Endlich wieder Gewinne - Sauenhalter und Mäster können nach langer Durststrecke aufatmen. Dank einem Preis von 2,28 € je kg Schlachtgewicht liegt die Direktkostenfreie Leistung (DkfL) derzeit bei knapp 25 € pro Mastschwein – 20 € sind zur Deckung der Vollkosten nötig. Auch für die Sauenhalter geht es mit einem Preis von 80 € pro Ferkel endlich bergauf. Für eine kostendeckende Produktion sind etwa 550 € DkfL pro Sau und Jahr nötig. Momentan erzielen heimische Ferkelerzeuger um die 1.400 € DkfL pro Sau. Baden die Sauenhalter also gerade im Geld? Nein, denn die Erträge sind bitter nötig, um die tiefen Finanzlöcher der letzten zwei Jahre zu stopfen.
Licht in Sicht?
Bedeuten die Zahlen dennoch Licht am Ende des „Krisentunnels“? Stefan Leuer, Marktexperte bei der Landwirtschaftskammer NRW zeigte sich skeptisch bei der „Landwirte-Akademie“ der Firma MSD in Soest. „Der anstehende Umbau von Deckzentrum und Abferkelstall sowie die Umsetzung der TA-Luft treiben die Produktionskosten für die deutschen Schweinehalter künftig weiter in die Höhe“, beschrieb Leuer das Problem. Hinzu kommen steigende Energie- und Futterkosten sowie die schwierige Suche nach qualifizierten Arbeitskräften.
2021 lag Deutschland bei den Produktionskosten noch im europäischen Mittelfeld. Mit 1,66 €/kg Schweinefleisch (netto) von der Geburt bis zum Schlachttransporter waren die deutschen Schweinehalter ihren Kollegen in Schweden oder Italien deutlich überlegen, die damals schon Rekordwerte von 1,96 bzw. 2,16 €/kg hatten. Durch zusätzliche Kosten für Tierwohl und Umweltschutz wird die deutsche Schweinehaltung künftig ebenfalls jedoch auf die hinteren Ränge katapultiert.
Daraus schlussfolgerte Stefan Leuert, dass deutsche Schweinehalter bald nur noch für den heimischen Markt produzieren können. Denn Fleischexporte zu niedrigeren Preisen sind dann nicht mehr rentabel. „Wir müssen den heimischen Markt stärken. Ansonsten haben unsere Schweinehalter keine Perspektive“, forderte er.
Gleichzeitig sinkt der Fleischkonsum der deutschen Verbraucher, insbesondere beim Schweinefleisch. In den letzten elf Jahren ist der Pro-Kopf-Verzehr um 10 kg zurückgegangen. „Heute liegen wir nur noch bei 30 kg Schweinefleisch pro Kopf. Bis 2040 erwarten wir einen weiteren Rückgang auf 18 kg“, prognostizierte Leuer. Für 1 kg verzehrtes Schweinefleisch pro Bundesbürger braucht es dabei umgerechnet etwa 300.000 Mastplätze. „Im Jahr 2040 reichen somit etwa 550.000 Schweineschlachtungen pro Woche. Wir können also davon ausgehen, dass die deutschen Schweinebestände weiter sinken“, erklärte er.Erfolge beim Einsatz von Antibiotika
Erfolge beim Antibiotikaeinsatz
Beim Antibiotikaeinsatz konnten die deutschen Schweinehalter Erfolge verzeichnen. Wie Dr. Sandra Löbert vom Schweinegesundheitsdienst NRW aufzeigte, hat sich die Abgabemenge von 2015 bis 2021 um 65 % reduziert. Die wesentlichen Gründe sind:
- Weniger„Sicherheitsbehandlungen“ bei Ferkeln.
- Intensivere Diagnostik im Krankheitsfall und bessere Kenntnis des Erregerspektrum im Stall.
- Impfungen der Zuchtsauen mit bestandsspezifischen Impfstoffen für einen maternalen Schutz der Ferkel.
- Mehr Impfungen gegen „Wegbereiterinfektionen wie PRRS, Influenza und PCV-2, was bakterielle Sekundärinfektionen verhindert.
- Erweiterte Krankheitsprophylaxe durch optimierte Fütterung, bessere Hygiene und einheitliche Ferkelherkunft.
„Dennoch wird es immer auch kranke Schweine geben“, blieb Löbert realistisch und mahnte: „Diese müssen wir weiterhin zwingend mit Antibiotika behandeln!“ Auf Behandlungen zu verzichten, aus Angst, die Kennzahl im Antibiotika-Monitoring zu überschreiten, sei fatal. Denn das verstoße nicht nur gegen den Tierschutz. Kranke Tiere treiben auch die Produktionskosten durch zum Beispiel eine längere Mastdauer in die Höhe.