Entweder das Selbstmischen richtig aufziehen oder die Finger davon lassen, so lautet die Maxime von Pottgüter. Je nachdem, welche Rohstoffe auf dem Hof selbst erzeugt und welche zugekauft werden können, gibt es verschiedene Stufen des Selbstmischens. Dabei gilt: Je niedriger die Einsatzrate des Zukaufsproduktes, desto besser muss die Technik des Mahlens und Mischens sein.
Exakt dosieren
Während bei dem Einsatz von einem klassischen Ergänzungsfutter wie „Legemehl“ lediglich noch etwa ein Drittel Getreide hinzugefügt werden muss, sind bei der Verwendung von Mineralfutter 2,0 % exakt zu dosieren. Der Landwirt muss in diesem Fall selbst zum Tierernährer werden, eine Ration berechnen, professionell Rohstoffe einkaufen und auch deren Qualität überwachen.
Futtermittel genau kennen
Wer selbst Rohstoffe einkauft, muss den Markt beobachten und den richtigen Moment zum Kauf erwischen. „Dabei kann man schnell 10 €/t mehr ausgeben“, sagt Pottgüter. Auch über die Inhaltsstoffe und Eigenschaften der verschiedenen Futtermittel gilt es dann Bescheid zu wissen. Hier einige Beispiele:
- Wer mit Mineralfutter arbeiten möchte, der muss zusätzlich groben Kalk einmischen. Dieser ist für die lange Dauer der Eischalenbildung unerlässlich.
- Beim Einsatz von Ackerbohnen gilt es nur auf neue Sorten zu setzen. Diese enthalten keine antinutritiven Inhaltsstoffe wie Vicin und Convicin, welche dazu führen, dass Hennen kleinere Eier legen.
- In den Futtermischungen sollte lediglich 00Raps zum Einsatz kommen, in einer Höhe von 10 bis 15 %. Sonst droht ein Rückgang im Futterverzehr.
- Beim Einsatz eines Premixes, der lediglich in einer Höhe von 0,5 bis 1,0 % eingesetzt wird, muss der Landwirt zusätzlich auch einen Phosphatträger beschaffen.
Qualitäts-Kriterium Nummer 1
Doch es kommt nicht nur auf die Qualität der Rohstoffe an. Geht es um ein Futter für Legehennen, ist das Augenmerk unbedingt auch auf die Struktur zu legen. „Dies ist das erste und offensichtlichste Qualitätskriterium für ein Mehlfutter“, macht Pottgüter deutlich. Die erste wichtige Prämisse des Fütterungsexperten lautet daher: Niemals mit einem Sieb für Schweinefutter das Legehennenfutter mahlen!
Wichtig zu wissen sei, dass in den fahrbaren Mahl- und Mischanlagen häufig eine klassische Hammermühle verbaut ist. „Dabei entstehen aber zu viele pudrige Anteile“, so Pottgüter. „Legehennen mögen aber kein Backmehl fressen“, erklärt er. Außerdem hat die Beschaffenheit der Schläger in der Mühle Einfluss auf die Futterstruktur. Werden sie gewechselt, ändert sich diese wieder enorm.
Die Technik muss passen
Grob, griffig und homogen, so sollte das perfekte Futtermittel strukturiert sein. Dies ist die Basis für eine gute und gleichmäßige Futteraufnahme. Für Selbstmischer sind Cracker und Walzenmühlen zu bevorzugen, sagt Pottgüter. Für kleinere Betriebe kann er zudem eine doppelstufige Quetsche empfehlen.
Je geringer der Anteil einzelner Komponenten, desto genauer muss zudem die Dosier- und Mischtechnik sein. Nur eine Gewichtsdosierung arbeitet genau – mit einer Volumendosierung oder über die Steuerung der Schneckendrehzahl ist hingegen keine exakte Dosierung möglich.
Von Dotterfarbe bis Schale
Ungenauigkeiten, Probleme bei der Dosierung des zugekauften Ergänzungsfutters, Konzentrates, Mineralstoffes oder Premixes werden immer zuerst an Schwankungen der Dotterfarbe bemerkt. Später gibt es Schalenprobleme.
Zu jeder professionellen Eigenmischungstechnik gehört darüber hinaus eine Öldosierung dazu. Fett oder Öl sind hochwertige Energiequellen für die Ration. Beim Fehlen dieser Komponenten reduziert sich das Eigewicht. Auch führt der Zusatz zu einer Verbesserung der Struktur und damit auch der Futterakzeptanz. Hühner mögen kein trockenes, staubiges Futter. Weil es durch Fett oder Öl in der Ration zu einer geringeren metabolischen Wärmeproduktion kommt, ist der Einsatz insbesondere im Sommer wertvoll.
Rechnet sich das Selbermischen?
Verfüttern oder doch lieber verkaufen? Wer sich diese Frage beantworten will, der sollte zuerst einmal die indirekt entgangenen Gewinne berücksichtigen. Wer Getreide nicht in der Ernte verkauft, sondern für eine gewisse Zeit einlagern kann, erzielt vielleicht später einen guten Schnitt. Beim Kostenvergleich von Mischungen und zugekauftem Alleinfutter ist es wichtig, nur nährstoffgleiche Mischungen zu vergleichen. Eine (extern) durchgeführte Berechnung der Eigenmischung muss dem Landwirt vorliegen. Wichtig ist die Berechnung auf der Basis der ME-Formel für Geflügel. Dies ist die metabolisierbare/umsetzbare Energie für Geflügel. Der Energiegehalt ist eine Maßzahl für die Nährstoffdichte des Futters. Folgende Punkte zählen:
- Höhere Energiegehalte – in MJ/kg – kennzeichnen ein Futter mit höherer Nährstoffdichte.
- Diese sind in der Regel etwas „teurer“ als solche mit niedrigerer Energie.
- Normal ist eine Energiegehalt von 11,4 – 11,6 MJ/kg.
- Im Sommer – wenn die Hennen weniger fressen – sollte eventuell ein Futter mit höherer Energie eingesetzt werden.
- Niedrige Energie führt zu höherem Futterverzehr in g/Tier/Tag und ist insofern durchaus möglich und bei Biofutter üblich.
- Die Hennen fressen primär nach Energiebedarf, bei ansonsten normalen Nährstoffgehalten.
Wer über die Kosten sinniert, sollte sich zudem fragen, ob das Geld statt beim eigenen Mischen nicht viel eher in der Eiervermarktung verdient wird. Zudem ist der Wettbewerb unter den Futtermittelherstellern groß, woraus der Geflügelhalter durchaus Nutzen ziehen kann.
Eine Frage der Faser
Über den idealen Gehalt an Rohfaser gibt es bislang keine wissenschaftlich belegte Mindestgröße. Unter 3 % sollte er laut Pottgüter jedenfalls nicht liegen. Mit einer guten Rohfaserqualität hält er 3,5 bis 4,5 % aber durchaus für ausreichend. Hierbei sollte der Fokus auf einem gewissen Anteil unlöslicher Faseranteile liegen. Hierdurch zeichnen sich Sonnenblumen- und Rapsschrot, Hafer, Grünmehl und auch Lignocellulose aus. Wie in Biomischungen häufig üblich, ist aber auch ein Futter mit mehr als 6 % Rohfaser möglich.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)
Das MHD lautet immer auf den Herstellungsmonat plus drei Monate und kann demzufolge maximal vier Monate betragen. So lange ist aber kein Futter in hoher Qualität haltbar, macht Pottgüter deutlich. Das MHD bezieht sich lediglich auf Vitamine und Zusatzstoffe und niemals auf das Gesamtfutter. Außerdem setzt das MHD eine hygienische, trockene und sachgerechte Lagerung voraus. Pottgüter rät daher zu einer maximalen Lagerdauer von drei bis vier Wochen, besonders in den kommenden Sommermonaten.
Futter prüfen
Ohne Untersuchung der Futtermischungen geht es nicht. Das optische Verfahren der Nahinfrarotspektroskopie (NIR) ist zwar relativ günstig, aber für Mischungen mit einem hohen anorganischen Anteil wie beispielsweise Kalk ungeeignet. Auch ist für jede Futtermischung eine bestimmte Kalibrierung erforderlich. Letztlich hält Pottgüter eine Untersuchung bei der LUFA für die bessere Lösung.