Markt für Schlachtrinder

Bullen plötzlich knapp und teuer

Vor Weihnachten ziehen die Preise für Jungbullen an. Das Angebot ist knapp.

Verstehen muss es keiner, aber es ist einfach so: Während Corona bei den Schweineschlachtungen zu Tiefpreisen führt, zeigt sich – jetzt zum Jahresende – bei Rindfleisch der gegenteilige Effekt. Bekanntlich hatten auch Milcherzeuger und Bullenmäster seit dem Corona-­Theater mit Niedrigpreisen zu kämpfen. Jetzt, kurz vor Weihnachten, zeigt sich das Gegenteil. Weil so viele Rinder­schlachtungen in den vergangenen Wochen ausfielen, wird nun das Rindfleisch in den Lagern knapp. Auch aus Übersee ist wenig Ware vorrätig: Aufgrund der Gastronomieschließung im Frühjahr und der anschließenden Verunsicherung haben die deutschen Händler weniger südamerikanische Importware als üblich geordert.

Beide Effekte zusammen hätten trotzdem nicht für ein Preisplus gereicht, wenn nicht Rind- und Kalbfleisch in diesem Jahr an der Ladentheke und in den Metzgereien gut laufen würde. Die Nachfrage ist groß und teilweise war der Rindfleischvorrat für das Weihnachts­geschäft schon vor dem 4. Advent ausverkauft: „Wenn der Lockdown uns schon am Restaurantbesuch hindert und viel Zeit beschert, dann gönnen wir uns jetzt mal wieder einen schönen klassischen Braten“, lautet offenbar die Devise vieler ­Verbraucher.

Die Schlachter suchen daher dringend Ware: Für den R3-Jungbullen wurde vor Weihnachten in der Spitze 3,80 € je kg Schlachtgewicht aufge­rufen. Ob es so bleibt, weiß niemand. Es ist aber immerhin ein kleines Lichtlein in der Finsternis der 2020er-Niedrigpreise.

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