Molkerei Hochwald

Detlef Latka: "Festpreise kratzen an 50 Cent/kg"

Die Molkerei Hochwald ist ein großer Lieferant für die weiße Linie für den deutschen Handel – und da ist gerade viel im Umbruch. Geschäftsführer Detlef Latka über neue Kontrakte und Preisbildungen.

Herr Latka, der Handel hat die Preise für Konsummilch Mitte Februar überraschend um 5 Cent pro Liter angehoben. Kommen diese 5 Cent auch bei Ihnen an?

Das rührt sicherlich noch aus der letzten Preisrunde her, denn zum1. Januar ist relativ wenig passiert. Mittlerweile haben die Handelskonzerne unterschiedliche Vertragslaufzeiten und selbst innerhalb einer Molkerei kann es zu verschiedenen Verträgen kommen. Somit ist alles viel intransparenter geworden. Wenn einer vorprescht – wie in diesem Fall Aldi – dann ziehen die anderen nach, ohne dass sich das vielleicht gleich auf der Verkaufsseite der Molkerei widerspiegelt.

Die Kontrakte zwischen Handel und Molkereien für Produkte der Weißen Linie waren bis vergangenes Jahr starr. Jetzt hat der Handel die Spielregeln geändert.

Bislang gab es Preisabschlüsse vom 1. Mai bis 30. Oktober und vom 1. November bis 30. April. Die klassischen Halbjahreskontrakte bestehen weiter – aber vom 1. Januar bis 30. Juni usw. Andererseits gibt es die sogenannten Longterm Agreements, die über zwei, drei oder vier Jahre laufen. Hier wird der kalkulierte Preis von bestimmten Marktindikatoren abgeleitet. Da gibt es ganz unterschiedliche Modelle – auch hinsichtlich der Anpassung der Preise. Sprich, es gibt mittlerweile ein ganzes Bündel von Modellen.

Welches Modell ist Ihnen als Molkereichef lieber?

Wenn die Preise steigen, sind kurz laufende Verträge attraktiver. Gehen die Preise zurück, hätte ich ­natürlich lieber Jahresverträge. Allerdings glaube ich, dass eine Molkerei durch dieses Bündel an Verträgen Chancen und Risiken besser gegeneinander aufrechnen kann. Da ist man vielleicht nicht immer bei den Spitzenpreisen ­dabei, doch in Kombination ergibt sich ein ordentlicher Durchschnittspreis. Zudem entsteht ein vernünftiger Risikopuffer, wenn man als Molkerei-Unternehmen die Möglichkeit hat, zwischen ­unterschiedlichen Laufzeiten zu variieren.

Trotz der Preiserhöhung hinkt die Verwertung für Trinkmilch und Co. den Eckverwertungen Butter und Pulver hinterher, diese liegt bei mehr als 54 Cent/kg. Stehen Sie deshalb beim Milchpreis unter Druck?

Natürlich haben auch wir Vereinbarungen, die diesen Preis widerspiegeln. Allerdings haben wir auch Kontrakte, die zum 1. Januar abgeschlossen wurden, die diesen Preis eben nicht erreichen. Das müssen wir zum 1. Juli anpacken. Die Märkte sind fest und ich sehe auch nicht, dass sich die Marktparameter bis dahin großartig ändern. Deshalb hat sich die gesamte Branche bei der nächsten Verhandlungsrunde an diesen Marktparametern zu orientieren. Energie und Verpackungsmaterial sind erheblich teurer geworden. Das muss ebenfalls Berücksichtigung finden.

Hochwald hat neben dem klassischen Trinkmilchgeschäft noch ­Alternativen. Während die weiße Linie etwa ein Drittel des Umsatzes ausmacht, kommt der Rest aus Bereichen, die in anderen Kontrakten und Verwertungen unterwegs sind. Wir können beispielsweise Pulver oder Käse herstellen und haben ein großes Standbein im Export. Auch der Spotmarkt ist aktuell sehr ­aufnahmefähig. Insofern wird das im Sommer eine turbulente und ­intensive Preisrunde sein.

Sie bieten Ihren Mitgliedern Festpreise, die sich vor allem von Börsenwerten ableiten, also weniger von Ihrem Portfolio. Wie bekommen Sie diesen Spagat hin?

Mit Hinblick auf den Festpreis ist das nicht der Fall, da können wir uns gut den Börsennotierung anpassen. Wir sichern das Volumen, das von den Bauern angemeldet wird, direkt ab. Ein Risiko entsteht daraus für uns nicht. Bei den jetzigen Preisen ist dieses System für unsere Lieferanten logischerweise sehr attraktiv. Landwirte können bis zu 20 % ihres Volumens absichern. Pro Quartal bieten wir maximal 20 Mio. l an. Ohne diese Deckelung wäre der Ansturm derzeit viel zu hoch, und die Absicherung über die Börse nicht möglich. Im letzten Quartal wurde...