Berufsverband Bullenmast

BVRM: Bullenmäster gründen neuen Verein

Rindermäster fühlen sich nicht vertreten in Politik und Gesellschaft. Deshalb haben sie einen eigenen Verein gegründet. Sie wollen politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich ein Sprachrohr bilden.

Der Berufsverband Rinder­mast (BVRM) hat sich gerade erst gegründet. Warum haben Sie den Verband ins Leben gerufen?

Stöver: Aufgrund der aktuellen Situation, die auf uns Bullenmäster einprasselt. Losgetreten wurde das Ganze im vergangenen Jahr, als wir von den KTBL-Flächenangaben lasen. Wir wurden überrumpelt von Flächenangaben, die vorher in keiner Weise mit uns kommuniziert wurden.

Zu dem Zeitpunkt kam bei mir und bei vielen anderen Landwirten der „Aha-Effekt“: Wir Bullenmäster müssen uns bündeln und gemeinsam mit einer Stimme sprechen. Aus dieser Idee heraus ist unser Verband entstanden. Denn wir sehen, dass noch viele andere Akteure Haltungsvorschriften planen: Die Wirtschaft ITW Rind, der Handel Haltungsform.de und das BMEL den Borchert-Plan. Nun wollen wir deutschen Rindermästern als Berufsverband eine Stimme geben und bundesweit agieren.

Lambers: Als Berater, wissen wir nicht, wie die Tierhaltung zukünftig aussehen soll und was wir Bullenmästern momentan raten sollen. Wirtschaftlich geht es vielen Betrieben schlecht. Es gibt keine Planungssicherheit. Wir müssen etwas ändern!

Was sind also die Ziele vom BVRM?

Stöver: Zum einen wollen wir endlich bei Entscheidungen, die uns betreffen, mitsprechen und mitgestalten. Wir wollen nicht nur über vollendete Tatsachen lesen, sondern vorher mit am Tisch sitzen.

Das heißt konkret?

Stöver: Unsere Ziele bestehen aus drei Themenkomplexen:

  • Gesellschaftliche Ziele: Wir wollen das Produkt Rindfleisch der Gesellschaft näherbringen. Dabei wollen wir herausstellen, dass sich das deutsche Premiumprodukt Rindfleisch klar vom südamerikanischen abhebt. Wir wollen offensiv zeigen, dass wir klimabewusst und transparent produzieren und das Produkt zukunftsfähig machen. Unser Ziel ist es, als Gruppe mit den Verbrauchern in den Dialog zu treten. Dadurch wollen wir Vertrauen schaffen. Denn wir können selbstbewusst über Rindfleisch reden.
  • Politische Ziele: Wir wollen als praktische Mäster und Berater Ansprechpartner für Politik, Wissenschaft und Verbände sein. Wir möchten diese begleiten und unterstützen in allen fachlichen Belangen zur Rindermast.
  • Wirtschaftliche Ziele: Wir Bullenmäster können nur überleben, wenn unsere Betriebe wirtschaftlich laufen. Deshalb wollen wir Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche Vermarktung schaffen, Geschlossenheit gegenüber Handelspartnern zeigen und neue Vermarktungswege aufmachen. Unser Ziel: Faire Preise für deutsches Rindfleisch.

Wo stehen Sie jetzt aktuell?

Lambers: Primär gilt es gerade, den Verband zu puschen und andere Landwirte zu begeistern, mitzumachen. Denn der Verein lebt von Größe und Mitgliedern. Außerdem stehen wir im regen Austausch mit Politikern und bewerben sowie bemühen uns darum, die Borchert-Kommission mitgestalten zu dürfen, und hoffen, dass wir auch als Sprachrohr angesehen werden. Wir wollen Kontakte knüpfen, Netzwerke herstellen und die Zusammenarbeit bereichern.

Es gibt lang bestehende Verbände wie den WLV, das Landvolk in Niedersachsen oder auch den Bauernverband auf Bundesebene. Trotzdem gründen Sie Ihren eigenen Verein. Fühlen Sie sich nicht vertreten von den Verbänden?

Stöver: Unser Verband soll nicht im Widerspruch stehen zu den bestehenden Verbänden, die bundes- und landesweit gute Arbeit machen. Aber wir wollen uns noch mal speziell organisieren, um Stärke zu signalisieren. Dabei suchen wir aber den Schulterschluss zu den bestehenden Interessenvertretungen.

Ehrlicherweise muss man sagen, dass der Bereich der Rindermast in den vergangenen Jahren überall nebenbei lief oder links liegen geblieben ist. Das ist nicht als Vorwurf zu verstehen. Aber wir sind in einer Zeit angekommen, in der das nicht mehr funktioniert. So etwas wie mit KTBL darf nicht noch mal passieren. Allerdings wollen wir auf keinen Fall eine Konkurrenzveranstaltung zu den Verbänden darstellen, sondern sie unterstützen.

Konkret: Was fehlt Ihnen bei den Verbänden?

Lambers: Eine fachliche Organisation, die sich wirklich zu 100 % mit Rindermast auskennt und sich mit dieser auseinandersetzt auf allen Ebenen. Für uns gibt es keinen zentralen Ansprechpartner. Das wollen wir nun ändern, Fachinformationen liefern und gucken, dass zukünftige Entscheidungen nicht aus dem Ruder laufen.

Streben Sie trotzdem eine Zusammenarbeit an?

Lambers: Ja, auf jeden Fall. Das ist unser Ziel! Wir haben bereits Gespräche geführt und wollen keine Unterorganisation darstellen.

BVRM: Bullenmast eine Stimme geben
Der Berufsverband Rindermast (BVRM) gründete sich am 20. Januar dieses Jahres. Der Gründerstab besteht aus elf Landwirten und Beratern aus Niedersachsen und NRW. Erster Vorsitzender ist Bullenmäster Fokke Stöver aus Oldenburg, zweiter Vorsitzender Felix Pahlsmeier aus Delbrück und Geschäftsführer ist Matthias Lambers vom Beratungsring Osnabrück. Außerdem hat der Verein einen Schriftführer, Pressewart und zehn Beiratsmitglieder. Aktuell ist der Verein auf aktiver Mitgliedersuche mit dem Ziel sich überregional auszubreiten. Mitglieder können Rinderhalter und Beratungsorganisationen werden.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.bv-rindermast.de

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