Mit der Initiative Tierwohl fing es an. Seit November bestücken ITW-Teilnehmer ihre Schweinebuchten mit Raufen, Stroh- oder Pelletautomaten, Knabberstangenhaltern und Strohduschen. Denn bei ITW wird Raufutter zum 1. Juli Pflicht.
Spätestens ab dem 1. August wird es für alle Schweinehalter ernst. Denn dann fordert die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung für alle Schweine organisches, faserreiches Beschäftigungsmaterial und das jederzeit. Damit liegt die Messlatte noch ein Stück höher.
Stroh, Heu oder Pellets
Infrage kommen viele Materialien. Am einfachsten verfügbar sind Stroh oder Heu vom eigenen Feld. Allerdings muss beides ordentlich gelagert werden. Und das heißt in ASP-Zeiten: keine Feldmiete, sondern eine verschließbare Halle. Wer Strohpellets einsetzen will: Diese kommen oft aus Osteuropa. Daher sollte man sich die ASP-Freiheit bescheinigen lassen.
Bei Heu und Stroh in Ballen ist der Nachschub das Problem, wenn die Raufen oder Tonnen von Hand befüllt werden. Denn das Beschäftigungsmaterial muss jederzeit verfügbar sein. Die Ausführungshinweise zur Nutztierhaltungs-Verordnung fordern bei Stroh und ähnlichen Materialien ausdrücklich, dass „unmittelbar vor der nächsten Gabe noch ausreichend Restmaterial vorhanden ist“. Ist das nicht sichergestellt, schlagen die Ausführungshinweise vor, Stroh oder Raufutter mit ständig verfügbaren Beschäftigungsobjekten wie Baumwollseilen oder Jutesäcken zu kombinieren.
Faserbriketts halten länger vor. Auch bei Faserpellets muss nicht so oft nachgefüllt werden, wenn sie in Automaten angeboten werden. Bei manchen Fabrikaten lässt sich der Vorrat durch Aufsatz eines Trichters vergrößern.
Wo in der Bucht?
Alle Materialien brauchen einen passenden Platz in der Bucht. Bei Automaten, die auf dem Boden stehen, ist zu beachten, dass diese Fläche den Tieren nicht zur Verfügung steht. Wenn dadurch der Tierbesatz beispielsweise die ITW-Vorgaben überschreitet, sollte man sich für Automaten entscheiden, die an die Trennwand geschraubt werden.
Zudem fordert die Verordnung, dass sich maximal zwölf Schweine einen Beschäftigungsplatz teilen. Das bedeutet, dass bei größeren Buchten gleich mehrere Automaten, Raufen oder Halter angebracht werden müssen. Daher ist es wichtig, sich im Vorfeld Gedanken über den geeigneten Platz zu machen. Doppelraufen oder -automaten, die an der Trennwand zwischen zwei Buchten montiert werden, zählen auf jeder Seite für zwölf Schweine.
Damit die Beschäftigungsmaterialien nicht kontraproduktiv wirken, sollten sie keinesfalls im Ruhebereich angebracht werden. Auch der Kotbereich ist tabu, da das Material dort schnell verdreckt und unattraktiv wird. Treibewege sollten im Eigeninteresse des Landwirts ausgespart werden, da die Verletzungsgefahr dort steigt. Gefährlich sind auch unisolierte Wände. Durch den Unterschied zwischen Stall- und Außentemperatur entsteht Kondenswasser, das die Wand hinunterläuft. Wenn dort Raufe oder Automat hängen, saugen die eingebrachten Materialien das Schwitzwasser auf und quellen oder verderben. Automaten können dadurch verstopfen. Wenn die Anbringung an der unisolierten Wand unumgänglich ist, sollte unbedingt ein Distanzhalter zwischen Wand und Automat oder Raufe angebracht werden.
Raufen sollten möglichst an Buchtentoren neben dem Kontrollgang oder in Armweite vom Gang befestigt werden, wenn sie von Hand befüllt werden. Andernfalls kann das tägliche Befüllen in einen Hindernislauf ausarten. Bei automatischer Befüllung entfällt diese Arbeit. Hier sind die Investitionskosten auf 50 bis 70 €/Platz gestiegen, da die Materialkosten angezogen sind und die Förderung für erhöhte Nachfrage gesorgt hat.
Bloß nicht in die Gülle
Ein Problem bei Spaltenböden ist das herabfallende Stroh oder Heu, das in der Gülle verschwindet. Zum einen steht es den Schweinen so nicht zur Verfügung. Zum anderen sorgt es für Probleme beim Aufrühren und Verteilen der Gülle. Zudem kann sich durch die Schwimmdecke ein enormer Fliegendruck im Stall aufbauen.
Deshalb ist es überaus sinnvoll, herabfallendes Stroh aufzufangen. Damit erfüllt die Raufe auch die Anforderung, dass Beschäftigungsmaterial bodennah angeboten werden muss.
Dazu kann die Raufe über dem Futtertrog hängen. Oder der Landwirt bringt eine Bodenplatte unter der Raufe auf den Spalten an. Die Schweine können so einen Großteil des herabfallenden Strohs suchen und fressen. Sinnvoll sind Platten der Größe 40 x 60 cm, die mittels Spaltenanker befestigt werden. Alternativ kann man geschlossene Spalten unter die Raufen legen.
Wie viel Stroh oder Heu die Schweine aus der Raufe herausarbeiten, hängt bei klassischen Raufen vom Abstand der Stäbe ab. Oft ist der Stababstand zu groß. Strohverschwendung ist die Folge. Bei gestanzten VA-Raufen ist die Größe der Löcher entscheidend. Es gibt verstellbare Varianten, bei denen die Größe der Öffnungen mittels Schieber angepasst werden kann. Dadurch ist diese Art von Raufe auch für wechselnde Strohlängen geeignet.
Generell gilt: Gerstenstroh ist brüchiger. Dadurch ist der Verbrauch höher als bei Weizenstroh.
Pellets und Knabberstangen
Bei Knabberstangen und Rohfaser-Pellets sind sowohl Arbeitsaufwand als auch Verschwendung deutlich geringer, wenn die Halter bzw. Automaten richtig eingestellt sind. Je mehr Angriffsfläche das Schwein bei Knabberstangen hat, desto schneller wird die Stange zerkaut oder gar abgebrochen. Bei zu geringem Zugriff besteht die Gefahr, dass die Knabberstange bei Kontrollen beanstandet wird. Daher sollte der Abstand zwischen unterem Halter und Knabberrohrhülse variabel einstellbar sein.
Der Arbeitsaufwand ist geringer als bei Raufen, da weniger Volumen transportiert werden muss und eine Automatenfüllung länger reicht.
Wichtig: Da die Ursprungskomponenten nicht erkennbar sind, fordert das tonangebende Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Verbrauchersicherheit einen Rohfasergehalt von mindestens 20 % in der Trockensubstanz. Das gilt auch für Weizenkleie in Pelletform.
In welcher Höhe die Automaten angebracht werden, hängt vom Alter der Tiere ab. Die Nutztierhaltungs-Verordnung fordert, dass das Beschäftigungsmaterial untersuchbar sein soll. Die Verordnung versteht darunter, dass das Schwein das Material bewühlen oder zumindest hebeln kann. Dafür sollte der Trog auf Höhe des Unterkiefers sein. Das lässt wenig Spielraum. Ein passender Abstand zwischen Spaltenboden und Trog:
- Ferkelaufzucht 10 cm,
- Mast 20 cm,
- Sauenhaltung 20 bis 30 cm.
Quellen und kleben
Problematisch können Pellets aus Haferschälkleie oder Rüben sein. Je nach Qualität quellen sie durch die Luftfeuchte im Stall, sodass der Automat verschmiert und letztlich verstopft. Auch Pellets aus melassierten Rüben sind nur bedingt geeignet. Sie sind oft ungleichmäßig geformt. Zudem kleben die Pellets durch die Melasse. Sojaschalenpellets sind sehr unterschiedlich in der Verarbeitung. Man findet alles von Brösel bis Pellet.
Wichtig ist eine homogene Pellet-Länge von maximal 3 cm. Andernfalls sortieren sich die verschiedenen Größen im Massenfluss und können den Auswurf verstopfen.
Um variabel bei der Wahl der Pellets zu sein, sollte die Öffnung des Dosierers an die Pelletgröße angepasst werden können. Die kleinsten Pellets beginnen bei 3 mm Durchmesser, während Cobs durchaus 8 bis 9 mm dick sein können. Strohpellets direkt aus der Großpackenpresse erreichen sogar rund 16 mm.
Ein Problem sind Pelletreste am Mastende. Denn man darf Pelletautomaten nicht vorm Ausstallen der letzten Schweine leerfressen lassen. Dann ist die Vorgabe „jederzeit verfügbar“ nicht erfüllt. Da die Pellets beim Stallwaschen aufquellen, sollte man die Automaten vorm Einweichen des Stalls mit einem Industriesauger leeren. Alternativ kann man kurz vorm Verladen den Dosierer weit öffnen, sodass die Tiere die Reste in den Trog rappeln.
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