Rinderzucht

Embryotransfer: Die eigene Herde weiterentwickeln

Einige Rinderzüchter nutzen den Transfer von Embryonen um von guten Tieren mehr Nachkommen zu erhalten. Wir sprachen mit Landwirt Thomas Haselmann über sein Konzept.

Für Milchviehhalter Thomas Haselmann stehen im Schnitt zwei Tiere jährlich auf dem Plan für Embryotransfer. Sein oberstes Ziel: Die eigene Herde verbessern und weiterentwickeln. Schaukühe oder Besamungsbullen möchte er nicht produzieren. Hin und wieder kauft er Embryonen zu.

Wie Embryotransfer funktioniert, lesen sie hier: Rinder als Leihmütter

Haselmann melkt 180 Kühe an drei Robotern in einem Stall in Glandorf in Niedersachsen. Pro Jahr gibt jede Kuh im Mittel 11 000 kg Milch. Bei der Tierauswahl haben für ihn Leistung, Exterieur und Kuhfamilie Priorität. Genomische Zuchtwerte sind für ihn zweitrangig, seine Herde ist nicht typisiert. „Meistens spülen wir Kühe mit einem oder mehreren Kälbern. Da weiß ich sicher, ob die Kuh funktioniert und ob die Leistung passt“, sagt Haselmann. Jungrinder ohne konkrete Leistungsdaten bieten ihm zu wenig Sicherheit.

Pedigree, Zuchtwert und Tripel-A

Bei der Bullenauswahl achtet er vor allem auf das Papier, Zuchtwerte und den Tripel-A-Code. Dabei kommen 60 bis 70 % töchtergeprüfte Vererber zum Einsatz. Da er die Kälber selbst behalten möchte, ist der Einsatz von gesextem Sperma beim ET wichtig für den Landwirt. Allerdings erst bei der zweiten Spülung eines Tieres, um den Besamungs- bzw. Spülerfolg abschätzen zu können.

Die Embryonen lässt er von eigenen Rindern austragen. Bei Austragebetrieben schwankt ihm der Gesundheitsstatus der Kälber zu stark. Bislang ist Thomas Haselmann gut mit seinem Konzept zufrieden: „Wir haben beispielsweise unsere L-Familie, die auf die Stammkuh Come-star Laurie Sheik zurückgeht. Ohne Embryotransfer hätten wir diese Linie nicht so schnell etablieren können.“ Der Landwirt mag es außerdem bunt: Neben den schwarz- und rotbunten Holsteins ergänzen sechs Jerseys, eine Braunviehkuh, einige Weißrücken und drei Montbéliard-Kühe die Herde.

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