pro Abteil geplant. Als erstes sollen in dem neuen Zukunftsstall Fragen zu Emissionen von verschieden Bodenbelägen beantwortet werden.
Tierwohl im Kuhstall
Prof. Dr. Nicole Kemper, Tierärztliche Hochschule Hannover, beschrieb drei Wege mit deren Hilfe Tierwohl bei Milchkühen gemessen werden kann:
- Ressourcenbezogene Indikatoren: Sie geben Informationen über baulich-technische Gegebenheiten.
- Managementbezogene Indikatoren: Sie geben Auskunft zur Versorgung und dem Umgang mit den Tieren.
- Tierbezogene Indikatoren, auch Tierschutzindikatoren genannt: Sie liefern Informationen über Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere. „Diese Indikatoren stehen heute im Fokus“, sagte die Professorin. „Sie messen die unmittelbaren Auswirkungen der Tierhaltung und des Managements auf die Tiere.“
Viele Tierwohlüberlegungen werden bei der Planung des „TUI-Kuhstalls“, laut Kemper, direkt miteinbezogen. Dazu gehören beispielsweise Überlegungen zu Ruhemöglichkeiten und zur Bodengestaltung. Die Liegeflächen sollen eine gute Akzeptanz bei den Kühen haben. Zudem sollen sie ausreichend dimensioniert und mit geeignetem Untergrund ausgestattet sein. Der Stallboden soll trittsicher und rutschfest sein und die Basis für Aktivitätsverhalten und Klauengesundheit bilden.
Zielkonflikte zwischen Emissionen und Tierhaltung lösen
Prof. Dr. Wolfgang Büscher von der Universität Bonn ist ebenfalls in die Planung des „TUI-Kuhstalls“ integriert. Er wies auf den Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Ammoniakemissionen hin und betonte: „Technische Lösungen müssen sich dem Tierwohl anpassen, nicht andersherum.“ Er nannte das Beispiel Bodengestaltung. Diese sei momentan ungünstig, die Klauen seien immer feucht. „Wir müssen weg von unseren Schiebesystemen und hin zu aufnehmenden Systemen.“ Er denke in der Zukunft an aufnehmende Spaltenroboter, welche die Kuhfladen aufnehmen, statt sie zu verteilen.
Mehr zum Thema: