Vollkostendeckend zu arbeiten ist auf landwirtschaftlichen Betrieben immer schwierig. „Jedoch ist in der Fresseraufzucht der Arbeitseinsatz sehr hoch. Deshalb sind wir sehr weit von einer Deckung der Vollkosten entfernt“, erklärt Christopher Kneip, Unternehmensberater für Rindermast bei der Landwirtschaftskammer NRW. Dafür gibt es momentan zwei wesentliche Gründe:
- Die Futterkosten befinden sich auf extrem hohem Niveau und
- die Mehrwertsteuer fällt für die meisten spezialisierten Fresseraufzüchter weg. Ihnen fehlen dadurch etwa 25 € am Tier. Zumindest in Kneips Arbeitskreis hat kein Aufzüchter eine Betriebsteilung vorgenommen, aus Sorge, einer Steuerprüfung nicht standhalten zu können. „Vermarkter sind aber lange davon ausgegangen, dass die Landwirte schon eine Betriebsteilung vornehmen“, so Kneip.
Nur wenige Fresseraufzüchter sind frei am Markt, die meisten haben ein festes Vergütungssystem mit ihren Vermarktern. Diese Marge soll saisonale Preisschwankungen ausgleichen. Denn in der Regel sind Kälber in den Sommermonaten im Einkauf teurer und in den Wintermonaten günstiger. „Eine feste Marge hat durchaus Vorteile für die Betriebe. Sie sichert gerade im Sommer ihre Liquidität. Da die Händler die Preisschwankungen ausgleichen“, erklärt der Berater. Mit dem Wegfall der Steuer und den hohen Kosten für Produktionsmittel reiche die Marge aber für viele nicht mehr. Wenn es so weitergehe, müssten einige der Fresseraufzüchter in NRW aufhören.
Das sagen die Zahlen
Im vergangenen Jahr lag die Direktkostenfreie Leistung bei 265 €/Platz (Übersicht 2). Für regelbesteuerte Betriebe läge sie bei 186 €/Platz. „Rechnet man dann noch die extrem gestiegen Kosten für Aufzuchtfutter (Kraftfutter und Milchaustauscher) dazu, läge sie gerade noch bei 111 €/Platz“, sagt Kneip. Denn die Kosten für den Einkauf der Kälber sinken zwar mit der Regelbesteuerung, aber der Erlös ebenfalls.
Auch die Futterkosten werden theoretisch günstiger mit dem Wegfall der Steuer: Sie fallen von 1,15 €/Masttag auf 1,08 €/Masttag. Allerdings steigen die Futterkosten an sich so stark, dass sie aktuell bei etwa 1,29 €/Masttag liegen.
Betrachtet man die Vollkosten, liegen diese bei knapp 340 € pro Tier (Übersicht 1). Zumindest, wenn die Arbeits-, Gebäude- und Faktorkosten mitberücksichtigt werden. „Fresseraufzüchter sind aber weit davon entfernt diese zu decken“, sorgt sich Kneip.
„Der notwendige Erlös hätte, um die Kosten zu decken, bei netto 846 € pro verkauftem Fresser liegen müssen. Tatsächlich betrug er aber im Schnitt 732 € je Fresser“, fasst der Unternehmensberater zusammen. Das macht eine Differenz von 114 € pro Tier. Momentan seien gerade mal die Direktkosten gedeckt. Kneip hat dafür deutliche Worte: „So kann es nicht weitergehen.“ Fresseraufzüchter, die an ihren Händler gebunden sind, können ihre Gewinne nur durch höhere Tageszunahmen, minimale Verluste und geringere Futterkosten beeinflussen – nicht durch den Ein- und Verkauf.
Gemeinsame Lösungen
„Die Vermarkter sind zwar spät dran, aber haben erkannt, dass sie ihr System ändern müssen und bewegen sich jetzt“, berichtet Kneip. In seinen Augen ist wichtig, dass die Spanne, die in der Vergangenheit zwischen Ein- und Verkauf der Kälber ausgehandelt wurde, jetzt neu vereinbart wird. „Einige Bullenmäster haben aber sicherlich auch schon gemerkt, dass die Fresser teurer geworden sind.“
Lesen Sie mehr: