Tierhaltung

Grafschaft Bentheim: Schwere Vorwürfe gegen Schweinemäster

Der Verein "Deutsches Tierschutzbüro" erhebt schwere Vorwürfe gegen mehrere Schweinemastbetriebe in der Grafschaft Bentheim und gegen das Schlachtunternehmen Tönnies.

Gegen zwei Schweinemastbetriebe in Samern und Ohne (Kreis Grafschaft Bentheim) hat der Verein „Deutsches Tierschutzbüro“ bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Oldenburg Strafanzeige wegen Tierquälerei gestellt. Die Anzeige stützt sich auf Video-Material, das in den betroffenen Ställen aufgenommen worden sein soll. Nach Angaben des Tierrechts-Vereins würden die beiden Betriebe den Schlachthof der Firma Tönnies in Sögel beliefern.

Videomaterial im Netz veröffentlicht

Weiter behauptet der Verein "Tierschutzbüro", dass einer der beiden Betriebsinhaber Nebenerwerbslandwirt und im Hauptberuf für die Landwirtschaftskammer NRW tätig sei. Auch von personellen Verbindungen zur Gruppierung „Land schafft Verbindung“ wird in einem im Internet veröffentlichten Video des Tierschutzbüros berichtet.

Auf den Filmaufnahmen, die das "Deutsche Tierschutzbüro" ebenfalls teilweise via Internet veröffentlicht hat, ist zu sehen, wie schwer erkrankte Schweine qualvoll verenden. Die in den Filmausschnitten gezeigten Haltungsbedingungen weisen eklatante Verstöße gegen alle geltenden Haltungsvorschriften auf. Personen, Zeitpunkt und der genaue Entstehungsort sowie die Quelle des Videomaterials, das offenbar mit versteckten Kameras aufgenommen worden ist, lassen sich auf den Filmausschnitten nicht erkennen.

Tönnies: "Stehen nicht für Fehler anderer gerade"

Das Schlachtunternehmen Tönnies weist die Vorwürfe zurück und betont: „Wir gehen jedem Hinweis nach und klären auf. Aber wir stehen nicht für die Fehler anderer gerade.“ So sei einer der beiden im Video gezeigten Betriebe „ein Vertragslandwirt eines großen genossenschaftlichen Wettbewerbers“, heißt es in der heute veröffentlichten Presseerklärung der Firma Tönnies.

Der zweite Betrieb habe "sporadisch" einzelne Tiere, seit diesem Sommer aber keine Tiere mehr an den Tönnies-Schlachthof in Sögel geliefert. Es müsse geklärt werden, wohin der Großteil der dort erzeugten Tiere geliefert worden sei.

In seiner Erklärung schließt das Unternehmen aus, „dass die in dem Video gezeigten Tiere oder andere ähnlich verletzte Tiere an uns geliefert wurden“. Diese Tiere würden sofort bei der Anlieferung bei den amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchungen der Veterinärbehörden auffallen und Konsequenzen auslösen. An den Tönnies-Schlachthöfen werde täglich jedes einzelne angelieferte Tier von den Mitarbeitern und von den amtlichen Tierärzten begutachtet.

NOZ: Veterinäramt seit November informiert

Wie die Ems-Zeitung / Neue Osnabrücker Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, sei das Veterinäramt der Grafschaft Bentheim bereits am 19. November 2020 über Missstände informiert worden. Ein Sprecher des Landkreises Grafschaft Bentheim habe gegenüber der Zeitung bestätigt, dass seinerzeit bei der Veterinärabteilung des Kreises eine anonyme Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen „insgesamt vier Schweinemastbetriebe" neingegangen sei. Die Betriebe seien in der vergangenen Woche überprüft worden.

Am gestrigen Mittwoch, 2. Dezember 2020, sei zusätzlich „gegen drei der betroffenen Betriebe“ Anzeige erstattet worden, berichtet die Ems-Zeitung weiter. Ergänzend zu dieser zweiten Anzeige liege Videomaterial vor, das derzeit ausgewertet werde.

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