Ständig Schwanzbeißen, unruhige Tiere und schlechte Schlachtergebnisse – trotz teurer Impfstoffe? Davon hatte Joachim Pehle in diesem Sommer die Nase voll. Kurzerhand strich er die PRRS-Impfung. Die Ersparnis von etwa 1,50 € pro Ferkel wanderte in seine „Versuchskasse“. Der Versuch? Verarbeitetes tierisches Protein im Schweinemastfutter. Davon berichtete er kürzlich auf der Tagung der Fütterungsberatung auf Haus Düsse.
Was ist überhaupt VTP?
Verarbeitetes tierisches Protein stammt aus Kategorie 3 der tierischen Nebenprodukte. Dazu zählen Abfälle aus Schlachtbetrieben, nicht aber auf landwirtschaftlichen Betrieben getötete oder gefallene Nutztiere. Spezialisierte Verarbeiter bereiten das Material unter anderem mittels Druck und Hitze zu einem Rohstoff für die Futtermittelindustrie auf.
Von genau dieser Ware versprach sich Joachim Pehle zu Beginn seiner Testphase ausgeglichenere Schweine mit gleichmäßigem Wachstum. Einen Antrag beim Kreis Soest stellte er im Juni. Das Audit folgte im Juli. Seit August darf er VTP einsetzen. Das ist in seinem Fall ein Zusatz zum Mineralfutter, geliefert von der Gesellschaft für Tierernährung (Gelamin) aus Wildeshausen bei Bremen.
In der Gesamtration kommen maximal 3 bis 5 % VTP zum Einsatz. Erlaubt sind in Einzelfuttermitteln bis zu 70 %.
Für seinen Testdurchlauf hat Joachim Pehle 870 Tiere ausgewertet. Vorher lagen seine Schweine im Schnitt bei 863 g Tageszunahme. Jetzt erreichen sie 940 g. Die Schlachtkörper sind vergleichbar. Allerdings musste er wegen der hohen Schlachtgewichte von der Autofom- zur FOM-Vermarktung wechseln.
Strenge Auflagen für Landwirte und Verarbeiter
Seine Ergebnisse sind nicht wissenschaftlich belegt. Dennoch hat der Mäster das Gefühl, mit dem Geflügelprotein einen Beitrag zum Tierwohl zu leisten. Dafür nimmt er gern einige Unannehmlichkeiten in Kauf – zum Beispiel, dass das VTP-haltige Futter schlechter aus den Breiautomaten läuft. Oder dass der Schweinekot jetzt ungewöhnlich weich und ockergelb ist. Oder dass er wegen der Big Bags einen Lkw kaufen und eine Frontladervorrichtung anschaffen musste, um das Futter in seine Silos zu blasen. Außerdem darf er es nur im beantragten Stall einsetzen.
Futtermittelhersteller benötigen für VTP-haltige Ware separate Fuhrparks und getrennte Werke für Schweine- und Geflügelprotein – ein enormer Aufwand.
Lesen Sie mehr: