Kommentar

Die Schweinepreise fallen – ein Desaster!

Schweinehalter verstehen die Welt nicht mehr. Rückläufige Schlachtzahlen in Deutschland, endlich Grillwetter und die Öffnung der Gastronomie sollten den Fleischabsatz doch beflügeln. Aber Fehlanzeige!

Das hat gerade noch gefehlt: Statt jetzt endlich steigender Preise bei ordentlichem Grillwetter zogen die Schlachtunternehmen die Reißleine. Die Millionenverluste der Westfleisch SCE im ersten Halbjahr 2021 sind nur ein Thema. Eine intensive Besprechung der VEZG mit dem Haus Tönnies im Vorfeld der Preisfindung letzter Woche ging in die gleiche Richtung. Auch die Mittelständler schlagen Alarm. Ergebnis: - 9 Cent, die weitgehend an die Ferkelerzeuger weitergereicht wurden.

Der Schweinefleischabsatz in Deutschland ist weiter rückläufig. Mit einem Minus von 2 bis 3 % ist im ersten Halbjahr 2021 zu rechnen. Weil der chinesische Fleischmarkt zusammengebrochen ist, bieten Niederländer, Dänen und selbst Spanier hier Edelteile zu Dumpingpreisen an – obwohl Erzeugerpreise zum Beispiel in Spanien bis zu 60 Cent/kg höher liegen. Der andere Punkt ist, dass die Schlachtunternehmen mit ihren deutlich steigenden Kosten nicht mehr klarkommen.

Aber all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schweinehalter mit relativ höheren Kostensteigerungen konfrontiert sind.

Die Futtermittelunternehmen bieten derzeit Futterkontrakte ab 1. August an, die allein bei den Mastschweinen eine Erhöhung um 15,00 EUR gegenüber dem laufenden Jahr bedeuten. Da werden die meisten Schweinehalter wohl bis nach der Ernte mit der Unterschrift warten!

In der Sauenhaltung stehen in Zukunft gewaltige Investitionen an – und jetzt wieder fallende Preise, nach dem finanziellen Dilemma im Herbst und Winter. Steigende Energiekosten treffen Sauenhalter und Mäster, letztere müssen kurzfristig zum Teil erheblich in Beschäftigungsmaterial investieren.

Und von dem in die Initiative Tierwohl investierten Geld muss ja auch erstmal wieder etwas zurückkommen – ab nächstem Monat.

Da passt ins Bild, dass Investitionen in tierfreundlichere Haltungsverfahren mit der verabschiedeten TA-Luft kaum möglich sind, Frau Klöckners staatliches Tierwohllabel von der SPD rundweg abgelehnt wird und zumindest vor der Wahl die Borchert-Pläne keine Finanzierungsgrundlage mehr finden.

Wer einen saftigen Nacken auf den Grill gelegt hat, statt sich an diesen fruchtlosen Diskussionen zu beteiligen, wird zum eigenen Wohl und dem der Schweineproduktion mehr beigetragen haben...

Nun gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber aktuell liegt die schon auf der Intensivstation!