Die GFS – Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung blickt in diesem Jahr auf eine 50-jährige Geschichte zurück. „Das ist normalerweise eine Party wert!“, betonte Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Stenmans bei der GFS-Vertreterversammlung, die vergangene Woche Mittwoch in Saerbeck stattfand. Corona-bedingt soll die Jubiläumsfeier nun „irgendwann im nächsten Jahr“ nachgeholt werden.
Spermaabsatz entwickelt sich positiv
Die GFS hat 2019 rund 4,03 Mio. Spermatuben verkauft. Das waren etwa 4 % weniger als im Vorjahr. Auch die Anzahl der Betriebsbesuche und Scannereinsätze ging in ähnlicher Größenordnung zurück. Zuletzt konnte die GFS den Trend beim Spermaverkauf jedoch umkehren. So beträgt das Tubenumsatzplus im laufenden Jahr 2 %.
Unter dem Strich konnte die GFS ihren Umsatzerlös 2019 von 18,5 auf knapp 19 Mio. € steigern. Als Jahresüberschuss blieben 384 000 € bzw. nach Abzug der Rücklagen ein Bilanzgewinn von rund 230 000 €. Die Mitgliederzahl sank um 47 auf 7299.
Griesheim in Hand der GFS
Aktuell stehen 2357 Eber in den Ställen der GFS, davon 305 Vorstufeneber. Dabei sind die 180 Eber der Station im hessischen Griesheim bereits mit eingerechnet. Diesen Standort hat die GFS bis April dieses Jahres gemeinsam mit der ZBH – Zucht- und Besamungsunion Hessen bewirtschaftet. Dann hat die ZBH ihre 50 % Geschäftsanteile an die GFS verkauft, um sich auf ihr Kerngeschäft – die Rinderbesamung – zu konzentrieren. Seitdem führt die GFS die Station komplett in Eigenregie.
Erklärtes Ziel der GFS-Spitze ist es nun, den Standort bis 2021 in die Wirtschaftlichkeit zu führen. Um zum Beispiel die Auslastung der 2018 neu gebauten Stallanlage in Griesheim zu garantieren, hat die GFS Mitte des Jahres die Zusammenarbeit mit Topigs Norsvin intensiviert. Das Zuchtunternehmen betreibt vor Ort jetzt einen Exklusivstall, der 90 der 180 Eberplätze umfasst.
Erst kürzlich ist die GFS eine Zusammenarbeit bezüglich Spermavertrieb und -logistik mit der Besamungsunion Schwein (BuS) mit Sitz in Stuttgart eingegangen. Damit steht GFS- und BuS-Kunden nun ein breites Eber-Portfolio mit ca. 470 Vor- und 2350 Endstufenebern unterschiedlichster Genetiken zur Verfügung.
Das Geschäft mit Zubehör und Bedarfsartikeln für die Tierhaltung lief für die GFS auf dem heimischen Markt 2019 erneut gut. Die GFS Top-Animal-Service GmbH konnte einen Jahresumsatz von 12,5 Mio. € erwirtschaften. Durch Corona stieg die Nachfrage bei vielen Artikeln im ersten Halbjahr 2020 sogar noch einmal sprunghaft an. Das sorgte für deutliche Umsatzzuwächse. Bei Atemmasken, Handdesinfektionsmitteln und Einweghandschuhen kam und kommt es sogar teilweise zu Engpässen, wie GFS-Geschäftsführer Josef Brüninghoff berichtete.
Verlustgeschäft mit Zubehör in den Niederlanden
Große Sorgen bereitet derweil das Geschäft mit Zubehör und Bedarfsartikeln in den Niederlanden. Zwar konnte die GFS-Top-Animal-Service-Tochter Agro-Topshop ihren Umsatz 2019 von 1,4 auf 1,7 Mio. € steigern. Das reichte jedoch bei Weitem nicht aus, die anfallenden Kosten zu decken. Unter dem Strich steht hier ein Jahresfehlbetrag von 475 000 € auf dem Zettel.
Bei der Übernahme des Unternehmens 2017 hatte die GFS einen Umsatz von 3 Mio. € angepeilt. Dieser war jedoch direkt um mehr als 50 % verfehlt worden. Eine Ursache sieht die GFS-Spitze in dem „Kulturwechsel“. So hätte das Vorgängerunternehmen rein preisorientiert verkauft.
„Es mag sein, dass wir dann nicht schnell genug reagiert haben“, räumte Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Stenmans ein. Inzwischen habe man jedoch zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung umgesetzt. So wurde der Außendienst umstrukturiert, fünf von zehn Mitarbeitern entlassen und die Buchhaltung und Administration nach Ascheberg verlagert. Aktuell sei man zudem in Gesprächen mit einem potenziellen strategischen Partner. Dabei gehe es auch um Risikominimierung. „Es wird kein Geld mehr nachgeschoben“, beruhigte Stenmans die Vertreter.
Verabschiedung Annette Niggemeyer
Herzlich verabschiedet wurde die ehemalige GFS-Geschäftsführerin Annette Niggemeyer. 1985 war die Agraringenieurin als Stationsleiterin bei der GFS eingestiegen und wurde sieben Jahre später zur Geschäftsführerin ernannt. Vorstand und Ehrenamt lobten ihre lockere, den Bauern zugewandte Art. „Damit hat sie auch schwierige Gespräche mit Handelspartnern immer wieder aus der Sackgasse geführt“, erinnerte Stenmans in seiner Laudatio. Auch das sehr erfolgreiche Konzept der Leistungsklassen für Eber sei auf ihre Initiative zurückzuführen. Niggemeyer bleibt der GFS als Ehrenmitglied des Vorstands erhalten.
Wahlen zum Aufsichtsrat
Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat wurden Frank Hilgenkamp und Anke Willms in ihren Ämtern bestätigt. Neu in den Aufsichtsrat wählten die Vertreter Dr. Thorsten Klauke (Landwirtschaftskammer), Klaudia Arnemann, Thomas Verhaag aus NRW sowie Norbert Klapp und Peter Seeger aus Hessen. Dr. Friedhelm Adam – seit 2001 durchgängig im Aufsichtsrat vertreten - schied aufgrund der Altersgrenze aus.