Der Weg zum Kastrieren unter Isofluran-Narkose hat viele Stufen: Lehrgang mit Abschlussprüfung, Üben zu Hause, Abnahme der Sachkunde durch den Hoftierarzt, Überprüfung durch den Schweinegesundheitsdienst, Zuverlässigkeitszeugnis vom Veterinäramt. „Bevor auch nur einer meiner Mitarbeiter das erste Ferkel unter Narkose kastrieren durfte, hatte ich schon 700 € pro Person ausgegeben“, zählt Bernhard Heiming die Basiskosten auf. Da der Sauenhalter aus Lembeck den Betrieb geteilt hat, benötigt er zwei Narkosegeräte. Damit ein defektes Teil nicht den gesamten Betriebsablauf lahmlegt, hat er sich die wichtigsten Ersatzteile auf Lager gelegt.
Hohe Kosten durch Isofluran
Allein das Isoflurangas schlägt mit 70 Cent pro Ferkel zu Buche. Hinzu kommen die Kosten für Filterpatronen, die regelmäßig ersetzt werden müssen. Mit am wichtigsten für die Kalkulation: Der Zeitaufwand fürs Kastrieren hat sich durch die Narkose verdreifacht. Zudem zahlt der Sauenhalter seinen Mitarbeitern einen Zuschlag während der Kastrationsarbeiten. Das summiert sich unter dem Strich, sodass der Sauenhalter aus Lembeck den durchschnittlichen Zuschlag von 2 € pro Ferkel für gerechtfertigt hält.
„Wenn wir dies Signal nicht setzen, verabschiedet sich die Sauenhaltung noch schneller aus Deutschland“, bringt er den Frust vieler Kollegen angesichts der ungebremsten Ferkelimporte auf den Punkt. Obwohl die Landwirte in Dänemark und den Niederlanden nicht die strengen deutschen Auflagen zur Kastration erfüllen müssen, dürfen sie ihre Ferkel ungehindert in Deutschland verkaufen.
Separate Kastriergebühr
Den Ferkelabsatz regelt der Sauenspezialist schon seit Jahren über feste Mäster-Partnerschaften. Die meisten seiner Mäster akzeptierten den vorgeschlagenen Kastrierzuschlag. Die restlichen Mäster, die den Aufschlag kritisch sahen, überraschte Bernhard Heiming mit einem ungewöhnlichen Vorschlag: „Wenn ihr eure Ferkel selbst kastriert, bleibt der Ferkelpreis konstant.“ Heißt im Klartext: Montagmorgens um sechs Uhr mit zwei Personen anrücken, um die Ferkel in Eigenregie zu kastrieren – jeweils 11 Wochen vor Ferkellieferung, geduscht und 24 Stunden Schweine-frei. Gerät, Gas, Filter und Equipment hätte Heiming gegen Kostenerstattung zur Verfügung gestellt. Doch kein Mäster schlug auf das Angebot ein. „Zu gefährlich, zu viel Arbeit“, lauteten die Kommentare.
Daher werden Heimings Ferkel ab Kalenderwoche 11, wenn die ersten unter Narkose kastrierten Ferkel ausgeliefert werden, um 2 € pro Tier teurer. Damit die Ursache eindeutig ist, versteckt Heiming den Mehrpreis nicht in den Zuschlägen, sondern weist ihn auf der Rechnung separat als Kastriergebühr aus.
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