Anschauen und Ausprobieren: Mit diesem Ziel fuhr Lukas Busemann aus Ense am Möhnesee zur EuroTier. Dort nahm er Bewegungsbuchten für Sauen unter die Lupe.
Wichtig war ihm und seinem Vater Georg ein schnelles Öffnen des Ferkelschutzkorbs. „Von zehn Sekunden bis über eine Minute war alles dabei.“, erklärte der Junglandwirt bei einem Online-Stallrundgang des Netzwerks Fokus Tierwohl. Für 132 Abferkelbuchten im 3-Wochen-Rhythmus ist der Aufwand nicht zu unterschätzen. Schließlich entschieden sich Busemanns für eine praktische Lösung des österreichischen Herstellers Stallprofi.
Frage des Managements
Mit zwei schnellen Handgriffen lassen sich die Flügel des Ferkelschutzkorbs öffnen, sodass den Sauen die ganze Bucht zur Verfügung steht. Mehr Platz bedeutet aber auch mehr Arbeit. Allein für das Waschen der großen Buchten plant Lukas Busemann jetzt 25 % mehr Zeit ein.
Bei so viel Freiraum bleibt schon mal ein Ferkel auf der Strecke. Gerade im Sommer steigen die Erdrückungsverluste. Dass er seine Sauen künftig nur noch fünf Tage rund um die Geburt fixieren darf, macht Lukas Busemann Sorgen. Andererseits sieht er noch Potenzial in seinem Management. Dazu gehört auch die Genetik, die zum neuen Buchtentyp passen muss.
Vor einem dreiviertel Jahr ist der Betrieb in die Eigenremontierung eingestiegen. Busemanns erhoffen sich von ihrer db.Viktoria-Nachzucht starke mütterliche Eigenschaften und ein einfaches Handling in den Bewegungsbuchten. Ob das klappt, wird sich bald zeigen. Denn jetzt ferkeln die ersten selbst gezogenen Sauen.
Zweiphasiges Absetzen
Während die Sau sich nach der Säugephase wieder auf den Weg ins Deckzentrum macht, bleibt ihr Wurf vorerst in der Abferkelbucht. Die Ferkelfütterung von Tewe kann neben Milch auch Prestarter und Aufzuchtfutter ausdosieren. So sind die Kleinen in gewohnter Umgebung bestens versorgt, während sie sich an die neue Situation ohne Sau gewöhnen. Nach fünf bis sechs Tagen beginnt mit dem Umstallen ins Flatdeck die zweite Absetzphase.
Der Aufwand lohnt sich: Aktuell setzen Busemanns 30 bis 31 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Auch die Aufzuchtleistung hat sich verbessert. „Wir haben kaum noch Absetzdurchfälle und brauchen weniger Antibiotika“, freut sich Lukas Busemann.
Passt das auch in Zukunft?
Bei der Größe der Abferkelbuchten hat der Betrieb „Schwein gehabt“. Mit rund 2,4 m Breite und 2,7 m Länge messen die Buchten 6,5 m². Sie liegen also im Rahmen dessen, was die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung in spätestens 15 Jahren fordert.
Beim Deckzentrum hingegen wird Busemann anbauen müssen. Aktuell hat jede Sau höchstens 3,5 m² Platz. Als Rückzugsmöglichkeit bei Rangkämpfen reicht das erfahrungsgemäß, denn Busemann fixiert die Sauen erst kurz vor der Besamung. Trotzdem sind in acht Jahren 5 m² pro Sau vorgeschrieben. Der Landwirt ist noch in der Findungsphase, kann sich aber eine Halle oder Arena mit Stroh vorstellen – vorausgesetzt, Bau- und Immissionsschutzrecht machen ihm keinen Strich durch die Rechnung.
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