Nie hat sich eine überdurchschnittliche Futterverwertung mehr gelohnt als jetzt. Denn bei Futterkosten von 40 €/dt bringt die Verbesserung um 0,1 Punkte eine Ersparnis von 3,60 € pro Mastschwein.
Dabei gilt: Je effizienter der Darm arbeitet, umso mehr Nährstoffe kann das Schwein nutzen. Gegenteilig wirken Infektionen, vor allem des Verdauungstrakts. Die Futteraufnahme sinkt, sodass den Schweinen weniger Energie und Nährstoffe zur Verfügung stehen. Gleichzeitig verbraucht der Körper mehr Energie und Nährstoffe, um die Erreger abzuwehren.
Kurz gefasst
- Der Erreger der Ileitis/PIA kommt in über 90 % unserer Schweinebestände vor.
- Die Ileitis tritt meist subklinisch auf, ohne sichtbaren Durchfall. Trotzdem kann der Erreger die Darmschleimhaut schädigen.
- Eine Impfung gegen Lawsonia intracellularis verringert die Darmschädigung und verbessert dadurch Futterverwertung und Tageszunahmen.
- Es gibt zwei Impfstoffe – der eine zur oralen Anwendung, der andere zur Verabreichung per Injektion.
Schutzschild Impfung
Impfungen können ein Schutzschild sein, um die negativen Folgen von Magen-Darm-Infektionen zu verringern oder zu verhindern. Das gilt beispielsweise bei Saugferkeldurchfällen aufgrund von Colibakterien und Clostridien, bei Ödemkrankheit und weiteren E.-coli-Stämmen, die Absetzdurchfall hervorrufen.
Das gilt auch für die Ileitis, die vom Bakterium Lawsonia intracellularis hervorgerufen wird. Die Impfung führt zu einer deutlichen Verbesserung des Krankheitsbildes. Verluste sinken, Futter wird effizienter verwertet. Das spart Medikamente und Futterkosten. Aber hat die Impfung auch einen Effekt, wenn die Infektion subklinisch abläuft, ohne sichtbare Krankheitserscheinungen wie Durchfall oder Verluste? Für die Ileitis, auch PIA genannt, gibt es dazu wissenschaftliche Untersuchungen.
Symptome oder nicht?
Die Ileitis-Infektion ist sehr weit verbreitet. Man geht davon aus, dass der Erreger in über 90 % der Betriebe in Deutschland vorkommt. Für eine Ansteckung genügt schon eine kleine Anzahl an Erregern. Am häufigsten ist der subklinische Verlauf. Folgen sind eine schlechtere Futterverwertung mit geringeren Tageszunahmen, verbunden mit dem Auseinanderwachsen der Tiere und verlängerter Mastdauer. Dies konnte in einer amerikanischen Untersuchung belegt werden.
In einer Doktorarbeit aus Deutschland wurde der Erreger auch bei subklinischem Verlauf bei vielen Tieren nachgewiesen. Bei der mikroskopischen Untersuchung von Sektionsmaterial aus dem Darm fand man Ileitis-typische Veränderungen der Darmschleimhaut, verbunden mit einem tendenziell geringeren Wachstum der Tiere.
Leistung leidet auch bei geringer Erregermenge
In einer amerikanischen Untersuchung wurden mehrere Ferkelgruppen mit unterschiedlichen Erregermengen infiziert. Bei geringer Erregermenge gab es keine Unterschiede in der Kotkonsistenz gegenüber der nicht infizierten Tiergruppe. Daher wurde die Infektion als subklinisch eingestuft. Obwohl der Kot unauffällig war, wurden mikroskopische Darmveränderungen, Erreger und Leistungsminderungen nachgewiesen. Selbst bei niedrigster Erregermenge waren Tageszunahmen und Futterverwertung schlechter als bei nicht infizierten Tieren.
Wie die Impfung wirkt
In Deutschland stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung – ein Lebend- und ein Totimpfstoff. Beide werden einmalig appliziert und sind ab einem Alter von drei Wochen zugelassen. Für beide liegen Untersuchungsergebnisse vor, die auch bei subklinisch infizierten Tieren Verbesserungen von Futterverwertung und Tageszunahmen belegen. Die Impfung verringert die Erregerausscheidung, die Darmschädigung und die damit verbundenen Resorptionsstörungen.
Die Impfung sollte so rechtzeitig vor der Infektion erfolgen, dass ausreichend Zeit bleibt, den Impfschutz aufzubauen. Dazu sollte der Infektionszeitpunkt vorab durch Labordiagnostik ermittelt werden. Falls es nicht möglich ist, die Ferkel rechtzeitig zu impfen, kann eine Impfung zu Mastbeginn häufig trotzdem eine Verbesserung bringen. Das Vorgehen sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.
Betriebsindividuell abwägen
Jeder Mäster muss selbst oder gemeinsam mit seinem Tierarzt abwägen, ob die Impfung sich für ihn lohnt. Welche Reserven können mobilisiert werden? Wie viel lässt sich durch höhere Zunahmen, geringere Futterkosten und kürzere Mastdauer erreichen? Dazu sollten die eigenen Bestandsdaten herangezogen und das Vorgehen von Labordiagnostik begleitet werden.
Der Lebendimpfstoff wird oral verabreicht. Entweder werden die Tiere gedrencht oder der Impfstoff wird übers Trinkwasser oder Flüssigfutter verteilt. Der Impfstoffhersteller bietet fürs Tränkwasser eine spezielle Dosierpumpe an.
Lebendimpfstoff übers Maul
Tränkwasserzusätze wie Säuren oder Chlor müssen während der Impfung abgestellt werden, da sie den Impfstoff schädigen können. Der Impfstoff bleibt bis zu einem pH-Wert von 2,5 im Flüssigfutter stabil, ist also flüssigfütterungstauglich. Wichtig: Die drei Tage vor und drei Tage nach der Impfung müssen frei von Antibiotika bleiben, da diese den Lebendimpfstoff abtöten würden.
Die Immunität beginnt drei Wochen nach der Impfung. Die Dauer des Immunschutzes beträgt 17 Wochen. Für die Zulassung des Impfstoffs wurde in Untersuchungen eine Verbesserung der Tageszunahmen gegenüber ungeimpften Tieren belegt. Bei gleichzeitiger Infektion mit Lawsonien und Salmonellen hat der Impfstoff laut Zulassung zudem eine salmonellenreduzierende Wirkung, da er die Bakterienflora im Darm beeinflusst.
Totimpfstoff per Spritze
Der Totimpfstoff wird intramuskulär per Injektion verabreicht. Arbeitszeit lässt sich dadurch sparen, dass der Impfstoff mit dem PCV2-Mykoplasmen-Impfstoff desselben Herstellers mischbar ist.
Alternativ kann er auch mit dem zugehörigen Impfgerät nadellos in die Haut appliziert werden. Der intradermale Impfstoff kann mit dem PCV2-Impfstoff dieses Herstellers gemischt werden.
Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, ist kein antibiotikafreies Fenster rund um die Impfung erforderlich. Die Immunität beginnt vier Wochen nach der Impfung und hält 21 Wochen an. Für die Zulassung des Impfstoffs wurde nachgewiesen, dass sich die infektionsbedingten Darmläsionen verringern und die herabgesetzten Tageszunahmen verbessern.
Dr. Claudia Lambrecht, Schweinegesundheitsdienst LWK NRW
Lesen Sie weiter, welche Erfahrungen zwei Hoftierärzte mit der Impfung gemacht haben:
Injektion beim Einstallen
„In unserer Großtierpraxis erleben wir einen regelrechten Run auf die Ileitis-Impfung. 90 % der Mäster bleiben dabei.“ Dr. Torsten Pabst wundert das nicht. Denn durch die extrem hohen Futterkosten sind Mäster mit der Impfung fast immer auf der Gewinnerseite. Zwar hat der Tierarzt aus Dülmen-Buldern nur wenige Landwirte mit handfesten Zahlen. „Aber 0,1 bessere Futterverwertung ist auch in Beständen ohne Ileitis-Symptome fast immer drin“, ist seine Einschätzung. Bei einem Betrieb mit blutigem Durchfall und hohen Verlusten lag die Verbesserung – bei schlechter Ausgangslage – sogar bei 0,3 Punkten.
Die Nachfrage kommt von den Mästern. Denn selbst Sauenhalter mit 1 : 1-Anbindung müssen fast immer Restferkel an den Handel abgeben, deren Impfkosten sie nicht ersetzt bekommen.
Torsten Pabst empfiehlt seinen Mästern den Totimpfstoff, obwohl der 60 bis 70 % mehr kostet: „Da kann wenig schiefgehen. Antibiose, Wasserqualität oder Technik spielen keine Rolle.“ In den meisten Fällen übernimmt das Tierarztteam die Injektion des Impfstoffs, sodass auch Arbeitsspitzen in der Landwirtschaft kein Hemmnis für die termingerechte Verabreichung sind.
Es ist wichtig, mit der Impfung „vor die Welle“ zu kommen. Bei neuen Betrieben zieht Pabst drei Wochen nach Einstallung Blutproben. Die Antikörperkonzentration spiegelt den Status bei der Einstallung. Blutproben aus der sechsten Woche zeigen den Infektionsverlauf zwischen Anlieferung und dritter Mastwoche.
Im Wasser oder im Fließfutter
Seit die Futterverwertung immer wichtiger wird, entscheiden sich deutlich mehr Mäster der Praxis Vivet in Geseke für die Ileitis-Impfung. Futterkostenersparnis, gleichmäßige Gewichtsentwicklung und weniger Verkaufsgruppen sind handfeste Argumente, die Dr. Franz Lappe von seinen Mästern hört. Fast alle bleiben der Impfung treu.
Denn sie hat nach Lappes Erfahrungen weitere positive Effekte. So setzt er die Impfung gern in Betrieben ein, die Probleme mit Schwanzbeißen nach dem Einstallen haben. „Ich vermute eine Dysbiose im Darm als Ursache, die zu Unruhe und nachfolgend zum Beißen führt“, erklärt der Tiermediziner, der das Problem schon lange im Fokus hat. Zur Ursachenklärung setzt er eine Videokamera im Stall ein.
Auch Betrieben mit schlechtem Salmonellenstatus empfiehlt er die Impfung. „Dadurch wird mehr Butyrat im Dickdarm gebildet, sodass sich die Lebensbedingungen für die Salmonellen verschlechtern“, erklärt er den Effekt. Sein Favorit ist der Lebendimpfstoff: „Die Verteilung über Tränkwasser oder Fließfutter ist sehr einfach.“ Mit der herstellereigenen Pumpe hat er gute Erfahrungen gemacht. Allerdings müssen die Mäster darauf achten, die technischen Vorgaben exakt zu erfüllen, da der Lebendimpfstoff empfindlich auf Antibiotika, Chlor und Desinfektionsmittel reagiert. Wichtig ist, drei Tage vor und nach der Impfung keine Antibiotika anzuwenden.