Spaltenboden verboten, Impfung tabu und Genetik aus dem letzten Jahrhundert? Mit diesen Vorurteilen räumt Biosauenhalter Georg Schwienhorst gerne auf.
Was er allerdings eingesteht: Die Arbeit hat sich fast verdreifacht. Vor der Umstellung kamen sie mit zwölf Stunden pro Sau und Jahr hin. Jetzt sind es 32 Stunden – zum Teil in Handarbeit. Das liegt auch an den 400 großen Bunden Stroh.
Wozu der ganze Aufwand?
Der Preis für Biofleisch ist hoch. Etwa 4,20 €/kg bekommen die fünf Mäster, an die Georg Schwienhorst seine Ferkel liefert, von der Marktgesellschaft der Naturland Bauern. Für den Sauenhalter errechnet der Verband regelmäßig einen Gleichgewichtspreis pro Ferkel.
Als 2012 sein Bruder auf ökologische Schweinemast umsattelte, kam Georg Schwienhorst ins Grübeln. 2015 wagten er und seine Frau es selbst. „Die Idee braucht schon zwei, drei Jahre im Kopf. Eine Hauruck-Umstellung funktioniert nicht“, rät er Berufskollegen.
Aber ein Neubau? Das kam für den Betrieb erstmal nicht in Frage. Vielmehr suchte Georg Schwienhorst pfiffige Umbau-Ideen für seine Altgebäude – und fand sie bei Naturland. Mit dem Verbandsberater plante er alles durch.
Etwa ein Jahr dauerte der Umbau – im laufenden Betrieb. Im Deckzentrum flogen die Giebel raus. An der Außenwand ersetzten Liegekessel die Kastenstände. Drinnen blieb der Spaltenboden, draußen entstanden Ausläufe und teilüberdachte Buchten für die Jungsauen.
Die Umbaukosten: Etwa 1000 € pro Platz. Auf die ehemals 550 Plätze gerechnet also gut eine halbe Million. „Bei der Finanzierung kommt es auf die Einstellung der Bank an“, weiß Georg Schwienhorst aus Erfahrung. „Wenn der Berater kein Bio-Fan ist, wird es schwierig.“
Stall stand in Flammen
Auch der Abferkelbereich veränderte sich im Zuge des Umbaus gewaltig. Doch vor drei Jahren brannte dieser Stallteil komplett nieder – ein Schock für die ganze Familie.
An dessen Stelle stehen nun zwei Neubauten: Luftige Abferkelabteile für jeweils 26 Sauen. Vorgeschrieben sind 7,5 m² im Innenbereich und 2,5 m² im Auslauf. Stolzer Preis: 10 000 € pro Bucht.
Ohne Eigenleistung wäre die Summe noch wesentlich höher. Und selbst jetzt besteht noch Optimierungsbedarf. Beim Auslauf ist der Türspalt zu groß geraten. „Und hier vorne sind die Betonsockel nicht hoch genug“. Schwienhorst zeigt auf die Umrandung des Auslaufs. Außerdem tragen die Sauen Einstreu nach draußen. „Das war so nicht geplant“, schüttelt er den Kopf. Die Güllegrube ist mit dem Stroh überfordert.
Stallbau ohne Förderung
Förderungen hat Georg Schwienhorst für seinen Stallbau nicht beantragt. Ihm war die zügige Umsetzung wichtiger. Für sein Haltungsverfahren auf Stroh bezieht er aber aktuell eine Prämie des Landes NRW. Hinzu kommen die Öko-Flächenprämien und ein Biodiversitätsprogramm. In Sachen Ackerbau arbeitet Schwienhorst eng mit erfahrenden Betrieben in der Nachbarschaft zusammen. Quinoa, Öl, Tee, Eier und mehr gibt es schon im hofeigenen Regiomaten zu kaufen.
Demnächst vielleicht auch glutenfreies Mehl. Fleisch aber erstmal nicht. „Die Verarbeitung ist sehr aufwendig und man bekommt es in allen Automaten“, begründet Dorothee Schwienhorst.
Bestes Biofutter
Das eigene Getreide verfüttern die Landwirte an Sauen und Ferkel. Die Ackerbohnen verkaufen sie im Rahmen einer Futter-Mist-Kooperation. Für ihre Tiere setzen sie zugekaufte Ergänzer und Mineralfutter ein. Zusätzlich bekommen die Schweine Maissilage. Das bedeutet Handarbeit.
Um alle anfallenden Aufgaben zu bewältigen, stehen dem Ehepaar zwei Azubis, ein fester Mitarbeiter und eine Teilzeitkraft zur Seite. Leistungstechnisch bremst den Biobetrieb vor allem die 42-tägige Säugezeit aus. Die Sauen kommen auf 2,05 Würfe pro Jahr –bei zehn bis elf abgesetzten Ferkeln pro Wurf. Mit den fruchtbaren dänischen Sauen von früher lief es nach der Umstellung leider nicht mehr so rund. Die TN 70 von Topigs hingegen kommt in den geräumigen Buchten samt Auslauf bestens zurecht.
In der Mast legen die Schweine später rund 800 g/Tag zu. Das kann sich sehen lassen. Doch für Spitzenleistungen fehlen dem Futter hochwertige Proteine. „Außerdem verbrennen Bioschweine mehr Energie durch Bewegung“, erklärt Georg Schwienhorst.
Auf Erfahrung bauen
Sein Rat nach sieben Bio-Jahren: Auf Erfahrungen von Berufskollegen zurückgreifen. „Man kennt sich unter Biosauenhaltern“, schmunzelt er. Die Verbände oder das Aktionsbündnis der Bioschweinehalter bieten dafür ein gutes Netzwerk.
Berater der Kammer oder der Anbauverbände helfen bei der Betriebsführung. Ein Herz für Bio muss aber jeder Landwirt selbst entwickeln.
„Der erste Biokontrolleur, der bei uns ins Haus kam, hat sofort einen Blick in den Kühlschrank geworfen“, lacht Georg Schwienhorst, der sich damals regelrecht ertappt gefühlt hat. Doch im Laufe der Jahre sind immer mehr Bioprodukte auf dem Familientisch gelandet. „Man muss schon hinter dem Konzept stehen, um damit erfolgreich zu wirtschaften.“ Da sind sich Dorothee und Georg Schwienhorst ganz sicher.
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